Das Wichtigste in Kürze
- Wenn im Alter gewisse Tätigkeiten schwerfallen, können Hilfsmittel den Alltag erleichtern und ein selbstbestimmtes Leben ermöglichen.
- Alltagshelfer können verschiedene Behinderungen erleichtern oder überwinden.
- Es gibt verschiedene Arten von Hilfsmitteln: etwa für den Haushalt, das Bad, zum Gehen, Sehen oder Hören.
- Seniorinnen und Senioren müssen in der Schweiz entweder selbst für Hilfsmittel aufkommen oder eine Kostenübernahme durch die AHV oder Krankenkasse prüfen lassen.
- Vor dem Kauf eines Hilfsmittels ist eine medizinische Abklärung und fachliche Beratung nötig.
Wann wird es Zeit für ein Hilfsmittel?
Im Alter kann der Alltag aufgrund von körperlichen oder geistigen Gebrechen beschwerlich werden – einfache Tätigkeiten werden zur Herausforderung. Dank Hilfsmitteln können Seniorinnen und Senioren ein selbstbestimmteres Leben führen. Einschränkungen werden reduziert oder gar überwunden. Häufig leben Senioren dank den Alltagshelfern länger zu Hause.
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Was zählt zu den Hilfsmitteln?
Hilfsmittel gibt es für die unterschiedlichsten Behinderungen und Lebensbereiche. Etwa für den Haushalt, das Bad oder zur Rehabilitation. Hilfsmittel zum Sehen, Hören oder Gehen helfen bei körperlichen Gebrechen, und Notrufsysteme sorgen für mehr Sicherheit in den eigenen vier Wänden. Weiter gibt es auch Hilfsmittel, die den Alltag der Pflegenden erleichtern.
In der Schweiz zahlen die AHV, IV oder soziale Krankenversicherung viele Hilfsmittel ganz oder teilweise – genaueres zu den Kosten erfahren Sie unter diesem Link.
Definition: Was ist ein Hilfsmittel genau?
Gemäss Duden ist ein Hilfsmittel nichts Weiteres als ein Mittel zur Arbeitserleichterung oder zum Erreichen eines bestimmten Zweckes. Das kann also ein herkömmliches Rüstmesser oder eine elektronische Küchenmaschine sein.
Im medizinischen Bereich dienen Hilfsmittel aber vor allem dazu, um Kranke erfolgreich zu behandeln, einer Behinderung vorzubeugen oder zu kompensieren. Kurz: Sie sollen gesundheitliche Einschränkungen ausgleichen. Wenn es darum geht, dass die IV, AHV oder die Krankenkasse die Kosten übernehmen soll, muss die Einschränkung ärztlich nachgewiesen werden.
Welche medizinischen Hilfsmittel gibt es?
Wie in den oberen Kapiteln erwähnt, ist die Auswahl an Hilfsmitteln gross. Hier eine Übersicht der verschiedenen Arten und Kategorien, wobei die Liste nicht abschliessend ist.
Hilfsmittel für die Mobilität
Gehhilfen
Im Alter fällt das Gehen oft schwer. Aus Angst vor Stürzen getrauen sich viele Seniorinnen nicht mehr aus dem Haus oder vernachlässigen soziale Kontakte. Hier tragen unterschiedliche Gehhilfen zu einem mobileren und gesünderen Leben bei. So verhelfen etwa Krücken, Gehstöcke oder Rollatoren zu einem sicheren Gang. Die Auswahl an Modellen ist gross. Was es beim Kauf zu beachten gilt, erfahren Sie in unseren Ratgebern.
Rollstühle
Manchen Menschen ist es im Alter fast oder nicht mehr möglich, sich auf ihren Beinen aufrecht fortzubewegen. Dank eines Rollstuhls oder E-Rollstuhls können sie jedoch weiterhin mobil bleiben. Auch hier gibt es eine grosse Auswahl an Modellen für die unterschiedlichsten Bedürfnisse – etwa ein elektronischer Rollstuhl, der Treppen steigen kann. Sonst helfen Rollstuhlrampen, Treppenlifte oder Treppenlift-Alternativen, Stufen zu überwinden.
Für Senioren, die Schwierigkeiten beim Gehen haben oder nicht mehr längere Strecken zurücklegen können, kann ein Elektromobil oder ein Senioren-Scooter eine grosse Erleichterung sein. Allerdings sollten sie selbstständig ein- und aussteigen sowie am Strassenverkehr teilnehmen können. Ein Führerausweis ist aber für diese Geräte nicht notwendig.
Seh- und Hörhilfen für Senioren
Mit zunehmenden Alter nimmt die Seh- und Hörfähigkeit oft ab. Brillen, Kontaktlinsen, Lupen oder Bildschirmlesegeräte schaffen bei einer Sehschwäche Abhilfe. Mit therapeutischen Sehhilfen werden Augenerkrankungen oder -verletzungen behandelt. Beispiele sind Kantenfilter, Verbandslinsen oder Brillenglas mit UV-Filter.
Viele zögern lange davor, einen Hörtest zu machen. Dabei nimmt die Lebensqualität bei einer Schwerhörigkeit stark ab. Hörgeräte stellen in der Regel das Hörvermögen ganz oder zum grossen Teil wieder her. Auch sind sie heutzutage so klein, dass man sie kaum sieht.
Zum kostenlosHilfsmittel für Senioren im Bad
Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, um die Körperhygiene bei Einschränkungen zu erleichtern.
So bieten etwa Sitzbadewannen mehr Sicherheit durch einen Türeinstieg und eine Sitzbank. Auch Rollstuhlfahrer:innen können so ein Bad geniessen. Alternativen sind Badewannenlifte, um problemlos ein- und auszusteigen. Badewanneneinsätze oder Badewannensitze verhindern, dass Personen mit körperlichen Einschränkungen den Halt verlieren oder ausrutschen.
Wer lieber duscht, kann dies dank eines Duschhockers trotz Stehproblemen sicher gestalten. Wichtig sind auch Griffe in der Dusche, um die Rutschgefahr zu verringern.
Ein Haltegriff lohnt sich auch bei der Toilette. Manchmal fällt das Aufstehen schwer, da herkömmliche WCs sehr tief sind. Erhöhte Toilettensitze sind da sehr hilfreich.
Hilfsmittel für die Pflege von Senioren
Es gibt zahlreiche Hilfsmittel zur Pflege von beeinträchtigten Menschen – auch Pflegehilfsmittel genannt.
Dazu gehören Pflegebetten, Anti-Dekubitus-Matratzen, Medikamentendosierer oder Hilfsmittel zum Heben oder Umsetzen. So erleichtern etwa Rutschbretter, Drehscheiben, Transfergurte, Patientenlifter den Alltag von Pflegenden.
Ebenfalls gibt es im Pflegealltag viele Verbrauchsmaterialien oder sonstige medizinische Materialien. Etwa Hygienehandschuhe, Mundschutz, Verbandsmaterialien, Bandagen oder Sauerstoffgeräte.
Wer bezahlt die Hilfsmittel für Senioren?
«Diese Frage ist gar nicht so leicht zu beantworten und es kommt immer auf den Einzelfall an», sagt Serkan Isik, Sprecher der Groupe Mutuel. Generell übernehme die Invalidenversicherung oder Grundversicherung der Krankenkasse Hilfsmittel, sofern ein ärztliches Rezept vorliege. Sei das Pensionsalter erreicht, sei die AHV für die Kostenübernahme von gewissen Hilfsmitteln zuständig.
Die oben genannten Versicherungen zahlen jedoch die Hilfsmittel gemäss Serkan Isik häufig nur bis zu einem gewissen Betrag. «Hier muss der Rest selbst oder durch eine Zusatzversicherung der Krankenkasse bezahlt werden.» Diese komme auch für manche Hilfsmittel auf, die weder von der Grundversicherung noch von der IV/AHV übernommen würden.
Welche Hilfsmittel zahlt die IV?
Vor dem Erreichen des AHV-Alters übernimmt die Invalidenversicherung (IV) zum einen medizinische Hilfsmittel ganz oder teilweise, die zum Erhalt der Erwerbstätigkeit oder des bisherigen Aufgabenbereichs (z. B. als Hausmann) dienen. Ebenfalls haben Versicherte Anspruch auf Hilfsmittel für die Schulung oder Ausbildung. Beispiele dafür sind:
- bauliche Änderungen am Arbeitsplatz oder zum selbstständigen Haushalten (z.B. Rollstuhlrampen oder ein behindertengerechtes WC)
- Beiträge an ein behindertengerechtes Dienstfahrzeug
- Orthopädische Schuheinlagen nach Fussoperationen
- Hilfsmittel zur Kommunikation
Zum anderen übernimmt die IV auch Hilfsmittel, die einen selbstständigen und unabhängigen privaten Alltag ermöglichen. Dazu gehören etwa:
- Prothesen
- Perücken
- Rollstühle
- Gehhilfen wie Rollatoren oder Krücken
- Hebebühnen
- Hilfsmittel fürs Bad
- Hörgeräte
Um solche Hilfsmittel zu erhalten, reichen Sie am besten das Anmeldeformular bei der IV-Stelle Ihres Wohnsitzkantones ein. Mehr Informationen gibt es hier.
Welche Hilfsmittel zahlt die AHV?
Etwas anders sieht es bei Personen aus, die im AHV-Alter neu ein Hilfsmittel benötigen. Die AHV leistet zwar bis zu 75 Prozent der Nettokosten an gewisse Hilfsmittel, allerdings ist die Liste relativ kurz. Folgendes zählt dazu:
- Perücken
- Orthopädische Schuhe
- Gesichtsepithesen
- Sprechhilfsgeräte nach Kehlkopfoperationen
- Hörgeräte
- Lupenbrillen und Fernrohrlupenbrillen
- Rollstühle ohne Motor
Das entsprechende Formular und mehr Informationen zu den AHV-Hilfsmitteln finden Sie unter diesem Link.
Hier gilt die Besitzstandswahrung
Doch was ist mit Personen, die bereits Hilfsmittel durch die IV bezogen hatten, bevor sie das AHV-Alter erreichten? Also etwa ein Mann, dem die IV den Rollator seit seinem 40. Geburtstag zahlte?
Hier gilt die Besitzstandswahrung. Sofern also die Voraussetzungen laut IV weiterhin für den Rollator erfüllt sind, hat er auch im Pensionsalter Anspruch darauf – auch wenn das Hilfsmittel nicht auf der Liste der AHV drauf ist.
Welche Hilfsmittel zahlt die Krankenkasse?
Für viele medizinische Hilfsmittel kommt auch die Grundversicherung der Krankenkasse bis zu einem bestimmten Betrag auf. Diese sind auf der Mittel- und Gegenständeliste aufgeführt. Dazu gehören:
- Bandagen
- Krücken
- Atemtherapiegeräte
- Prothesen
- Greifhilfen
Zusatzversicherte haben Anspruch auf weitere Hilfsmittel wie Sehhilfen, einen Zahnersatz oder Rollatoren, sofern ein Arzt die Notwendigkeit bestätigt. Am besten, Sie erkundigen sich bei Ihrer Versicherung oder Sie überprüfen die Übernahme eines bestimmten Hilfsmittels vor dem Abschluss einer Zusatzversicherung.
Häufige Fragen
Kann man Hilfsmittel gebraucht kaufen oder mieten?
Nicht immer wird ein Hilfsmittel dauerhaft benötigt. Etwa ein Rollstuhl oder ein Pflegebett. Hier lohnt es sich, dieses zu mieten. Möglich ist dies in zahlreichen Sanitätsfachgeschäften, beim Roten Kreuz, bei der Spitex oder bei Pro Senectute. Am besten, Sie erkundigen sich nach den Möglichkeiten in Ihrer Region. Manche Hilfsmittel lassen sich auch günstig als Occasion in Fachgeschäften oder im Internet erwerben. Allerdings ist hier wichtig, dass diese im guten Zustand und von guter Qualität sind. Also Augen auf beim Occasion-Kauf.
Was ist, wenn das Geld für ein Hilfsmittel fehlt?
In manchen Fällen übernehmen die Versicherungen die Kosten für ein Hilfsmittel nicht oder nur teilweise. Zum Beispiel, wenn Senioren einen elektrischen Rollstuhl oder Rollator benötigen. In Härtefällen können sich ältere Menschen an Pro Senectute wenden. Die Organisation kommt für ergänzende Beiträge auf oder gibt Hilfsmittel ganz oder leihweise ab. Ein Rechtsanspruch besteht allerdings nicht.
Was gilt es beim Kauf eines Hilfsmittels zu beachten?
Hilfsmittel erleichtern das Leben, trotzdem sollte man diese mit Bedacht auswählen. Manche sind gar kontraproduktiv, weil sie auf längere Sicht unselbstständiger machen. Nehmen wir etwa eine Seniorin, die sich beim Gehen unsicher fühlt. Würde sie sich nun sofort einen Rollstuhl anschaffen, könnte sie sich zwar problemlos fortbewegen, doch sie würde bald Muskeln abbauen und ihre Gehfähigkeit ganz verlieren. Vielleicht wäre in diesem Fall ein Rollator die bessere Wahl, um weiterhin mobil zu bleiben.
Deshalb ist vor dem Kauf eines Hilfsmittels medizinische Fachberatung empfehlenswert und es sind stets verschiedene Optionen zu prüfen. Ist die Entscheidung gefallen, hilft eine sorgfältige Beratung in einem Fachgeschäft. Viele Hilfsmittel müssen auch an die Bedürfnisse der Betroffenen angepasst und regelmässig gewartet werden.