Limmex: Johanna, als Künstlerin gibt man viel von sich Preis und fällt auf. Insbesondere du mit deinen pinken Haaren und deinem extravaganten Stil. Wie reagieren die Leute auf dich?
Johanna Schneider: Es wird sehr positiv aufgenommen. Ich bekomme viele Komplimente. Selbstverständlich gibt es auch diejenigen, welche Kommentare abgeben wie «schau dir die mal an, haben wir Fasnacht?» Meine Familie war anfangs auch nicht so begeistert von meinen Haaren. Mittlerweile haben sie es akzeptiert. Denn es gehört zu meiner Kunstmarke «JOHannaS». Ich selbst habe mir auch überlegt, bis zu welchem Alter man diese Farbe noch tragen kann. Aber alle in der Kunst sagen, dass das mein Status ist und ich unbedingt dazu stehen soll. Ich meine, mit meiner Kunst und meinem Alter gehöre ich sowieso nicht zum Mainstream.
Dieser Artikel wurde durch Limmex beigetragen
Das 2011 gegründete Schweizer Unternehmen Limmex entwickelt und vertreibt mobile und stationäre Notrufgeräte für Menschen mit einem erhöhten Sicherheitsbedürfnis. Insbesondere für ältere Menschen. Limmex ist in der Schweiz Marktleader im Bereich der mobilen Notruflösungen.
Mehr zu LimmexWie bist du mit der Kunst in Berührung gekommen?
Vor meiner Pensionierung habe mir überlegt: «Was mache ich nachher? Ich falle sonst in ein Loch.» Denn ich war bis zum Ende meiner Karriere in einer leitenden Position als Logistik-Direktorin. 1994/95 habe ich angefangen, mich mit der Kunst zu befassen. Nachdem meine Tochter einen Kurs für die Aufnahmeprüfung an die Kunstgewerbeschule besuchte und ferienhalber abwesend war, bin ich für sie eingesprungen. Ich absolvierte zu dieser Zeit bereits einen Fernkurs für Werbegrafik an der Neuen Kunstschule in Zürich und suchte nach der Pensionierung eine neue Herausforderung. Und so war es für mich der Einstieg in eine neue Welt. Nachdem ich mich während 10 Jahren intensiv mit experimenteller und abstrakter Kunst weitergebildet hatte, bin ich jetzt seit 25 Jahren aktiv im Kunstgeschehen. Zu meinem 80. Geburtstag wurde von mir eine Retrospektive herausgegeben JOHannaS «Fünfundzwanzig aus Achtzig».
Du hast nach neuen Ideen gesucht und alles selbst angepackt. Hast du das Gefühl, dass dies ab einem gewissen Alter nicht mehr geht?
Solange man gesund ist, geht alles gut. Doch ich habe das Gefühl, dass irgendwann der Körper bestimmt. Eine Freundin von mir war zum Beispiel bis zur Pensionierung ebenfalls sehr selbstbestimmt. Doch plötzlich gings ihr geistig nicht mehr so gut. Und dann ist sie umgefallen, musste ins Spital und kam die Treppe zu ihrer Wohnung im dritten Stock nicht mehr hoch. Jetzt lebt sie in einem Pflegeheim.
Du lebst allein. Wie sollte es bei dir weitergehen, wenn du irgendwann doch auf Hilfe angewiesen sein solltest?
Ich habe noch vieles vor, aber was, wenn mein Körper irgendwann nicht mehr mitmacht? Je älter man wird, desto schwieriger ist es, sich von einer Krankheit zu erholen. Und da fragt man sich schnell, wie es mit Exit aussehen könnte.
Über Johanna Schneider
Johanna Schneider (81) aus St. Gallen kreiert seit ihrer Pensionierung digitale Kunst. Sie entwickelte selbst die sogenannte Technik «Photopaintings Mosaics digital» und wurde dadurch national und international bekannt. Ihre farbenfrohen Mosaikbilder stellt sie auf der ganzen Welt aus. Sie will damit ihre Wahrnehmung des Lebens abbilden. Ausserdem engagiert sich Schneider an Wohltätigkeitsveranstaltungen und ist Markenbotschafterin unseres Partners Limmex. Mehr zu Johanna Schneider erfahren Sie unter diesem Link.
Wie entscheidet man, was nicht mehr geht? Wann ist der Zeitpunkt überhaupt erreicht?
Ich hatte eine Freundin, die an Krebs gestorben ist. Sie hatte gesagt, wenn sie an etwas erkranken sollte, gehe sie sofort zu Exit. Und dann ist sie es doch nicht. Denn sie hat bis zum Schluss gehofft, sich wieder davon zu erholen. Ein Jahr kämpfte sie sich durch die Chemotherapie. Sich vorher darüber Gedanken zu machen, ist schwierig. Denn jetzt geht es mir noch gut und mich schon heute entscheiden zu müssen, was ich mache, wenn ich nicht mehr kann, fühlt sich so endgültig an. Dann kommt man zurück aufs Thema Selbstbestimmung. Ich frage mich, was wenn ich dies am Schluss trotzdem nicht selbst entscheiden kann, was mache ich?
Für Angehörige ist es ebenfalls schwierig, das richtige Mass an Hilfe anzubieten, ohne aufdringlich zu wirken. Wie wäre es für dich, Hilfe anzunehmen?
Es wäre mühsam. Vor allem, wenn man Jahre lang alles selbst bestimmt hat und auf einen Schlag auf Hilfe angewiesen ist. Diese Situation zu akzeptieren und anzunehmen wäre besonders schwierig. Und es wäre bestimmt auch unangenehm für die Kinder, weil sie sich nicht aufdrängen wollen würden, ohne einem das Gefühl zu geben, ein Krüppel zu sein.
Alters- und Pflegeheime haben einen sehr negativen Ruf. Wie siehst du das?
Ich kenne wenige, die freiwillig in ein Heim gehen wollen. Denn es fühlt sich an, als würde man ins Altersheim abgeschoben werden. Wer ins Altersheim gehen muss, der ist enttäuscht, dass er jetzt alles nicht mehr selbst machen kann. Als könne er nichts mehr. Viele Angehörige überlegen sich nicht, ob das überhaupt für diese Person gut wäre. Wiederum muss auch das soziale Umfeld stimmen. Wenn du niemanden hast, dann kannst du gar nicht anders. Im Altersheim bist du zwar nicht allein, aber du kennst diese Leute nicht. Die sind meistens alle unfreiwillig dort und reden nicht miteinander. Ich persönlich hoffe, dass ich so lange wie möglich daheim leben kann. Ich glaube, dass die moderne Technik hier viel möglich macht. So trage ich bereits heute eine Limmex Uhr.
Trotzdem geht es manchmal nicht mehr zu Hause. Vielleicht braucht es ein neues Konzept für Alters- und Pflegeheime oder Alternativen?
Ja, genau. Es gibt mittlerweile diese Idee mit dem «Generationenleben»: Viele verschiedene Generationen wohnen in einem Block oder in einem Haus. Es gibt Senioren und Seniorinnen, die möchten ab und an auf Kinder aufpassen, weil sie dabei einen Plausch haben und so in Kontakt mit anderen Altersklassen kommen. Ich denke, nur alte Leute um sich herum zu haben, ist einfach nicht gut.
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Es wäre gut, wenn man Generationen nicht spalten, sondern mehr integrieren würde?
Ja, genau. Zum Beispiel werden in Japan Senioren in der Gesellschaft geschätzt und geehrt. Sie diskriminiert die Alten nicht. Hier in der Schweiz ist es noch so, wenn du alt bist, dann ist fertig – man wird abgeschrieben.
Es ist mir oft zu Ohren gekommen, dass sich viele mit dem Alter anfangen unsichtbar zu fühlen. Wie siehst du das?
Ja, das ist bei mir wegen meiner Haare nicht der Fall (lacht). Aber als die Pandemie angefangen hat, haben sehr viele jüngere Leute damit angefangen, ältere Menschen auf der Strasse zu beschimpfen. «Du musst nach Hause, was erlaubst du dir!» Dann sind wir wieder aufgefallen. Mit Corona hat sich vieles geändert.
Da war Selbstbestimmung kein Thema. Auch hier haben die Jüngeren ihre Selbstbestimmung verloren. Was meinst du?
Ja, nun haben wir alle jemanden, der über uns bestimmt. Nun bekommen es alle zu spüren, wie es ist, wenn jemand über dich bestimmt. Es betrifft alle. Dieses Mal ist es halt der Staat, welcher sagt, was du tun und lassen sollst.
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