Unfreiwillig, plötzlich und unkontrolliert: So muss ein Körper oder ein Gegenstand auf eine tiefere Ebene aus dem Stehen, Liegen oder Sitzen fallen, damit es als Sturz gilt. Die Folgen können gravierend sein und gerade im Alter erhöht sich das Sturzrisiko.
Das zeigen die Zahlen des Bundesamtes für Statistik (2017). Fallen 26 Prozent der Menschen zwischen 65 und 79 Jahren im Privathaushalt, so sind es ab 80 Jahren bereits 33 Prozent. Dabei nimmt auch die Häufigkeit zu. Während 7,6 Prozent der Personen zwischen 65 und 79 Jahren mehr als einmal gestürzt sind, liegt diese Zahl bei den über 80-Jährigen schon bei 12,4 Prozent.
Stürze führen häufig zu Spitalaufenthalten oder sind ein Grund für den Umzug ins Pflege- oder Altersheim. Leider sterben in der Schweiz auch 1700 Personen pro Jahr an den Folgen eines Sturzunfalles. 95 Prozent der Todesfälle betreffen Senioren ab 64 Jahren.
Die Grafik des Bundesamtes für Statistik illustriert die Häufigkeit von Stürzen bei älteren Menschen.
Ein Zusammenhang mit altersbedingten Handicaps scheint offensichtlich und ist zugleich der Schlüssel zur Prävention. Im Laufe des Lebens können körperliche Einschränkungen zunehmen, die aus sicheren Bewegungen unsichere Bewegungen werden lassen.
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All die aufgelisteten physischen und psychischen Ursachen können einen Sturz auslösen. Davon sollten Sie sich allerdings nicht zu stark beeinflussen lassen. Personenbezogene Risikofaktoren wie Gleichgewichtsstörungen können Sie selbst am besten einschätzen. An Tagen mit erhöhtem Schwindel könnte das Gehen etwas eingeschränkt werden.
Auch verschiedene Medikamente können Stürze verursachen, da sie zu stark in den Organismus eingreifen und damit zum Beispiel Aufmerksamkeit und Reaktion beeinträchtigen. Fragen Sie Ihren Arzt beispielsweise bezüglich der richtigen Dosierung blutdrucksenkender Medikamente oder von Beruhigungsmitteln.
Umweltbezogene Risikofaktoren findet man in seiner Umgebung und kann auf diese entsprechend reagieren. Stolpergefahren, beispielsweise Treppen in der Innenstadt, können umgangen werden. Mittlerweile gibt es viele barrierefreie Wege. Auch im persönlichen Umfeld sind Veränderungen möglich, um für mehr Sicherheit zu sorgen.
Bereits das alte Sprichwort «Wer rastet, der rostet» bringt es zweifelsfrei auf den Punkt: Bewegung ist in jedem Alter notwendig, um seinen Körper fit zu halten. Kleinere oder grössere Handicaps sollten dabei kein Ausschlusskriterium sein. Mit Ausdauer, Durchhaltevermögen und einem Ziel vor Augen können auch Menschen mit körperlichen Einschränkungen mobil bleiben.
Bewegungs- und Kraftübungen fördern neben der Kondition den Aufbau bzw. den Erhalt der Muskeln. Vor allem im Alter sollte dem zu schnellen Muskelabbau, beispielsweise nach einer Operation, entgegengewirkt werden. Physiotherapie und aufbauende Massnahmen während einer Rehabilitation bringen hier gute Fortschritte.
Selbstverständlich kann jeder ein wenig Gymnastik in seinen Alltag integrieren, um altersentsprechend fit und gelenkig zu bleiben. In vielen Städten und Gemeinden werden Sportkurse speziell für Senioren angeboten. Vielfach bauen sie auf das Training des Gleichgewichts und der Muskelkraft, denn nichts ist besser, als vorbeugend zu handeln.
Bewegung lohnt sich. Beginnen Sie noch heute mit den körperlichen Übungen und Sie werden rasch Fortschritte bemerken. Gemäss medizinischen Studien zeigen nur sechs Wochen Gleichgewichtstraining Wirkung. Auf unserer Themenseite erfahren Sie, wie Sie sich im Alter fit halten können.
Eine gute Muskulatur kombiniert mit Kraft in Armen und Beinen sowie eine gewisse Gelenkigkeit sorgen dafür, dass man sich beim Stolpern leichter abfangen kann. Und so muss ein Straucheln nicht mit einem Sturz enden.
Bei allen körperlichen Aktivitäten wird neben dem Aufbau von Kraft und Muskeln auch die Kondition verbessert. Verlagern Sie nun den Sport in die Natur, wird der Körper ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Kleine Spaziergänge (auch mit dem Rollator), angenehme Wanderungen oder eine Tour mit dem E-Bike unterstützen ganz nebenbei das Wohlbefinden.
Wer nicht rastet und sich immer wieder aktiv bewegt, hat zu alledem mehr Freude am Leben. Durch die Mobilität ist der Aufenthaltsradius kaum eingeschränkt. Ob Sie Freunde besuchen wollen, einen Ausflug oder Ferien machen, sich mit einer Gruppe zum Schwimmen oder Nordig Walking treffen: Ihre Lebensfreude wirkt auf den Organismus wahre Wunder, physisch und auch psychisch.
Bewegung im Alter schützt somit nicht nur vor Stürzen, sondern sorgt auch im Allgemeinen dafür, dass Sie sich wohl und fit fühlen. Die nachfolgende Grafik bietet einen Überblick, warum Bewegung im Alter für uns so wichtig ist.
Doch was ist, wenn ich bereits gestürzt bin oder die Angst vor einem Sturz mich von Spaziergängen abhält? Um aus dieser Zwickmühle zu entkommen, gibt es mehrere Wege, so zum Beispiel:
All diese Möglichkeiten, sich wieder in ein bewegungsreiches Leben hinauszuwagen, werden unter dem Begriff der Sturzprävention zusammengefasst. Im folgenden Kapitel soll der Begriff genauer erläutert werden.
Die Sturzprävention oder Sturzprophylaxe bezeichnet alle Massnahmen, die einen Sturz verhindern sollen. Hierzu werden verschiedene Bereiche miteinander kombiniert, um ein optimales Ergebnis zu erzielen.
Betrachtet werden ganz allgemein die personenbezogenen (z. B. Krankheiten, Medikamente, Fitnesszustand) und umweltbezogenen Risikofaktoren (z. B. Barrieren im Zuhause, in der Umgebung).
Folgende Bereiche werden durch die Sturzprävention abgedeckt:
Die ermittelten Risikofaktoren geben einen guten Überblick über alle möglichen Gefahrenquellen. Verschiedene körperliche Einschränkungen und Krankheiten wie die verminderte Sehkraft gehören ebenso dazu wie alte Gewohnheiten.
Mal schnell mit Pantoletten auf dem Balkon laufen, um die Blumen zu giessen, könnte schon einen Sturz verursachen. In diesem Fall könnte ein Höhenunterschied zwischen Wohnung und Terrasse/Balkon übersehen werden.
Es ist unser Ziel, selbstbestimmtes Leben im Alter zu fördern. Dafür gibt es auf helveticcare.ch nicht nur wertvolle Informationen, sondern auch viele attraktive Angebote zu den unterschiedlichsten Themen. Sichern Sie sich Ihre Vorteile und klicken Sie auf den Button.
Zu unseren AngebotenSobald diese Risikofaktoren analysiert sind, können Sie Abhilfe schaffen. Gutsitzende Schuhe, die auch an der Ferse geschlossen sein sollten, geben dem Fuss Halt. Kurzes Abbremsen vor der Stufe und eventuelles Festhalten des Rahmens beim Übertritt können einen Sturz ebenso vermeiden. Füllen Sie die Giesskanne nicht zu voll, damit keine Wassertropfen auf den Boden fallen und dieser rutschig wird.
Dieses kleine hypothetische Beispiel zeigt bereits, wie schnell ein alltägliches Ritual zu einer Sturzgefahr werden kann. Aus diesem Grund empfiehlt es sich, immer wieder genau hinzusehen, um mögliche Risikofaktoren aufzudecken und auszuschalten. Mehr dazu erfahren Sie in unserem Ratgeber zum Thema Barrierefreiheit.
Wer sich auf den Beinen unsicher fühlt, kann mit verschiedenen Hilfsmitteln für mehr Sicherheit sorgen. Einerseits können diese Dinge Stabilität beim Gehen bringen, andererseits schützen sie bei einem tatsächlichen Sturz.
Die Handhabung von Hilfsmitteln sollten Sie von einer Fachkraft aus dem Medizinbereich (Sanitätsfachhandel, Physiotherapie etc.) erlernen. Nur die richtige Benutzung dieser Hilfsmittel bringt tatsächlich Sicherheit. Zu den Hilfsmitteln der Sturzprophylaxe zählen:
Ein Gehstock ist für Menschen mit einseitigen Beschwerden am besten geeignet, beispielsweise bei Arthritis im linken Knie. Zur Entlastung und Stabilisierung des linken Beins wird der Gehstock mit der rechten Hand gehalten.
Möchten Sie sich lieber an einem Hilfsmittel komplett festhalten, dann ist ein Rollator die bessere Wahl. Ein eindeutiger Vorteil des Gehwagens ist die stabile Konstruktion. Der Rollator kann nicht umfallen. Seine Bremsen sorgen für einen sicheren Stand, wenn man sich auf der Sitzfläche ausruhen möchte. Mit den rhythmischen Bewegungen werden beide Körperseiten gleichmässig und nicht wie beim Gehstock einseitig beansprucht.
Rollatoren und Gehstöcke müssen für ihre Nutzer nach den Körpermassen individuell ausgesucht und gegebenenfalls angepasst werden.
Manche Menschen sind trotz Ausdauer- und Gleichgewichtstraining anfälliger für einen Sturz als andere. Ihnen kann mit Hüftprotektoren geholfen werden. Das sind spezielle Unterhosen, die mit weichen Polstern oder Plastikschalen ausgestattet sind. Bei einem Sturz sollen sie vor Frakturen (Brüchen, beispielsweise des Oberschenkelhalses) schützen.
Ein weiteres wichtiges Hilfsmittel, um einen Sturz zu vermeiden, sind Haltegriffe und Haltestangen. Solch ein Griff macht etwa den Ein- und Ausstieg in eine Dusche leichter. Haltestangen sind ähnlich wie Geländer in Treppenhäusern nutzbar, um sich mit einer Hand festhalten zu können. Auch der richtige Handlauf kann das Sturzrisiko auf der Treppe erheblich reduzieren.
Die eigenen vier Wänden sind für die meisten Menschen ein Ort von Vertrautheit, Selbständigkeit, Rückzug, Geborgenheit, Erinnerungen und Sicherheit. Damit vor allem die Sicherheit bleibt, um ein selbstbestimmtes Leben führen zu können, sollten auch hier Sturzgefahren ausgeschaltet werden. Sei es ein Teppich, der für die kraftlosen Füsse zur Stolperfalle geworden ist, oder die Badewanne, die viel zu gefährlich ist.
Seit vielen Jahren wird das barrierefreie Wohnen nicht nur für Senioren attraktiv. Fehlende Höhenunterschiede, beispielsweise im Bad, breite Türen und Flure sowie das Bauen ohne Türschwellen erleichtern den Alltag. Leider sind die meisten Wohnungen noch nicht barrierefrei, doch ein Umbau ist jederzeit möglich. Auf unserer Themenseite erfahren Sie mehr zum Wohnen im Alter.
Für den Umbau eines barrierefreien Badezimmers können Sie bei der Invalidenversicherung (IV) oder auf kantonaler Ebene nach Zuschüssen fragen.
Mit all den Massnahmen zur Sturzprävention können Sie mobil bleiben und aktiv am Leben teilnehmen. Dennoch ist ein Sturz niemals hundertprozentig auszuschliessen. Eine kleine Unachtsamkeit, ein plötzlich einsetzender Schwindel oder das Umknicken eines Fusses sind nur wenige Beispiele, die zu einem Sturz führen.
Wer auf eine solche Situation vorbereitet ist, hat es häufig leichter, Hilfe zu holen. Es ist deshalb empfehlenswert, immer ein Natel mitzunehmen. Sie sind so kompakt und leicht, dass sie beispielsweise in eine Jacken- oder Handtasche passen.
Seniorenhandys sind mit einer entsprechenden Notruftaste ausgestattet, die mit verschiedenen Telefonnummern Ihrer Angehörigen belegt werden kann. Sobald diese Taste gedrückt wird, ruft das Telefon so lange die Nummern durch, bis sich ein Familienmitglied meldet. Verschiedene Handys wählen zusätzlich den Rettungsdienst, falls kein Angehöriger erreicht wird.
Im eigenen Zuhause kann ein Hausnotrufsystem installiert werden. Dieses besteht aus einer Basisstation, wie bei einem tragbaren Telefon, und einem Notrufknopf, der an einem Armband oder einer Kette befestigt ist. Beliebt sind auch Notrufuhren. Wird der Knopf gedrückt, geht ein Notruf ab. Der Betroffene kann dank des Freisprechfunks seine Lage sofort schildern. Ebenfalls gibt es Notrufuhren, mit denen Senioren per Knopfdruck Hilfe holen können.
Der tragbare Notrufknopf ist wasserfest, so dass er problemlos mit in die Dusche genommen werden kann. Das gilt auch für die meisten Notrufuhren.
Ein leichter Sturz muss nicht zwingend von einem Arzt untersucht werden. Leider kommen immer wieder schwere Stürze vor, die verschiedene Frakturen verursachen. Lassen Sie bei starken Schmerzen stets abklären, ob es sich nur um eine Prellung oder schwerwiegendere Verletzungen handelt.
In jedem Fall ist ein Notarzt zu rufen, wenn die gestürzte Person ohnmächtig war. Dies deutet nach einem Sturz auf den Hinterkopf auf eine Hirnblutung hin. Mit dem Alter werden die Gefässe dünner und das Gehirn sitzt lockerer im Schädel. Blutungen zwischen Gehirn und Hirnhaut nehmen deshalb zu, erst recht wenn Blutverdünner regelmässig eingenommen werden.
Als Angehöriger sollte bei Bewusstseinstrübungen, Sprachstörungen und halbseitigen Lähmungen sofort reagiert werden. Hier scheint eine Hirnblutung sehr wahrscheinlich.
Gegen das zunehmende Sturzrisiko im Alter kann sich jeder wappnen. Mit einer Kombination aus Bewegung, Muskel- und Gleichgewichtstraining sowie vorbeugenden Massnahmen in den eigenen vier Wänden kann die Gefahr eines Sturzes minimiert werden. Gestalten Sie Ihr Zuhause barrierefrei und statten Sie sich mit einem Notrufhandy bzw. einem Hausnotruf aus.
Bei unsicherem Gehen können Gehstöcke und Rollatoren für die notwendige Sicherheit sorgen. Mit diesen Schritten können Sie Ihr Leben weiterhin aktiv gestalten!
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