Inhaltsverzeichnis
- Das Wichtigste in Kürze
- Symptome: Wie kann man ein Druckgeschwür erkennen?
- Aufkommen: Was ist die Ursache eines Druckgeschwürs?
- Grade eines Druckgeschwürs: Welche Ausprägungen gibt es?
- Behandlung: Was passiert, wenn Druckgeschwüre nicht behandelt werden?
- Was kann ich zur Vorbeugung eines Dekubitus unternehmen?
- Häufig gestellte Fragen und Antworten
- Fazit: Was kann ich selbstbestimmt tun, um die Entstehung von Druckgeschwüren zu vermeiden?
Das Wichtigste in Kürze
- Der Dekubitus ist ein chronisches Druckgeschwür der Haut – umgangssprachlich wird er auch als Wundliegen bezeichnet.
- Er entsteht oft bei bettlägerigen und immobilen Patienten – ältere Menschen sind ebenfalls stärker gefährdet.
- Wichtig ist es, rechtzeitig einzuschreiten, um Entzündungen und lebensbedrohende Wundstellen zu verhindern.
- Mit gezielten Massnahmen und speziellen Hilfsmitteln kann das Wundliegen behandelt und vermieden werden.
- Weil ein Druckgeschwür für Pflegekräfte sowie die Betroffenen eine äusserst mühsame Angelegenheit ist, ist Prävention sehr wichtig.
Definition: Was ist ein Dekubitus und wie entsteht er?
Ein Dekubitus ist eine schlecht und langsam heilende Wunde, die durch Druck und langes Liegen entstehen kann. Sie ist medizinisch behandlungsbedürftig und muss sorgsam gereinigt werden.
Risikofaktoren sind eine eingeschränkte Mobilität oder ein höheres Alter. Dadurch kommt es häufig zu schlechterer Durchblutung, die eine Unterversorgung des Gewebes mit sich zieht und die Hautschichten schädigen kann.
Durch eine ausbleibende Durchblutung stirbt das Gewebe ab und Wunden entstehen. Das Druckgeschwür kann unterschiedlich gross und tief sein und sich aufgrund der offenen Wunde leicht infizieren. Die Heilung eines einmal entstandenen Druckgeschwürs kann daher häufig mehrere Monate beanspruchen und mühselig sein.
Je nachdem, welcher Grad besteht, bleiben chirurgische Eingriffe zur Entfernung von abgestorbenem Gewebe nicht aus. Grundsätzlich kann sich ein Druckgeschwür, bei Vorliegen der Voraussetzungen, in jedem Alter entwickeln.
Symptome: Wie kann man ein Druckgeschwür erkennen?
Ein Druckgeschwür erkennt man anhand der Veränderung der Haut. Ist die Haut bereits betroffen, verändert sie sich und verfärbt sich rot oder violett. Sie ist weicher und dünner als das restliche Hautbild und weist Risse auf, die grossflächig sein können.
Bevorzugt treten diese Druckgeschwüre an Stellen auf, die besonders knochig sind. Das kann etwa über dem Steissbein, an der Hüfte, an den Knöcheln oder an den Fersen sein. Meist schmerzen die betroffenen Partien, sofern der Betroffene dort nicht über ein Taubheitsgefühl verfügt.
Sofern die Stelle infiziert ist, kann die Wunde unangenehm riechen. Meist weist sie dann auch bereits Spuren von Eiter und Entzündungen auf.
Um ein Druckgeschwür zu erkennen, drückt der Arzt auf die gerötete Hautstelle. Eine gesunde Haut färbt sich beim Drücken weiss und nach dem Drücken wieder rot. Eine erkrankte Hautpartie färbt sich beim Drücken nicht weiss, sondern bleibt gerötet. Wenn die Haut bereits Blasen oder Abschürfungen erkennen lässt, ist davon auszugehen, dass die Druckstelle fortgeschritten ist.
Aufkommen: Was ist die Ursache eines Druckgeschwürs?
Das Risiko zur Entstehung wunder Stellen kann durch verschiedene Faktoren erhöht sein.
Risikofaktoren sind:
- Erhöhtes Alter: Die Haut des menschlichen Körpers verändert sich mit fortschreitendem Alter. Aufgrund dessen wird ihre Struktur verletzlicher, sodass Wunden leichter entstehen können. Hinzu kommen bestehende Grunderkrankungen, die das Aufkommen begünstigen.
- Unzureichende Flüssigkeitszufuhr: Häufig trinken ältere Menschen aufgrund eines ausbleibenden Durstgefühls zu wenig. Damit die Haut jedoch geschmeidig bleibt und weniger zu Verletzungen neigt, sollte sie, durch genügend Flüssigkeitszufuhr vor dem Austrocknen geschützt werden. Darüber hinaus ist die ausreichende Flüssigkeitszufuhr für Heilungsprozesse der Haut ein unabdingbarer Bestandteil.
- Eingeschränkte Mobilität: Druckwunden können vor allem durch langes Liegen begünstigt werden. Insbesondere dann, wenn keine Umlagerung erfolgt, wird das Gewebe einseitig belastet und schlecht durchblutet.
- Gewicht: Ein weiterer Faktor kann das Gewicht sein. Speziell adipöse (übergewichtige) Menschen haben schneller wunde Stellen.
- Stoffwechselerkrankungen: Viele ältere Menschen leiden an Diabetes. Gerade wenn der Diabetes bereits seit mehreren Jahren besteht, kann die Herausbildung eines Druckgeschwürs durch das Aufkommen von Folgeerkrankungen begünstigt werden. Das grösste Problem stellen dabei Neuropathien, also das verminderte Wahrnehmen von Druckschmerz, dar.
- Mangelernährung: Mit steigendem Alter schwindet der Appetit. Ältere Menschen neigen daher dazu, Mahlzeiten auszulassen oder unausgewogen zu essen, was zu einer Verschlechterung des Allgemeinzustandes beitragen kann und die Wundheilung negativ beeinflusst.
- Infektionen: Das Immunsystem älterer Menschen ist häufig nicht mehr so widerstandsfähig wie von jüngeren. Infekte können daher leichter das Immunsystem angreifen und die körpereigenen Abwehrkräfte schwächen. Auch das kann die Bildung von wunden Druckstellen begünstigen.
- Weitere Ursachen: Insbesondere langanhaltender Druck auf eine Stelle kann durch eine unzureichende Durchblutung Gewebebeschädigungen hervorrufen. Ausserdem begünstigen Faktoren wie unzureichende Körperhygiene sowie eine zu feuchte Haut die Schädigung der oberen Hautschichten. Ergänzend können bestimmte Medikamente (Analgetika bei Rheuma oder Opioide gegen Schmerzen) die Herausbildung unterstützen.
Grade eines Druckgeschwürs: Welche Ausprägungen gibt es?
Ein Druckgeschwür verändert das betroffene Hautareal. Je nachdem, wie die Veränderungen der Haut ausfallen, werden die betroffenen Areale aus medizinischer Sicht in verschiedene Kategorie unterteilt. Folgende Grade gibt es:
Grad 1: In dieser Phase weist das betroffene Hautareal Rötungen auf und grenzt sich deutlich von den umgebenden Hautbereichen ab. Auch bei nachlassendem Druck bleiben die Rötungen vorhanden. Der gerötete Bereich kann verhärtet sein und wärmer als andere Bereiche der Haut. Die Haut ist in diesem Grad noch intakt.
Grad 2: In dieser Phase bildet die Haut bereits erste Blasen. Die obersten Hautschichten können schon abgelöst sein, sodass eine offene Wunde entsteht, die in diesem Grad jedoch noch oberflächlich ist.
Grad 3: In diesem Grad ist das Druckgeschwür bereits fortgeschritten. Es durchdringt die Haut bis zur Muskulatur, was auch anhand der Wunde deutlich sichtbar wird. Die gesunden Hautbereiche bilden in diesem Grad sogenannte Taschen aus, die vom Geschwür ausgehen können.
Grad 4: In diesem Schweregrad des Druckgeschwürs liegt der Knochen bereits frei. Die Haut, Muskeln, Knochen sowie Faserstrukturen (Gelenke, Sehnen) sind hier bereits zerstört. Man spricht hier von einem vollständigen Gewebeverlust.
Behandlung: Was passiert, wenn Druckgeschwüre nicht behandelt werden?
Bleibt ein Druckgeschwür unbehandelt, kann das gesundheitliche Folgen haben. Vor allem aber können sich unbehandelte Druckstellen ins tiefere Gewebe ausbreiten und für dessen Absterben sorgen. Diesen Prozess nennt man Nekrose. Das betroffene Gewebe muss dann mithilfe einer Operation abgetragen und entfernt werden, sodass die Wunde eine Chance hat, keimfrei zu heilen.
Problematisch ist oft, dass offene Druckgeschwüre sich leicht durch das Eindringen von Keimen und Bakterien entzünden können. Da eine entsprechende Wunde bis in den Knochen vordringen und dort Entzündung auslösen kann, sollte sie unbedingt behandelt werden.
Wird sie nicht behandelt und breiten sich Keime unbehindert aus, können weitere Entzündungen die Folge sein. Dazu gehören Lungenentzündungen, Entzündungen des Knochenmarks oder eine Blutvergiftung.
Die Abheilung eines Druckgeschwürs benötigt sehr viel Zeit. Die Wunde sollte währenddessen sorgfältig gesäubert und von fachkundigem Personal behandelt werden.
Was kann ich zur Vorbeugung eines Dekubitus unternehmen?
Druckentlastung: Zur Vorbeugung der Herausbildung eines Druckgeschwürs sollte mit fortschreitendem Alter darauf geachtet werden, dass Positionen im Sitzen und Liegen regelmässig verändert werden. Das entlastet den Druck auf eine bestimmte Stelle und verbessert die Durchblutung. Darüber hinaus hilft bei Einschränkungen der Beweglichkeit die Inanspruchnahme von Physiotherapie, um sowohl die Durchblutung des Gewebes als auch die Beweglichkeit zu fördern.
Hautbeobachtung und Hautpflege: Neben der Verbesserung der Beweglichkeit sollte die Haut beobachtet und gepflegt werden. Intakte und gepflegte Haut zeigt sich weniger anfällig für die Entstehung von Druckstellen, als trockene und gereizte Hautareale. Für die Pflege der Haut kann es hilfreich sein, ölfreie und pH-neutrale Seifen zu verwenden, da diese zu der Erhaltung des natürlichen Schutzes der Haut beitragen.
Risiko minimieren: Beim Waschen der Haut sollte diese sorgfältig abgetrocknet werden, da feuchte Hautpartien (Schweiss, Inkontinenz) für Infektionen besonders anfällig sein können. Bereiche, die für ihr Anfälligkeit bekannt sind (z.B. Fersen), können mit Verbandsmaterial vor Reibung und Druck geschützt werden.
Ernährung: Um den Körper mit ausreichenden Vitaminen und Flüssigkeit zu versorgen, die dem allgemeinen Hautzustand zuträglich sind, sollte auf eine ausgewogene und nährstoffreiche Ernährung geachtet werden. Hierzu gehört auch die Aufnahme von ausreichend Flüssigkeit.
Gesundes Bettklima: Menschen verlieren während des Schlafes circa 700 Milliliter Flüssigkeit. Eine zu hohe Feuchtigkeit kann die Hautschichten aufweichen und dazu führen, dass die Haut durch das Aufweichen verletzlicher wird. Abhilfe kann hier atmungsaktive Bettwäsche sowie eine entsprechende Matratze schaffen.
Lagerungstechnik: Von Druckstellen betroffene Körperstellen sollten frei gelagert werden. Das verringert den Druck auf das Gewebe und kann zur Verbesserung beitragen.
Hilfsmittel: Um Druckgeschwüren und wunden Stellen vorzubeugen, gibt es medizinische Hilfsmittel. Hier können beispielsweise Antidekubitus-Sitzkissen, druckentlastende Matratzen sowie Auflagensysteme zum Einsatz kommen. Die Auswahl der entsprechenden Hilfsmittel kann im Austausch mit dem behandelnden Arzt oder einem Sanitätshaus erfolgen.
Kann ein Dekubitus wieder heilen?
Grundsätzlich gilt, je früher ein Druckgeschwür erkannt wird, desto besser kann es medizinisch behandelt werden. Da Druckgeschwüre bevorzugt an Körperstellen entstehen, die nah am Knochen liegen, sollte auf diese besonders grosses Augenmerk gelegt werden.
Allerdings braucht eine Behandlung viel Zeit und allfällige Wunden müssen fachkundig versorgt werden. Im schlimmsten Fall ist eine Operation nötig.
Häufig gestellte Fragen und Antworten
Warum ist die Beratung mit Blick auf das Thema Druckgeschwür wichtig?
Für die gezielte Vorbeugung und Behandlung eines Druckgeschwürs ist die kompetente und vor allem individuelle Beratung unabdingbar. Nur so können die geeigneten Hilfsmittel eingesetzt und die passende Behandlung eingeleitet werden. Jedes Druckgeschwür ist anders, weshalb pauschale Aussagen unzutreffend für die Behandlung sein können.
Welche Hilfsmittel gibt es, um einem Druckgeschwür vorzubeugen?
Zur Unterstützung der Vorbeugung eines Druckgeschwürs gibt es eine Vielzahl von Hilfsmitteln, die sinnvoll eingesetzt werden können. Welche Hilfsmittel exakt geeignet sind, sollte immer von einem professionellen Fachmann oder Arzt beurteilt werden. Die vorhandenen Hilfsmittel lassen sich in drei Kategorien unterteilen:
- Druckentlastende und druckverteilende Hilfsmittel: z.B. entlastende Matratzen und Sitzkissen
- Mobilisationshilfen: z.B. Seitenlagerungskissen, Fersenschutz, Lagerungskeile sowie
- Lagerungs- und Positionierungshilfsmittel: z.B. Transferbretter, Gleitmatten, Antirutschmatten oder Patientenlifter
Wie erhalte unterstützende Hilfsmittel?
Für die Aushändigung eines entsprechenden Hilfsmittels reicht ein Rezept des behandelnden Arztes. Darüber hinaus bedarf es eines Kostenangebots des Anbieters, das der Krankenkasse vorgelegt werden muss.
Welche Hautregionen sind besonders gefährdet?
Ein Druckgeschwür kann grundsätzlich in jedem Hautareal entstehen, sofern es einem langanhaltenden Druck ausgesetzt ist. Für Hautregionen, die über Knochenvorsprüngen liegen, ist das Risiko für Druckgeschwüre jedoch erhöht. Denn hier gibt es kaum Fettgewebe und Muskeln, die dem Druck standhalten können.
Betroffen sind daher vor allem die Kreuzbeinregion, die Fersen, die seitlichen Oberschenkel sowie die Sitzbeine. Eher seltener entwickeln sich Druckgeschwüre an den Schulterblättern, am Brustbein, der Wirbelsäule, den Ellenbogen, dem Hinterkopf, den Kniescheiben sowie den Ohrmuscheln.
Was ist ein Dekubitus Grad 1?
In dieser Phase weist das betroffene Hautareal Rötungen auf und grenzt sich deutlich von den umgebenden Hautbereichen ab. Auch bei nachlassendem Druck bleiben die Rötungen vorhanden. Der gerötete Bereich kann verhärtet sein und wärmer als andere Bereiche der Haut. Die Haut ist in diesem Grad noch intakt.
Fazit: Was kann ich selbstbestimmt tun, um die Entstehung von Druckgeschwüren zu vermeiden?
Da ein Druckgeschwür, sobald es erst einmal entstanden ist, nur schwer heilt, sollten prophylaktische Massnahmen ergriffen werden, um das Entstehen zu unterbinden. Hierzu kann der Einzelne aktiv werden.
Vor allem mit einer gesunden Lebensweise kann die Gesundhaltung des Körpers und damit auch der Haut unterstützt werden. Das verhindert das Ausbilden eines Dekubitus zwar nicht, kann aber das Entstehungsrisiko minimieren.
Die Versorgung des Körpers mit nährstoffreichen Lebensmitteln und ausreichend Flüssigkeit kann dazu beitragen, dass die natürliche Hautbarriere erhalten bleibt. Bei bereits bestehenden Druckstellen sorgt eine vollwertige und ausgewogene Ernährung zudem dafür, dass die Wundheilung massgeblich unterstützt wird.
Beobachten Sie Ihren Körper
Ebenfalls sollte der eigene Körper, aber vor allem die Veränderungen der Haut, akribisch beobachtet werden. So können diese frühzeitig wahrgenommen und entsprechend behandelt werden, bevor schwerere Grade des Druckgeschwürs entstehen.
Weiterhin kann es hilfreich sein, die Sitz- und Liegeposition regelmässig zu verändern, um den Druck auf eine Stelle zu verringern und die Durchblutung sicherzustellen. Darüber hinaus ist es wichtig, den Körper in Bewegung zu halten, da dies sowohl den Kreislauf als auch die Durchblutung fördert.
Die richtige Hautpflege
Daneben ist die Hautpflege ein nicht unwesentlicher Aspekt, an dem der Einzelne aktiv dazu beitragen kann, die Herausbildung von Druckgeschwüren zu verhindern. Wer die eigene Haut mit möglichst kühlen Wasser wäscht, sorgt dafür, dass sie nicht austrocknet und verringert damit, dass die natürliche Hautbarriere beschädigt wird.
Auch der massgebliche Verzicht auf Waschzusätze oder die Verwendung pH-neutraler Produkte kann sich positiv auf die Hautgesundheit auswirken und die Prophylaxe unterstützen. Zudem sollten die verwendeten Zusätze an den eigenen Hauttyp angepasst sein, damit sie der Haut liefern, was sie benötigt, um intakt zu arbeiten.
Kleidung und Wäsche häufig wechseln
Einen aktiven Beitrag zur Senkung der Entstehung von Druckgeschwüren kann zudem das häufige Wechseln von Kleidung und Bettwäsche leisten. In ihr sammelt sich durch Schwitzen oder Inkontinenz häufig Feuchtigkeit, die die Entstehung begünstigen kann. Es empfiehlt sich daher, Wäsche aus atmungsaktivem Material zu verwenden.