Meine Mutter hat Demenz (9): Diese Hilfsmittel erleichtern den Alltag

Markus Frutig betreut seit vielen Jahren seine demente Mutter – eine Aufgabe, die ihn sehr fordert. Deshalb ist er froh, dass es Hilfsmittel gibt, die den Alltag erleichtern. Seine Tipps sind nicht nur für Demenzbetroffene Gold wert.

Meine Mutter hat Demenz (9): Diese Hilfsmittel erleichtern den Alltag
Markus Frutig

Als gesunde und aktive Menschen machen wir uns in der Regel zu wenig Gedanken, welche Herausforderungen das Altern mit sich bringen.

Wenn dann noch ein gesundheitliches Problem wie Gedächtnisverlust, Demenz, Seh- oder Bewegungsschwierigkeiten dazukommen, können sich ganz alltägliche Dinge zu heiklen bis hin zu tödlichen Gefahren kumulieren. Daher beschäftigen wir uns im heutigen Blog mit diesen Themen.

Das gewohnte Umfeld beibehalten

Bei oftmals im Alter zunehmendem Gedächtnisverlust, Demenz oder Alzheimer ist es für älter werdende Menschen umso wichtiger, dass sie möglichst im ihnen lang gewohnten Umfeld leben. Denn der Spruch «einen alten Baum verpflanzt man nicht» bewährt sich und sollte, wenn immer möglich respektiert werden.

Das heisst auch im Alltag, dass alle Dinge im Haushalt immer am selben Platz liegen sollten, damit das Langzeitgedächtnis so lange wie möglich genutzt werden kann. Denn jede Veränderung bedeutet eine unnötige Herausforderung und dies belastet die Menschen sehr, auch wenn sie es sich nicht selbst eingestehen.

Dieselben Orte und Wege nutzen

Auch ist es aus der Erfahrung von Markus Frutig wichtig, dass ältere Menschen – vor allem, wenn sie noch allein umhergehen können – für den täglichen Spaziergang immer die gleich bekannten Wege und Orte begehen.

Auch bei Reisen oder Ferienaufenthalten hat sich dies sehr bewährt. Denn sonst stellt sich schnell Orientierungslosigkeit und damit eine sich verstärkende Spirale der Verängstigung für älter werdende und erkrankte Menschen ein.

Spickzettel einsetzen

Bei beginnender und mittlerer Demenz hilft es auch oftmals, im Haushalt gewisse Rituale oder Informationen in gut lesbaren Infotexten auf einem ausgedruckten und aufgeklebten A4-Blatt zu nutzen.

Natürlich darf nicht die ganze Wohnung mit solchen «Spickzetteln» vollgeklebt werden, sonst erzielt man die gegenteilige Wirkung von Hilfsinformation. Aber ein Zettel am Bad: «Bitte vor dem Zubettgehen Zähneputzen» oder an der Küche: «Bitte genug Wasser & Tee trinken» kann bis zu bestimmten Lebensabschnitten helfen.

Stolperfallen entdecken und entfernen

Wenn älter werdende Menschen abhängig von Brille oder gar Stock oder Gehhilfen sind, ist es besonders wichtig, das Umfeld in der Wohnung und davor gut zu untersuchen, wo mögliche Stolperfallen auf dem Boden und mit Treppen lauern.

Gemäss Suva-Untersuchungen sind Stolpern und Stürze die häufigste Unfallursache in der Schweiz – in der Freizeit passiert es fast 135‘000 Menschen pro Jahr.

Bei 27 % sind es Stürze auf Treppen, bei 20 % bei Schnee- und Eisglätte, bei 5 % bei Strassen und Wegen. Aber bei rund 6 % handelt es sich um Stürze innerhalb der Wohnung oder des Hauses: Badewannen, Duschen, Tische, Stühle usw.

Über den Autor und die weiteren Folgen

Markus Frutig (Jg. 1967) ist im Hauptberuf Kommunikationsexperte, Fachjournalist und Chefredaktor. Dazu berät er seine Kunden seit über 22 Jahren erfolgreich u.a. als ausgebildeter und zertifizierter Ernährungs-, Energiemedizin- und Orthomolekularberater. Durch die Demenzerkrankung seiner Mutter besitzt er dazu eine langjährige Praxiserfahrung in der Alters- und Demenzpflege. Auf helveticcare.ch schreibt er regelmässig darüber.

Meine Mutter hat Demenz: die weiteren Folgen

Teil 1: Die Anzeichen fielen mir zuerst gar nicht richtig auf
Teil 2: Den Arztbesuch schoben wir hinaus
Teil 3: Hilft eine alternative Behandlung?
Teil 4: Meine Gedanken fuhren Karussell
Teil 5: War die Verschnaufpause in Ägypten das Richtige?
Teil 6: In den Ferien fielen mir die Veränderungen erst richtig auf
Teil 7: Wie konnte ich sie dazu bringen, das Essen nicht zu vergessen?
Teil 8: Weil sie das Trinken vergass, musste sie als Notfall ins Spital
Teil 10: Unsere Lehre nach bangen Stunden im Spital

Entfernen Sie Teppiche

Ein besonderes Augenmerk sollte dabei aus Erfahrung von Markus Frutig auch auf Teppiche gelegt werden, denn teppichfreie (!) Böden mit rutschfesten Hausschuhen zu begehen, reduziert Stolpern massiv. Denn jeder Bett- oder Badvorleger kann zur Stolperfalle werden.

Nutzen Sie auch die Informationen der Präventions-Kampagne «stolpern.ch» und verhindern Sie so Stolper- und Sturzunfälle. Denn diese sind meistens gerade für ältere Menschen der Beginn von langen Spitalaufenthalten mit Todesfolge.

Automatisch gute Sicht…

Licht ist nicht nur wichtig, um sich zu orientieren, aber zum Schlafen benötigen wir absolute Dunkelheit. Wenn man dann schnell und sicher ins Bad oder WC gelangen will, befindet sich der Lichtschalter vom Schlaf- oder Wohnzimmer oft nicht in gefühlt guter Reichweite.

Dazu sind Handtaster/-Sender aber auch Taschenlampen schnell verlegt für den Fall der Fälle – mit Harndrang muss es schnell gehen und da passieren schnell vorgenannte Unfälle.

…auch nachts dank mobiler Leuchten

Dank der neuen LED-Technologie ist es äusserst hilfreich, kleine, mobile Leuchten mit integriertem Bewegungsmelder und Batterieversorgung überall dort zu platzieren oder hinzukleben, wo es besonders wichtig ist.

Also die Bereiche oder Zonen im Haus oder der Wohnung auszuleuchten, wenn man beispielsweise aufs WC muss. Der grosse Vorteil besteht auch darin, dass es gerade für dementielle Erkrankungen ein sehr wertvolles Hilfsmittel darstellt, da das dezente Licht automatisch und punktuell an- und ausgeht. Und es benötigt keinerlei Installationsaufwand oder teure Leitungen.

Beim WC oder unter dem Küchenschrank gibt es ebenfalls schnelle Orientierung und unter dem Spiegelschrank ist dann das Waschbecken beleuchtet, wenn man dran vorbeigeht. Damit wird auch vermieden, dass man mit der normalen «Flutlicht»-Beleuchtung im Schlafzimmer oder Bad wieder ganz wach wird und schlecht einschlafen kann.

Hier geht es zum Anfang der Themenserie. Wie es weiterging, erfahren Sie im Teil 10