Depressionen im Alter können unterschiedliche Symptome hervorrufen. Viele, die sich noch nicht genauer mit dem Thema auseinandergesetzt haben, verbinden mit dem Begriff der Depression oft nur eine gesteigerte Traurigkeit.
Hierbei handelt es sich jedoch um ein klassisches Vorurteil. Oder anders: Wer unter Altersdepression (oder unter einer Depression im Allgemeinen) leidet, muss nicht zwangsläufig jeden Tag weinend auf dem Sofa sitzen.
Vielmehr gehören Lustlosigkeit und Antriebslosigkeit zu den typischen Symptomen der Erkrankung. Die Patientinnen und Patienten sehen in ihrem Leben oft keinen Sinn mehr und warten bereits am Morgen auf den Abend und den Zeitpunkt, an dem sie sich wieder schlafen legen können.
Daher ist es so wichtig, Altersdepressionen nicht mit einer kurzen Episode der Traurigkeit, zum Beispiel nach dem Tod eines Freundes, zu verwechseln. Dass die Gefühlswelt in solchen Extremsituationen aus den Fugen gerät, ist normal. Als Grundregel gilt: Traurigkeit vergeht in der Regel früher oder später von allein. Um eine Depression zu bekämpfen, braucht es oft Hilfe von aussen – und den Willen, sich helfen zu lassen.
Entwickeln sich Depressionen ab einem Alter von circa 65 Jahren, sprechen Experten von einer Altersdepression. Neben Demenz handelt es sich bei diesem Beschwerdebild um eine der häufigsten psychischen Erkrankungen. Aktuell ist davon auszugehen, dass mehr als 7 % der Menschen in der Altersklasse über 75 betroffen sind.
Die Dunkelziffer dürfte allerdings noch etwas höher sein. Denn: Nicht jeder, der unter einer Depression leidet, sucht nach Hilfe und macht seine Symptome öffentlich. Gerade ältere Menschen schämen sich häufig, wenn sie erkennen, dass sie «nicht mehr richtig funktionieren». Frauen sind etwas häufiger betroffen als Männer.
Vorweg: Jeder Mensch ist anders. Daher fällt es schwer, die Symptome einer Altersdepression auf einen Standard herunterzubrechen und zu verallgemeinern. Die folgenden Beschwerden kommen erfahrungsgemäss jedoch besonders häufig vor:
Vor allem, wenn besagte Symptome noch mit anderen Beschwerden, wie zum Beispiel Schmerzen, einhergehen, kann sich dies noch weiter negativ auf die Stimmung auswirken. Im schlimmsten Fall setzen sich die Betroffenen sogar früher oder später mit Selbstmord-Gedanken auseinander. Das Risiko, dass die physischen und die psychischen Symptome einander ergänzen oder sogar begünstigen, ist gross.
Wer etwa unter einer Depression leidet, nimmt körperliche Beschwerden oft als bedrohlicher wahr, als sie eigentlich sind. Umgekehrt können Bewegungseinschränkungen, Schmerzen und Co. dafür sorgen, dass sich das Krankheitsbild der Altersdepressionen verschärft und das Suizidrisiko steigt.
Im besten Fall erkennt ein Mensch, der unter Altersdepressionen leidet, zeitnah, dass es an der Zeit ist, zu handeln. Bedrücktheit, Interessensverlust und andere Beschwerden sollten auf keinen Fall zur Normalität werden. Wer die bestehenden Behandlungsmöglichkeiten früh für sich in Anspruch nimmt, hat gute Chancen, sich gegen die Krankheit zur Wehr setzen zu können.
Sollten Sie zu den älteren Menschen gehören, die Anzeichen einer Altersdepression aufzeigen, ist es daher ratsam, sich an Ihren Hausarzt zu wenden. Er kann gegebenenfalls nicht nur körperliche Beschwerden, die im Zusammenhang mit Freudlosigkeit, Niedergeschlagenheit und Antriebslosigkeit stehen, mit der potenziellen Depression in Verbindung bringen, sondern Ihnen auch aufzeigen, ob es sinnvoll ist, psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Ergänzend hierzu können Betroffene auch die Telefonseelsorge in Anspruch nehmen, um sich – zumindest im ersten Schritt – ein wenig zu erleichtern. Diese ist 24 Stunden am Tag erreichbar.
Wer sich mit Altersdepressionen auseinandersetzt, sollte nicht nur den Bereich der Psychologie berücksichtigen, sondern auch auf weitere Anzeichen achten. Als charakteristisch gilt, dass viele ältere Menschen nicht nur unter Freudlosigkeit, einer gedrückten Stimmung, Interessensverlust und Traurigkeit leiden, wenn ihnen eine Altersdepression diagnostiziert wird.
Hin und wieder sorgen Altersdepressionen für weitere Probleme aus dem physischen Bereich. Einige Betroffene bemerken, dass ihre Leistungsfähigkeit nachlässt, körperliche Unruhe zunimmt, ihr Schlaf nicht mehr so erholsam ist wie früher und Magen-Darmprobleme zu einer Art Regelmässigkeit werden.
Zu den weiteren körperlichen Beschwerden, die die Lebensqualität einschränken können, gehören unter anderem:
Wichtig ist es natürlich, körperliche Beschwerden genau zu untersuchen, um herauszufinden, ob diese ihre Ursachen tatsächlich in der Depression haben oder ob eventuell eine andere Erkrankung dahintersteckt, für die es eine gesonderte Diagnose braucht.
Oder anders: Ältere Menschen, die die oben genannten Symptome entwickeln, müssen nicht zwangsläufig unter Altersdepressionen leiden. Die Möglichkeiten rund um diese Beschwerdebilder sind vielseitig und lassen sich nicht standardisiert zuordnen. Hier braucht es eine gezielte Anamnese.
Im Laufe der Zeit haben es sich viele Forscher zur Aufgabe gemacht, den Bereich der Depressionen, aber auch gerade den Bereich der Altersdepressionen, genauer zu untersuchen. Sie fragen sich im Rahmen der einschlägigen Erhebungen, warum manche Menschen gerade im Alter Depressionen entwickeln.
Eine Theorie, die in diesem Zusammenhang eine besonders wichtige Rolle spielen und zu einer der hauptsächlichen Ursachen von Depressionen im Alter zählen könnte, ist der Umstand, dass sich viele jetzt bewusst werden, dass sie einen grösseren Teil ihres Lebens bereits hinter sich haben.
Einige bemerken Veränderungen, die dazu führen, dass sie Probleme damit haben, ihren Tag selbstständig zu gestalten. Hin und wieder ist es auch die Angst vor einer drohenden Demenz und die Furcht davor, komplett von anderen abhängig zu sein, die Depressionen ab einem bestimmten Lebensalter begünstigen können.
Ob ältere Menschen im Alter Depressionen entwickeln, ist wahrscheinlich zu guter Letzt auch eine Frage der Veranlagung. Mittlerweile gibt es Studien, die aufzeigen, dass Personen mit Eltern, die unter psychischen Problemen litten, ein tendenziell höheres Risiko haben, später selbst betroffen zu sein. Zudem spielt auch die Frage «Wie stehe ich dem Thema Alter gegenüber?» eine wichtige Rolle.
Während sich manche Menschen auf ihren Lebensabend freuen, weil sie dann endlich all das machen können, wofür sie früher keine Zeit hatten, fürchten andere durch das fortgeschrittene Alter Krankheiten und negative Veränderungen, vielleicht auch den Verlust ihrer Freunde.
Gedanken dieser Art können dazu führen, dass eine drohende Altersdepression auf einen «guten» Nährboden stösst.
Lesen Sie dazu auch unseren Ratgeber «Wenn Eltern alt werden – wie geht man damit um?»
Depressionen und Demenz treten oft parallel zueinander oder nacheinander auf. Die Forschung versucht schon länger, potenzielle Zusammenhänge zu erschliessen und das Thema genauer zu beleuchten. Fest steht, dass die Menschen, die unter einer Depression leiden, oft Schwierigkeiten damit haben, sich Dinge zu merken. Und genau dieser Aspekt erinnert an die Symptome einer beginnenden Demenz. Zudem gibt es einige Symptome, wie zum Beispiel:
die bei Depressionen und bei Demenz vorkommen. Umso wichtiger ist es, beide Erkrankungen in Betracht zu ziehen und genau zu analysieren, welches Beschwerdebild vorliegt.
Es gibt allerdings auch Symptome, die jeweils charakteristisch sind: Diejenigen, die unter einer Demenz leiden, haben oft Probleme damit, Orte, Zeiten und Personen richtig einzuordnen. Dies ist bei Menschen mit Altersdepressionen meist nicht der Fall.
Um sicherzustellen, dass die Patienten eine Behandlung erfahren, die exakt an ihre Erkrankungen angepasst wurde, braucht es eine fundierte Einordnung und eine ausführliche Anamnese.
«Der Grossvater hat wieder schlechte Laune.»
«Die Grossmutter sollte mal glücklich sein. Sie hat doch alles!»
Hierbei handelt es sich um Sätze, die Betroffene oft über sich ergehen lassen müssen, wenn sie von einer Depression heimgesucht werden. Wer heute an klassische Depressionen denkt, sieht oft meinen Menschen im mittleren Alter vor sich, der vielleicht seit Jahren versucht, einen Partner/ eine Partnerin zu finden, zu viel arbeitet und dennoch Geldsorgen hat.
Der Gedanke daran, dass alte Menschen depressiv werden können, rückt bei Stereotypen dieser Art in weite Ferne. Aber: Das Alter kann durchaus zu einer Herausforderung werden. Es muss eben nicht «absolut normal» sein, dass eine Person niedergeschlagen ist, wenn sie bemerkt, dass sie nicht mehr so kann, wie sie eigentlich möchte.
Vor allem dann, wenn die Traurigkeit über mehrere Wochen anhält und dazu führt, dass die Betroffenen die Wohnung nicht mehr verlassen, obwohl sie eigentlich dazu in der Lage wären, gilt es, hellhörig zu werden. Es dürfte kein Zufall sein, dass das Suizidrisiko unter bestimmten Gegebenheiten im Alter steigt. Immerhin konnte erst vor Kurzem aufgezeigt werden, dass eine Depression im Alter oft nicht behandelt wird.
Leider ist es bis heute nicht möglich, diese Frage standardisiert zu beantworten. Die Ursachen für Depressionen können aus den unterschiedlichsten Bereichen kommen. Und häufig spielen gleich mehrere Faktoren eine Rolle.
Zu den klassischsten Ursachen, die immer wieder mit der Altersdepression in Verbindung gebracht werden, gehören:
Aufgrund der Vielseitigkeit der potenziellen Ursachen ist es schwer, vorauszusagen, wie hoch das Risiko eines Menschen ist, früher oder später Depressionen im Alter zu entwickeln. Hinzu kommt, dass es viele mögliche Auslöser gibt, die von den Betroffenen vollkommen anders wahrgenommen werden.
Dies zeigt sich zum Beispiel besonders gut mit Hinblick auf den Tod nahestehender Personen. Während manche Menschen diesen als den «normalen Lauf der Dinge» bezeichnen, fällt es vielen älteren Menschen schwer, zu akzeptieren, dass ihre Schulfreunde nicht mehr da sind.
Auch die Grundkonstitution eines Menschen kann das Risiko rund um die Entstehung einer Altersdepression steigern.
Vor allem dann, wenn:
... steigt die Wahrscheinlichkeit, irgendwann von einer Altersdepression betroffen zu sein. Dennoch wäre es falsch, davon auszugehen, dass sich diese Erkrankung auf jeden Fall irgendwann entwickeln wird.
Damit eine Depression im Alter überhaupt erst diagnostiziert werden kann, ist es im ersten Schritt wichtig, dass die älteren Menschen dazu bereit sind, sich helfen zu lassen. Bei dieser Art von «Grundvoraussetzung» handelt es sich übrigens nicht um eine Frage des Alters. Inmer wieder zeigt sich, dass es in fast allen Altersgruppen Personen gibt, die über einen langen Zeitraum hinweg versuchen, ihre Krankheit zu ignorieren.
Erster Ansprechpartner für Fragen, wie «Leide ich unter einer Altersdepression?» oder «Ist es normal, dass ich mich so niedergeschlagen fühle?» ist immer der Hausarzt.
Er kann unter anderem herausfinden, ob:
Er kann seine Patienten dann bei Bedarf auch an einen Psychologen verweisen und älteren Menschen aufzeigen, dass es nie zu spät ist, sich gegen diese Erkrankung zur Wehr zu setzen.
Viele Erkrankte, bei denen der Hausarzt im Hintergrund eine Altersdepression vermutet, wissen, dass sich die Suche nach einem Therapieplatz zu einer echten Herausforderung entwickeln kann. Gegebenenfalls hilft unter anderem ein Anruf bei der Krankenkasse weiter. Einige Kassen leiten ihren Mitgliedern Listen weiter, die aufzeigen, welche Therapeuten sich in der Nähe niederlassen haben.
Wer es dann geschafft hat, einen Platz zu erhalten, kann von vornherein für ein möglichst unkompliziertes Vorgehen sorgen, sofern er psychisch dazu in der Lage ist.
Sie waren in der Vergangenheit bereits in Therapie? Sie nehmen Medikamente? Hierbei handelt es sich um Informationen, die Sie dem Psychologen in jedem Fall zukommen lassen sollten. Somit ist er dazu in der Lage, die vorhandenen Symptome besser einzuschätzen.
Erkrankte, die im Alter einen Psychologen aufsuchen, haben oft eine längere Krankheitsgeschichte hinter sich. Je mehr der Behandler weiss, desto besser. Sammeln Sie daher Entlassungsberichte und Co. und übergeben Sie sie dem Therapeuten – selbstverständlich nur dann, wenn Sie sich damit wohlfühlen.
Apropos … Diejenigen, die sich zum ersten Mal in eine psychotherapeutische Behandlung begeben, wissen oft nicht, wie sie die Situation einschätzen sollen. Manche schämen sich auch vor sich selbst und ihren Angehörigen. Wer bemerkt, dass er Schwierigkeiten damit hat, über seine Beschwerden zu sprechen und das potenzielle Vorhandensein einer Depression anzuerkennen, kann gut beraten sein, auch diese Faktoren transparent zu behandeln.
Sprechen Sie mit Ihrem Therapeuten über Ihre Gefühle und stellen Sie sicher, dass Sie sich selbst zu nichts zwingen. Für die (hoffentlich) gelungene Therapie von Altersdepressionen braucht es Geduld. Wer es schafft, diese aufzubringen, wundert sich oft darüber, dass es offensichtlich doch einen Weg aus einer – im ersten Moment – ausweglosen Situation gab.
Vielen Angehörigen fällt es schwer, erkennen zu müssen, dass ihre Lieben eventuell unter psychischen Krankheiten leiden.
Die folgenden Tipps helfen gegebenenfalls dabei, Betroffene optimal zu unterstützen:
1. Sprechen Sie den älteren Menschen empathisch und vorsichtig darauf an, wenn Sie erkennen, dass dieser sich verändert hat.
2. Spielen Sie die Beschwerden nicht herunter, indem Sie zum Beispiel sagen «Das geht vorbei!» oder «Lass dich nicht hängen!»
3. Helfen Sie den betroffenen älteren Menschen gegebenenfalls dabei, ihre alten Hobbys wieder aufleben zu lassen. (Wer unter einer schweren Depression leidet, wird hierauf aller Wahrscheinlichkeit nicht reagieren. Daher eignet sich dieser Tipp eher für Depressionen im Anfangsstadium.)
4. Unterstützen Sie Ihren Angehörigen, wenn dieser im Alltag selbstständiger werden möchte (sofern er sich hiermit nicht selbst gefährdet). Genau das kann mitunter sehr motivierend wirken.
5. Zeigen Sie der betreffenden Person auf, dass es Hilfe gibt, indem Sie zusammen nach einem Therapieplatz suchen. Vielen Menschen hilft es, wenn sie aufgezeigt bekommen, dass die Heilungschancen oft gut stehen.
6. Lesen Sie sich in das Thema und die mit ihm verbundenen Faktoren ein. Rund um Altersdepressionen existieren etliche Vorurteile. Umso wichtiger ist es, sich genau mit Symptomen, Besonderheiten und Möglichkeiten der Behandlung auseinanderzusetzen.
Die Depression im Alter gehört zu den häufigsten psychischen Erkrankungen und ist dementsprechend gefürchtet. Vor allem diejenigen, die Probleme damit haben, dass sich das Leben nun verändert, unter körperlichen Beschwerden leiden und Angehörige mit Depressionen haben, tendieren meist eher dazu, Erkrankungen dieser Art zu entwickeln.
Die gute Nachricht ist jedoch, dass sich die Betroffenen nicht zwangsläufig mit einem Leben mit Depression im Alter auseinandersetzen müssen. Heutzutage gibt es viele Möglichkeiten der Behandlung. Damit diese jedoch in Anspruch genommen werden können, ist es im ersten Schritt wichtig, das Krankheitsbild zu diagnostizieren und alle Faktoren rund um Ursachen und Co. zu berücksichtigen.
Im Idealfall sind auch die Angehörigen dazu bereit, sich einzubringen und den Betroffenen aufzuzeigen, dass eine Depression heilbar sein kann – auch dann, wenn sie erst spät entsteht.
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