Otto Bitterli am 6.4.2023
Leben im Alter: Welche Wohnformen bewähren sich?
Wohnungskauf, betreutes Wohnen, Mehrgenerationenhaus oder Umbau? Die rechtzeitige Wahl der «Wohnform im Alter» ist entscheidend für einen erfüllten letzten Lebensabschnitt. Schliesslich gilt es, sich in die neue Umgebung einzuleben. Doch die Suche nach dem perfekten Daheim ist gar nicht so leicht.
Meine Partnerin und ich (60) haben den Vorsatz gefasst, 2023 eine Entscheidung bezüglich unserer künftigen Wohnsituation zu fällen (siehe letzter Artikel). Wir haben uns mit einer Bewertung der eigenen Immobilie bewusst selbst etwas unter Druck gesetzt. Doch wie geht es jetzt weiter?
Parallel zur Schätzung des Immobilienwertes haben wir uns auf Anraten der Immobilienbewerterin bei verschiedenen Portalen einschreiben lassen. Offensichtlich ist es so, dass immer noch viele Wohnungen unter der Hand weggehen oder Private ihr Eigentum selbst verkaufen.
Welche Wohnformen im Alter gibt es überhaupt?
Es gibt aktuell zahlreiche Möglichkeiten, sich für eine spezifische Wohnform im Alter zu entscheiden. Immer mehr entsprechende Projekte schiessen aus dem Boden.
Um die eigene Situation zu beurteilen, ist vorab ein Grundsatzentscheid notwendig: Wo möchte man das selbstbestimmte Leben im Alter verbringen? In der Schweiz? In welchem Kanton, in welcher Gemeinde oder doch lieber im Ausland?
Auswandern
Das Auswandern scheint aus zwei grundsätzlichen Überlegungen attraktiv zu sein: Zum einen kann man sich mit dem harten Schweizerfranken in vielen Ländern mehr leisten als in der Schweiz. Zum andern sind Destinationen mit geringeren Temperaturschwankungen im Zusammenhang mit zahlreichen gesundheitlichen Problemen attraktiv.
Wer auswandern möchte, sollte sich sehr gut vorbereiten. An sich ist bereits die Wahl des Landes eine grosse Herausforderung. Daneben gilt es, Klarheit über zahlreiche Formalien zu schaffen (z.B. Status als eingewanderte Person im entsprechenden Land). Nicht ganz unproblematisch ist in vielerlei Hinsicht die Frage der Gesundheitsversorgung und vor allem auch die geeignete Form der Krankenversicherung.
Für mich und meine Partnerin kommt das Verlassen der Schweiz nicht infrage. Wir sind der Auffassung, dass wir das Leben im Alter auch künftig in der Schweiz gestalten möchten und sich dies für uns auch finanzieren lässt.
Möchten Sie auswandern?
Helvetic Care hat mit ASN eine Kooperation geschlossen. Wenn Sie auswandern möchten, unterstützt Sie ASN kostenlos, den für Sie bestmöglichen Versicherungsschutz zu finden.
Alters- und Pflegeheim
Das klassische Altersheim scheint – nicht zuletzt auch aufgrund der Entwicklungen rundum Covid – an Attraktivität verloren zu haben. Wer möchte denn mit 60 schon in ein Zimmer eines Altersheims ziehen? Es wird interessant zu beobachten sein, wie sich die Heime den sich verändernden Bedürfnissen stellen und anpassen werden.
Das Pflegeheim: In 95% der Fälle erfolgt eine Einweisung in ein Pflegeheim aufgrund einer akut eintretenden gesundheitlichen Verschlechterung. Es ist nicht ein Ort der eignen Wahl, sondern ein zur Verfügung stehender Platz aufgrund von bestehenden Krankheiten bzw. aufgrund der finanziellen Möglichkeiten.
Weder ist das Altersheim noch das Pflegeheim für uns eine aktuell real bestehende Option. Wir sind «zu jung» 😊. Hingegen könnte das sogenannte betreute Wohnen später eine Möglichkeit sein.
Betreutes Wohnen
Beim betreuten Wohnen kann man sich für eine Wohnung, die mit einer Pflegeinstitution verbunden ist, entscheiden. Man ist also ein vollkommen unabhängig lebender Mieter oder Eigentümer. Sollte sich die Situation gesundheitlich verschlechtern, kann man auf institutionelle Unterstützung zurückgreifen. Dies kann in einem ersten Schritt im alltäglichen Bereich sein (Putzen, Kochen etc.) und sich dann weiterziehen bis hin zur Pflegeunterstützung.
Klassisch ist hier das Modell der Altersresidenzen, welches sich an eine sehr vermögende Klientel wendet. Man sollte hier schon ein Budget von weit über 10‘000 Franken pro Monat zur Verfügung haben.
Helvetic Care ist mit Casa Solaris eine Zusammenarbeit eingegangen. Sie bieten das Modell des betreuten Wohnens auch für den Mittelstand an.
Für mich und meine Partnerin ist Casa Solaris aktuell ebenfalls keine Option: Die Wohnungen (durchschnittlich 1.5 bis 2.5 Zimmer) sind eher auf Alleinstehende und weniger auf Paare zugeschnitten.
Zahlreiche neuere Entwicklungen und private Projekte
Die Vielfalt an Projekten ist immens und aus Optik von Helvetic Care begrüssenswert. Diese im Einzelnen vorzustellen, würde den Rahmen des Artikels sprengen. Die interessierten Leserinnen und Leser sollten sich hier ein eigenes Bild machen. Deshalb seien hier nur einzelne Wohnformen erwähnt, über die wir bereits berichteten oder Sie (lokal) suchen können:
- Mehrgenerationenhaus
- Wohngemeinschaft im Alter
- Neue Wohnformen im Alter
- Genossenschaftswohnungen im Alter
Helvetic Care hat zudem auch die Erfahrung gemacht, dass immer mehr private Projekte entstehen. So haben sich jüngst drei Paare entschieden, ihre Liegenschaften zu verkaufen und gemeinsam ein eigenes Neubauprojekt mit drei Eigentumswohnungen zu realisieren. Auf diese Weise verpflichten sie sich gegenseitig in Zukunft mehr aufeinander zu achten und einander zu unterstützen, ohne dass die Individualität aktuell beschnitten würde.
Verkauf des eigenen Hauses und Kauf einer altersgerechten Wohnung
Der Verkauf der bestehenden und das Suchen nach einer neuen, auf die Bedürfnisse des Alters zugeschnittenen Liegenschaft ist für uns eine nahestehende Option. Jedoch stellt sich die Frage, was «altersgerecht» bedeutet.
Diesbezüglich gibt es einige objektive und einige persönliche Kriterien.
Objektive Kriterien sind:
- barrierefreies Wohnen für den Fall, dass die Bewegungsfreiheit eingeschränkt ist
- direkter Zugang zur Wohnung per Lift
- Vernetzung (Nachbarschaftshilfe bzw. Ausstattung mit Sensorik / Telemedizin)
- Mobilität (Zugang zu öffentlichen Verkehrsmitteln)
- lokale Gesundheitsversorgung (z.B. Spitex-Dienste)
Daneben gibt es zahlreiche individuelle Kriterien, wie:
- Wohnort
- Umgebung
- Wohnungsgrösse
- Preis...
Wohnen zur Miete
Für viele Schweizerinnen und Schweizer ist bei einem Verkauf der eigenen Liegenschaft der Erwerb von neuem Wohneigentum, z.B. einer Eigentumswohnung wie automatisch gegeben.
Gerade bei der aktuellen Zinssituation könnte aber auch das Mieten einer Wohnung (allenfalls mit langfristigem Mietvertrag) aus finanziellen Überlegungen interessant sein.
Zudem könnte die Miete auch in einer Übergangsphase attraktiv sein: Man verkauft die aktuelle Liegenschaft, mietet sich eine Wohnung und sucht (ohne Druck) nach einer «stimmigen» Wohnsituation fürs Alter weiter.
Dies könnte auch finanzielle Vorteile mit sich bringen, wenn man aus der Pensionskasse z.B. das Kapital statt einer Rente beziehen möchte. (Der Kapitalbezug wird in verschiedenen Kantonen sehr unterschiedlich besteuert.) Zudem setzt der Verkauf mit anschliessender Miete Kapital fürs Alter frei. Dieses Kapital bringt zusätzliche finanzielle Unabhängigkeit im Alter mit sich.
Altersgerechter Umbau der eigenen Immobilie
Für all jene, die wie wir, vor einer entsprechenden Entscheidung stehen, lohnt sich auch ein Blick auf die aktuelle Wohnsituation: Lebt es sich in der Wohnung grundsätzlich gut, stellt sich unmittelbar die Frage, ob die bestehende Liegenschaft mit «vernünftigen» Investitionen altersgerecht umzubauen wäre. Könnte z.B. der aufwändige Garten in einen pflegeleichten Rasen gewandelt werden? Bestehen dazu die finanziellen Möglichkeiten (z.B. Aufstockung der Hypothek)?
Fazit: Wir bleiben dran
Für mich und meine Partnerin stehen aktuell zwei Optionen im Vordergrund:
- Verkauf der bestehenden Liegenschaft und Erwerb oder Miete einer neuen Wohnung
- Investition in «Altersgerechtigkeit» der bestehenden Liegenschaft
Helvetic Care wird bei den oben geschilderten weitläufigen Themen und Fragestellungen aktiv dranbleiben. Wir werden Sie weiterhin mit Inhalt (Artikeln, Ratgebern) unterstützen.
Deshalb sind wir eine Partnerschaft mit Swiss Life Immopulse eingegangen, die Ihnen konkrete und professionelle Unterstützung für selbstbestimmtes Wohnen und Leben im Alter bieten kann. Warum wir mit dem Unternehmen zusammenarbeiten, erfahren Sie im nächsten Artikel.
Über den Autor
Otto Bitterli hat sich ein Berufsleben lang an der Schnittstelle zwischen Privat- und Sozialversicherung bewegt. Er kommt ursprünglich von der Privatversicherungsseite (Winterthur) und hat dann bei der Sanitas als Geschäftsleitungsmitglied, als CEO und 1 Jahr als Verwaltungsratspräsident (VRP) gearbeitet. Aktuell ist er Berater und in mehreren VR und Boards tätig, unter anderem als VRP der Helvetic Care.