Mittagszeit im obersten Stock der Casa Solaris in Niederuzwil (SG). Schweigend sitzen die meisten Bewohnenden vor ihren Tellern, einige haben geschlossene Augen – schlafen sie? Horst Häussermann ist wach. Er schneidet für seine Frau das Fleisch in mundgerechte Stücke, kümmert sich liebevoll um sie.
Horst Häussermann
Er ist der Einzige der 10 Bewohnenden in dieser Etage der Casa Solaris, der nicht demenziell erkrankt ist. Trotzdem teilt er mit seiner Frau seit einem Jahr eines der geräumigen Zimmer im Demenzwohnen, in dem zwei Pflegebetten nebeneinander und persönliche Möbel stehen.
«Am schwierigsten ist es, die Krankheit zu verstehen»
«Wir sind schon seit 60 Jahren miteinander verheiratet. Was soll ich ohne sie zu Hause?», sagt der 83-Jährige. Allerdings sei es nicht immer so einfach, um so viele Demenzbetroffene zu sein: «Das Schwierigste ist für uns Angehörige, diese Krankheit zu verstehen.»
Die Sorgen der Angehörigen kennt Marc Borer, gastgebender Geschäftsführer der Casa Solaris in Niederuzwil SG. «Demenz lässt sich ja nicht heilen, mit Medikamenten kann man den geistigen Abbau lediglich hinauszögern.»
Die Bewoherinnen und Bewohner beim Mittagessen.
Weitere Einblicke in das Demenzwohnen: Der Gang..
mit den individuell gestalteten Zimmertüren.
Ein Mitarbeiter bringt denjenigen Bewohnern das Essen auf die Zimmer, die zu schwach zum Aufstehen sind.
Blick in den Aufenthaltsraum des Personals.
Auf der Terrasse kühlen sich die Bewohnenden im Sommer ab.
So sehen die Zimmer aus.
Hier lebt Horst Häussermann mit seiner Frau.
Sogar einen Zahnarztstuhl gibt es in der Casa Solaris.
«Es ist wichtig, dass man sie in ihrer Welt lässt»
Die Krankheit zeige sich bei jedem anders, auch zu Wut und Aggressionen könne es manchmal kommen. Doch die meisten Bewohnenden seien ziemlich ausgeglichen und zufrieden: «Viele kümmern sich umeinander. Besonders, wenn sie im gleichen Zimmer wohnen.» Wichtig sei einfach, dass man sie in ihrer Welt lasse.
In dieser Welt versucht man in der Casa Solaris so viel Orientierung wie möglich zu bieten. So ist jede Türe anders angemalt, damit die Bewohnenden ihre Zimmer finden. In den breiten Gängen stehen Sofas, alles ist hell und freundlich und mit dem Parkettboden sieht es hier eher aus wie in einem Hotel als in einem Pflegeheim.
Marc Borer, gastgebender Geschäftsführer der Casa Solaris in Niederuzwil SG.
Ein Alarm geht los
«Wir verstehen uns auch nicht als Pflegeheim, sondern als Hotel mit umfassenden Dienstleistungen», sagt Marc Borer. Deshalb werde er auch lieber Gastgeber statt Heimleiter genannt: «Bei uns steht eben das Wohnen und Leben im Vordergrund. Pflege ist eine Dienstleistung, die bezogen werden kann.» In der Casa Solaris seien Menschen, die in ihrem Alltag Sicherheit wünschten, jedoch nicht auf Autonomie und Selbstbestimmung verzichten möchten.
In diesem Moment erklingt der Alarm im Haus – die Journalistin zuckt zusammen, das Personal und die Bewohnenden bleiben gelassen. «Meistens ist da nichts», beruhigt Marc Borer: «Unsere Rauchmelder reagieren sofort, wenn in einem Zimmer etwa der Herd zu lange an bleibt – eine Sicherheitsmassnahme.»
War es ein falscher Alarm? Lesen Sie den zweiten Teil der Reportage.
Über die Casa Solaris
Die Casa Solaris in Niederuzwil SG bietet Seniorinnen und Senioren individuell-altersgerechte Wohnangebote mit umfassenden Service- und Pflegeleistungen. In den zwei Wohnblocks leben insgesamt 85 Menschen in Alterswohnungen, Pflegewohnungen, Pflegezimmern oder im geschützten Demenzwohnen.
Die Bewohnenden bestimmen selbst, wie viel Unterstützung sie benötigen. Zur Casa Solaris Niederuzwil SG gehört auch das öffentliche Restaurant Hot Stone. Weitere Häuser von Casa Solaris gibt es in Gossau SG, Stein AR und Kollbrunn ZH. Casa Solaris ist Partnerin von Helvetic Care.