Toni Bortoluzzi: «Altersheime sind ein Auslaufmodell»

Für den Ex-SVP-Nationalrat Toni Bortoluzzi (74) sind Altersheime ein Auslaufmodell. Pflegeheime sieht er als letzte Lösung. Er hat Verständnis für Menschen, die in einer solchen Situation nicht mehr leben wollen.


Toni Bortoluzzi: «Altersheime sind ein Auslaufmodell»
Maja Sommerhalder

«Selbstbestimmt leben im Alter heisst für mich, dass man so eigenständig sein kann wie möglich. Ziel ist es, in den eigenen vier Wänden zu bleiben – auch wenn man dabei Hilfe braucht.

Altersheime sind ein Ideal der 70er Jahre. Damals ging man gerne in solche Institutionen, auch wenn man noch mobil war. Heute aber haben Altersheime die gesellschaftliche Akzeptanz verloren, sie sind ein Auslaufmodell. Jedenfalls kenne ich niemanden, der dorthin will. Natürlich ist bei gewissen körperlichen und geistigen Gebrechen ein Pflegeheim unumgänglich. Es sollte aber die letzte Lösung sein.

Sonst ermöglichen Hauspflegedienste wie die Spitex ein Leben zu Hause trotz Einschränkungen. Leider sind diese Organisationen insbesondere in ländlichen Gebieten noch zu dünn gesät. Hier herrscht Nachholbedarf. Auch gilt es, noch mehr altersgerechte Wohnungen zu bauen.

Alterssiedlung mit Vorbildcharakter

Es gibt aber auch andere Formen der Unterstützung – etwa durch Nachbarschaftshilfe oder Freiwilligenarbeit. Gemeinden sind da gefordert, entsprechende Strukturen zu schaffen. Auch die Familie und Lebenspartner können Hilfe leisten. 

Über Toni Bortoluzzi

Toni Bortoluzzi (Jg. 47) war bis 2015 für die SVP im Nationalrat. Der Sohn italienischer Einwanderer war einer der wenigen Secondos im Parlament. Trotzdem verfolgte er eine rechtskonservative Ausländerpolitik. Seine Schwerpunkte waren die Sozial-, Familien- und Gesundheitspolitik. Bis 2012 führte er in Affoltern am Albis ZH eine Schreinerei mit sechs Angestellten. Heute lebt er noch immer in diesem Dorf, ausserdem verfügt er über einen Zweitwohnsitz in Elm. Bortoluzzi ist verheiratet und hat vier Kinder.

Wer alleine lebt, ist oft in einer Alterssiedlung gut aufgehoben. Eine mit Vorbildcharakter gibt es in meiner Nachbarschaft in Affoltern am Albis. Die Bewohnerinnen und Bewohner geniessen dort die Gemeinschaft, auf Wunsch können sie sich aber auch in ihre eigene Wohnung zurückziehen. Zudem gibt es täglich Besuch von der Spitex. Die Alterssiedlung ist mitten im Dorf, rund herum leben Familien mit Kindern. Eine Abschottung der Alten wird so also vermieden.

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Hoffentlich holt mich Gott zu mir, bevor ich ins Pflegeheim muss

Ich selbst hoffe, dass meine Ehefrau noch gesund ist und mir helfen kann, sollte ich einmal Altersgebrechen haben. Das gilt natürlich auch umgekehrt. Hoffentlich holt mich Gott zu mir, bevor ich ins Pflegeheim muss. Obwohl ich gegen Sterbehilfe bin, habe ich schon ein gewisses Verständnis dafür, dass Menschen in so einer Situation nicht mehr leben wollen.

Derzeit will ich aber nicht an solche Szenarien denken. Ich fühle mich gut und geniesse mein Rentnerdasein. Im Vergleich zu meiner Aktivzeit als Politiker nehme ich es heute deutlich ruhiger. Aber nur herumzusitzen ist nichts für mich. Ich bin unter anderem in Vereinen und Stiftungen aktiv, schreibe Beiträge für die SVP-Zeitung und lese viel. Auch körperliche Arbeit führe ich gerne aus. Heute gehe ich in meinen Wald holzen. Mit dem Holz heizen wir. Der nächste Winter kommt bestimmt.»