Der Herbst 2014 wurde zu einer deutlich schwierigeren Zeit, denn es kamen viele Dinge auf einmal auf mich zu. Meine Gedanken fuhren Karussell und das belastete mich zusehends. Wir hatten zwar seit dem Sommer 2014 die klare Diagnose Demenz und erste Rechercheergebnisse zeigten verschiedene Handlungsmöglichkeiten auf.
Aber die grosse Schwierigkeit bestand nun darin, aus der ganzen Flut an Informationen eine eigene Strategie zu entwickeln. Dazu kam die Entscheidung, ob meine Mutter bald eine Betreuung zu Hause benötigte und was es dabei zu beachten galt. Alles schwierige und noch ungelöste Fragen!
Da ich unter der Woche als Fachjournalist und Geschäftsführer meiner eigenen Agentur zeitlich sehr eingespannt bin, hatten meine Mutter und ich uns darauf geeinigt, dass sie mich am Wochenende in meiner Wohnung in Oberengstringen besucht, wir zusammen bei mir kochen und zusammen einige Stunden verbringen. Damals schaffte es meine Mutter noch recht gut, den seit 2011 bekannten Fussweg von ihrer Wohnung in Unterengstringen zu meiner Wohnung zu meistern. Unter der Woche – meist abends – besuchte ich sie dann in ihrer eigenen Wohnung und wir assen gemeinsam Znacht.
Ich beobachtete jede dabei kleine Veränderung sehr genau, auch die Zeit, die sie für den Fussmarsch zu mir benötigte. Es beruhigte mich, dass sie den Weg erstaunlich gut zurücklegte. Lediglich beim Treppensteigen musste ich sie öfters gleich an der Eingangstüre abholen und sie zu mir in den zweiten Stock begleiten. Aber wer steigt denn schon gerne Treppen? Da dies alles noch recht gut funktionierte, behielten wir dieses «Ritual» fürs Wochenende bei.
Wer Demenz hat, braucht oft rund um die Uhr Betreuung. Seniorencare24 bietet eine günstige Alternative zum Alters- oder Pflegeheim. Finden Sie unter dem Link eine deutschsprechende 24h-Betreuung für zu Hause ab CHF 4500 pro Monat.
Betreuungsperson findenAls nächstes entschieden wir uns für eine naturheilkundliche, ganzheitliche Blutuntersuchung. Diese sollte zutage bringen, welche wichtigen Stoffe im Organismus meiner Mutter fehlten, bzw. ihren Körper belasteten und so die Demenz begünstigten. Wir verabredeten uns mit unserem Naturheilarzt in Schlieren und er empfahl eine Vitalstoffanalyse, bei der wichtige Enzyme, Mineralien, Aminosäuren und Marker für allfällige Entzündungen analysiert wurden. Auch eine Energiestatusmessung der Körperzellen nutzten wir, um festzustellen, ob es irgendeinen offensichtlichen Mangel gab. Die Ergebnisse lagen bei meiner Mutter nahezu überall im Normalbereich.
Nur gewisse Entzündungswerte waren leicht erhöht. Sie erhielt deshalb ein milchsauer vergorenes Mineralpräparat, das sie zum Essen nehmen sollte. Auch erstaunte uns der relativ hohe Energiestatus bei meiner Mutter. Diese Analyse-Ergebnisse beruhigten uns sehr und gaben uns vorerst das gute Gefühl, dass es auf der naturheilkundlichen Ebene recht ordentlich um meine nun 85-jährige Mutter stand.
Markus Frutig (Jg. 1967) ist im Hauptberuf Kommunikationsexperte, Fachjournalist und Chefredaktor. Dazu berät er seine Kunden seit über 22 Jahren erfolgreich u.a. als ausgebildeter und zertifizierter Ernährungs-, Energiemedizin- und Orthomolekularberater. Durch die Demenzerkrankung seiner Mutter besitzt er dazu eine langjährige Praxiserfahrung in der Alters- und Demenzpflege. Auf helveticcare.ch schreibt er regelmässig darüber.
Teil 1: Die Anzeichen fielen mir zuerst gar nicht richtig auf
Teil 2: Den Arztbesuch schoben wir hinaus
Teil 3: Hilft eine alternative Behandlung?
Teil 5: War die Verschnaufpause in Ägypten das Richtige?
Teil 6: In den Ferien fielen mir die Veränderungen erst richtig auf
Teil 7: Wie konnte ich sie dazu bringen, das Essen nicht zu vergessen?
Teil 8: Weil sie das Trinken vergass, musste sie als Notfall ins Spital
Teil 9: Diese Hilfsmittel erleichtern den Alltag
Teil 10: Unsere Lehre nach bangen Stunden im Spital
Da meine Mutter bereits seit mehreren Jahren regelmässig höher dosierte Nahrungsergänzungen mit allen relevanten Vitaminen, Mineralien, Aminosäuren und Spurenelementen neben der täglichen Ernährung zu sich nahm und dies zum Glück keinerlei Schwierigkeiten beim Schlucken bereitete, war das Mineralpräparat, wenngleich es nicht sonderlich gut schmeckte, kein Problem für sie. Frischkost wie Salate, Äpfel, Ananas, Birnen, Kirschen, Trauben oder sonstiges Saisonobst liebte sie zum Glück schon immer.
Mit der regelmässigen Einnahme der Nahrungsergänzungsmittel klappte es aber bald nicht mehr so gut und sie vergass sie leider öfters, wie ich an den oftmals noch vollen Pillendöschen merkte. Daher bat ich ihre Nachbarin um Unterstützung. Diese kontrollierte freundlicherweise die Einnahme zum Mittagessen, was zu einer gewissen Beruhigung im Alltag führte.
Im Oktober 2014 recherchierte ich auf diversen Internetseiten, welche Möglichkeiten es für Haushaltshilfen gab, denn ich wollte die Weichen rechtzeitig stellen, auch wenn sich meine Mutter noch recht gut in ihren eigenen vier Wänden versorgen konnte.
Die Angebote zu diesem Zeitpunkt waren alles andere als überschaubar und meistens stellten sich die vermeintlichen «Seniorenbetreuerinnen» eher als Reinigungsfachkräfte heraus, die zwar Betreuungsdienstleistungen anboten, aber nach diversen persönlichen Besuchen liessen wir dieses Thema doch erst einmal wieder fallen. Meine Mutter wollte auch nicht gerne «eine fremde Person in ihrer Wohnung» haben. Dies respektierte ich natürlich.
Die tägliche Arbeitsbelastung und die Sorgen um meine Mutter waren doch anstrengend und belasteten mich vor allem, wenn ich sie nicht regelmässig sah. Daher machten wir Ende November Pläne für erneute Ferien in unserem geliebten 5-Sterne-Hotel in El Quseir in Ägypten.
Terroranschläge hatten uns im Jahr zuvor von unserer gewohnten Feriendestination ferngehalten. Aber wie würde sich ein langer Flug auf den Zustand meiner Mutter auswirken? War ein solcher Urlaub wirklich anzuraten und erholsam für uns beide?
Hier geht es zum Anfang der Themenserie. Wie es weiterging, erfahren Sie im Teil 5.
Tags
Demenzserie
Pflege
Community