Dass sich die Persönlichkeit eines Menschen verändern kann, ist für viele nicht neu. Auch etwas umfassendere Wesensveränderungen im Alter sind keine Seltenheit. Ein Empathieverlust im Alter, oft gepaart mit Altersstarrsinn, kann jedoch zu einer Belastung für die Angehörigen werden.
Ursachen für Empathieverlust im Alter: Wesensveränderungen können durch psychische Krankheiten wie Altersdepression, verminderte Leistungsfähigkeit, Verlust von Selbstständigkeit oder Stress durch Umweltveränderungen ausgelöst werden. Auch persönliche Charaktereigenschaften beeinflussen, wie Senioren auf das Älterwerden reagieren.
Tipps für Angehörige: Ruhe bewahren, Ursachen hinterfragen und (sofern möglich) die Selbstständigkeit der älteren Person fördern. Professionelle Unterstützung, etwa durch Hausärzte oder Pflegedienste, sollte rechtzeitig in Anspruch genommen werden.
Sonderfall Demenz: Empathieverlust kann auf eine Demenz hindeuten, da betroffene Hirnareale geschädigt werden; klare Kommunikation, Geduld, Struktur im Alltag und professionelle Beratung helfen oft, die Lebensqualität der Betroffenen zu steigern.
Warum kommt es bei vielen Menschen zu Wesensveränderungen im Alter?
Es gibt viele Ursachen, die dazu führen können, dass sich Verhaltensweisen und Gefühle eines Menschen im Alter verändern. Die folgenden Faktoren können Wesensveränderungen im Alter begünstigen.
Viele Menschen sind im Alter weniger aktiv als früher. Das bedeutet, dass ihre Leistungsfähigkeit immer mehr abnimmt. Vor allem, wenn besagte Personen dann noch allein leben, können sich psychische Krankheiten, wie zum Beispiel eine Altersdepression, entwickeln.
Oft können auch Veränderungen im Umfeld zu einer grossen Herausforderung für die betreffende Person werden. Wenn jemand bemerkt, dass er zum Beispiel nicht mehr dazu in der Lage ist, mit den Entwicklungen rund um die Digitalisierung Schritt zu halten und/ oder generell Probleme mit dem Älterwerden hat, sind Streitigkeiten oft vorprogrammiert.
Manche Betroffene empfinden das, was Angehörige vielleicht als «nicht relevant» einstufen, als schlimm - zum Beispiel, wenn sie bemerken, dass sie aufgrund von Vergesslichkeit oder körperlichen Veränderungen nicht mehr so belastbar sind wie früher.
Auch der eigene Charakter und der gewohnte Umgang mit Emotionen bestimmen, ob Senioren mit Aggressivität auf Probleme reagieren oder ängstlich sind, wenn sie sich von einer Situation überfordert fühlen.
Angehörige sollten schnell reagieren, wenn sie Wesensveränderungen im Alter oder andere Verhaltensauffälligkeiten bei ihren Lieben erkennen. Möglicherweise handelt es sich hierbei um eine beginnende Demenzerkrankung oder um eine Depression. Hilfe erhalten Betroffene zunächst beim Hausarzt. Dieser kann Verhaltensstörungen oft gut einordnen und feststellen, ob diese behandlungsbedürftig sind.
Wie sollten Angehörige auf den Empathieverlust im Alter, Gehässigkeit und andere Auffälligkeiten reagieren?
Wenn Senioren keine oder nur noch wenig Empathie zeigen können, kann dies für Familienangehörige zu einer enormen Belastung werden - auch in psychologischer Hinsicht. Immerhin handelt es sich bei der Fähigkeit, sich zum Beispiel in andere Menschen hineinversetzen zu können, um ein Detail, das das Zusammenleben schöner macht. Im ersten Schritt ist es als Angehöriger wichtig, sich und seine Gefühle zu schützen und sich immer wieder in Erinnerung zu rufen, dass das Verhalten des Gegenübers nicht verletzen sollte bzw. darf.
Und dennoch fällt es schwer, sich als pflegende Angehörige abzugrenzen. Die folgenden Tipps sollen dabei helfen, die Persönlichkeit eines Menschen in jeder Lebensphase zu akzeptieren und gleichzeitig die eigenen Bedürfnisse nicht zu vergessen.
Angehörige sollten sich fragen, ob die Wesensveränderungen, die sie festgestellt haben, eventuell mit einer Krankheit zusammenhängen könnten. Nur, wer die Ursachen kennt, kann auch über den richtigen Umgang mit den Veränderungen entscheiden.
Wie so oft ist es zudem wichtig, Ruhe zu bewahren. Wesensveränderungen im Alter können auch vergleichsweise harmlose Ursachen haben und müssen nicht direkt auf eine generell gesteigerte Aggressivität, auf Demenz oder Ähnliches hinweisen. Vielleicht hat auch ein einschlägiges Erlebnis wie der Verlust eines lieben Menschen dazu geführt, dass sich das Verhalten der Senioren kurzfristig verändert hat?
Auch wenn es schwerfällt und Angehörige ihre Lieben gern unterstützen möchten: Oft profitiert die Persönlichkeit eines Menschen, wenn ihm eine gewisse Selbstständigkeit, zum Beispiel unter dem Einsatz von Hilfsmitteln, zugestanden wird. Wer seinem Gegenüber zumutet, kleine Dinge im Alltag selbst zu erledigen, hilft ihm oft dabei, sich mit den Veränderungen, die das Alter mit sich bringt, positiv auseinanderzusetzen.
Um Konflikten und Streit vorzubeugen, ist es sinnvoll, zu versuchen, sich in das Gegenüber hineinzuversetzen. Fragen, die hierbei weiterhelfen können, sind unter anderem: «Warum empfindet er/ sie so viel Misstrauen?», «Wie kann ich sein/ ihr Wohlbefinden unterstützen?» und «Wie kann ich dafür sorgen, dass unser Umgang wieder etwas besser wird?»
Zusatztipp
Wesensveränderungen im Alter zu erkennen und auf möglichst gesunde Weise zu begegnen, ist nicht einfach. Und gerade die jüngeren Familienmitglieder verstehen oft nicht, warum die Grosseltern «plötzlich so anders» sind.
Es ist absolut in Ordnung, sich selbst zu schützen und hin und wieder zurückzunehmen. Pflegedienste kennen die Problematik, die Altersstarrsinn und ähnliches Verhalten mit sich bringen kann und helfen, wenn es darum geht, pflegende Angehörige zu entlasten. Wichtig ist es, rechtzeitig zu erkennen, wann Unterstützung gefragt ist... und diese dann in Anspruch zu nehmen.
Ein Sonderfall: Empathieverlust bei Demenz
Eine Demenzerkrankung ist oft mit dem Verlust von Empathie verbunden. Genau genommen handelt es sich hierbei für viele Angehörige von Menschen mit Demenz um eine der grössten Herausforderungen, die die Krankheit mit sich bringt.
Demenzbetroffene können im Laufe der Zeit weniger empathisch sein, weil verschiedene Hirnareale geschädigt werden... und zwar genau die Areale, die für den Bereich der Emotionen zuständig sind. Oft hilft es hier,...:
langsamer und in einfachen Sätzen zu sprechen
Geduld zu zeigen und verständnisvoll zu sein
mehr Struktur in den Alltag zu bringen, so dass sich die Senioren im Idealfall wieder etwas sicherer fühlen
sich professionell beraten zu lassen.
Die gute Nachricht ist, dass es in vielen Fällen möglich ist, den Betroffenen wieder ein grosses Stück Lebensqualität zurückzugeben... vor allem, wenn es gelingt, wieder etwas mehr Selbstständigkeit und Sicherheit in ihren Alltag zu bringen.
Nicht vergessen: Manche Menschen sind grundsätzlich empathischer als andere
Angehörige, die sich mit Themen wie Altersstarrsinn, Demenz und verändertem Verhalten im Alter auseinandersetzen, werden gegebenenfalls hellhörig, wenn sie bemerken, dass ältere Menschen «irgendwie nicht so wie gedacht» auf einen bestimmten Sachverhalt reagieren.
Wichtig ist es hier, einen Vergleich zu ziehen und sich zu fragen: «Wie hätte die betreffende Person vor etwa zehn Jahren auf diese Situation reagiert?» Auf diese Weise zeigt sich schnell, ob es ernsthafte Anzeichen für eine klassische Wesensveränderung gibt. Im Zweifel ist es natürlich immer besser, einen Experten zu konsultieren.