Bei einem Gehörsturz erleidet der Betroffene einen plötzlich auftretenden, meist einseitigen Hörverlust. Die Fachsprache bezeichnet den Hörsturz als «idiopathischen Hörsturz» oder als «akuten idiopathischen sensorineuralen Hörverlust». Idiopathisch steht bei dieser Diagnose für «ohne erkennbare Ursache», da in den meisten Fällen die Ursache des Phänomens nicht genau bestimmt werden kann.
Dabei unterscheiden die Experten zwischen
Des Weiteren wird zwischen unterschiedlichen Schweregraden wie schwerem und leichtem Gehörsturz differenziert. Sie lassen sich anhand des Grades der Höreinschränkung sowie der Dauer des Hörsturzes bestimmen.
Auch wenn er kein Notfall ist, muss der Hörsturz ernst genommen werden, da er zu langanhaltendem oder sogar andauerndem Hörverlust führen kann.
In gut der Hälfte der Fälle normalisiert sich das Gehör von ganz allein nach wenigen Stunden oder spätestens nach ein bis zwei Tagen. Bei anhaltenden Beschwerden sollten sich die Betroffenen innerhalb weniger Tage bei einem Hals-Nasen-Ohren-Arzt vorstellen.
Prinzipiell können alle Altersgruppen von einem Hörsturz betroffen sein. Eher selten tritt er allerdings im Kindesalter auf. Die meisten Erkrankungen betreffen Menschen um das 50. Lebensjahr. In der Schweiz erleiden rund 1600 Menschen pro Jahr einen Ohrinfarkt.
Dabei sind beide Geschlechter gleich häufig betroffen. Oft ist es nicht möglich, die Ursachen genau festzustellen. Allerdings gibt es verschiedene Faktoren, die die Durchblutung des Innenohrs stören. Stress spielt hierbei eine wesentliche Rolle. Es ist also wichtig, dass Betroffene jeden weiteren Stress vermeiden.
Treffen Sinneseindrücke von Geräuschen auf die Ohrmuschel, leitet sie das Mittelohr an das Innenohr weiter. Dort werden sie verarbeitet und an das Gehirn übermittelt. Bei einem Gehörinfarkt ist diese Übermittlung fehlerhaft.
Der Mediziner spricht von einer sogenannten «Schallempfindungsschwerhörigkeit» oder einer «sensorischen Schwerhörigkeit». Sie tritt unterschiedlich stark und mal in wenigen oder in mehreren Frequenzbereichen auf. Daher reichen die Diagnosen von einer leichten Hörstörung bis zur Taubheit.
Die Symptome können unterschiedlich stark erscheinen. Sogenannter Tinnitus (Rauschen, Pfeifen, Zischen oder Rattern im Ohr und im Kopf ohne äussere Schallquelle) und Ohrendruck können die ersten Vorboten für einen Hörsturz sein. Häufig treten solche Warnsignale gleichzeitig mit ihm auf.
Ohrenschmerzen zählen nicht zu den Symptomen eines Hörsturzes. Schmerzt ein Ohr, weist dies zum Beispiel auf eine Entzündung hin. Mehr dazu im Ratgeber zum Thema Ohrenschmalz.
Auch watteartige Geräusche im Ohr können einen Hörsturz ankündigen. Treten Schwindelattacken auf, kann das ebenfalls auf einen Hörsturz hinweisen. Bei ungefähr 25 Prozent der Menschen mit Schwindelgefühlen oder mit einem Hörsturz werden zudem Herz-Kreislauf-Beschwerden diagnostiziert.
Tinnitus und der Hörsturz weisen zahlreiche Parallelen beim Krankheitsbild und den Symptomen auf. Es liegt nahe, dass die beiden dasselbe sind. Das ist allerdings nicht korrekt. Während der Gehörsturz selbst den Krankheiten zugeordnet wird, ist der Tinnitus hingegen eher ein Symptom.
Allerdings tritt Tinnitus häufig in Zusammenhang mit dieser Erkrankung auf. Bleibt der Tinnitus auch nach dem Abklingen des Hörsturzes bestehen, wird dies als chronischer Tinnitus bezeichnet. Seine Ursachen müssen aber nicht immer mit dem Hörsturz zusammenhängen.
Martin Kiefer leidet schon seit Jahren unter Tinnitus-Symptomen. Im ersten Teil unserer Videoserie erzählt er, wie ihm ein Hörtest helfen soll.
Kostenloser HörtestNoch immer ist nicht genau klar, welche Ursachen einen Gehörinfarkt auslösen. Vermutlich entstehen Durchblutungsstörungen durch eine Kombination von verschiedenen Faktoren.
Im Innenohr sitzen die Schnecke und das Hörorgan. Sie werden über das Blut mit Nährstoffen versorgt. Kommt es zu Durchblutungsstörungen, behindert oder unterbricht dies die Nährstoffversorgung und den Abtransport von Stoffen.
Die verminderte Durchblutung schädigt in erster Linie die Sinnes- und Haarzellen des Hörorgans. Treffen nun Schallwellen und damit verbunden Druckschwingungen auf das Organ, können sie nicht mehr richtig aufgenommen werden.
Stress oder Probleme gelten als mögliche Auslöser für die Durchblutungsstörungen. Emotionale Anspannung führt zu einer vermehrten Adrenalin-Ausschüttung. Dies kann die Durchblutung im Ohr ebenso wie Verschleisserscheinungen der Halswirbelsäule beeinträchtigen. Weitere Faktoren, die sich ebenfalls negativ auf die Durchblutung des Ohrs auswirken können, sind:
Zusätzlich zu Durchblutungsstörungen werden noch weitere Ursachen für einen Ohrinfarkt diskutiert:
Auch das Heben von schweren Lasten oder äussere Einwirkung kann das Fenestra cochleae (runde Fenster) im Innenohr verletzen. Dadurch steigt der Innenohr-Druck und es tritt Perilymphe ins Mittelohr aus. Hierbei handelt es sich um eine lymphähnliche Flüssigkeit zwischen dem häutigen und knöchernen Labyrinth des Innenohrs. Sie wird als Perilymphfistel bezeichnet.
Ein erhöhter Cholesterinspiegel, hoher Blutdruck und übermässiger Nikotingenuss verstärken ebenso wie Stress das Risiko eines Hörsturzes.
Treten mögliche Anzeichen für einen Hörsturz auf, ist es ratsam, einen Arzt aufzusuchen. Der HNO-Arzt (Hals-Nasen-Ohren-Arzt) bestimmt die Art und das Ausmass des Hörverlustes. Zudem kann er mögliche andere Ursachen ausschliessen, die eine akute Hörminderung verursachen.
In einer ausführlichen Unterhaltung erhebt der Arzt die Krankengeschichte des Patienten (Anamnese). So stellt er zum Beispiel folgende Fragen: Wann ist die akute Hörminderung aufgetreten? Vermutet der Patient einen bestimmten Auslöser? Wendet er Medikamente an, wenn ja, welche? Bestehen Begleitsymptome wie Schwindel etc.?
Im Anschluss an die Anamnese folgt eine allgemeine HNO-ärztliche Untersuchung. Mithilfe eines Otoskops blickt der Arzt in den Gehörgang und kann das Trommelfell einsehen, um beides auf mögliche Schäden zu untersuchen.
Im zweiten Teil unserer Videoserie sehen Sie, wie ein Hörtest ganz bequem zu Hause funktioniert. Dabei erhält Martin Kiefer die Gewissheit: Sein Tinnitus ist nicht das einzige Problem.
Schwerhörigkeit oder ein Hörverlust hat viele Ursachen – es muss also nicht immer ein Hörsturz dahinterstecken. Wenn Sie das Gefühl haben, schlechter zu hören, dann machen Sie unbedingt einen Hörtest. Denn ein unbehandelter Hörschaden kann die Lebensqualität massiv beeinträchtigen und stellt ein Risikofaktor für Krankheiten wie Demenz dar.
Zum kostenlosen HörtestWichtig bei der Feststellung eines Hörsturzes ist die Hörprüfung. Dazu kommen verschiedene Methoden zum Einsatz:
Der Arzt schlägt für diesen Versuch eine Stimmgabel an. Nachdem er sie dem Patienten auf den Scheitel gesetzt hat, soll dieser angeben, auf welcher Seite er den Ton lauter hört.
Bei dieser Hörprüfung werden dem Patienten über Lautsprecher oder Kopfhörer Töne in unterschiedlichen Frequenzen vorgespielt. Schrittweise verringert sich dabei die Lautstärke, bis der Patient die sogenannte Hörschwelle erreicht. Dabei ist der Ton gerade noch wahrnehmbar.
Mithilfe dieser Untersuchung lässt sich feststellen, wie ausgeprägt die Hörminderung ist und welche Frequenzbereiche sie betrifft.
Um die Funktion des Mittelohrs zu überprüfen, führt der Arzt eine spezielle Sonde in den Gehörgang ein. Bei einem (vermuteten) Hörsturz gehören ausserdem eine Blutdruckmessung und die Prüfung des Gleichgewichtssinns zu den üblichen Untersuchungen.
Zur Abklärung eines möglichen Hörsturzes können in einzelnen Fällen zusätzliche Untersuchungen erforderlich sein. Besteht die Vermutung, dass es sich bei der Hörminderung nicht um einen Hörsturz, sondern um eine andere Erkrankung handelt, bringt eine entsprechende Blutuntersuchung Klarheit. So lassen sich Infektionen wie Borreliose, Zytomegalie oder Ähnliches nachweisen.
Ein Kleinhirnbrückenwinkeltumor kann ebenfalls für Hörprobleme verantwortlich sein. Eine Kernspintomografie (MRT, Magnetresonanztomografie) bringt hier Klarheit.
Die eigentlichen Ursachen für einen Hörsturz sind nicht genau bekannt. Daher gibt es auch keine kausale, also keine ursächliche Therapie, um diese Erkrankung zu behandeln. Hält die Hörminderung über etwa zwei Tage an, sollte sie ein HNO-Arzt beurteilen.
Um das Risiko für ein (stark) beeinträchtigtes Hörvermögen sowie einen chronischen Tinnitus so weit wie möglich zu mindern, ist eine geeignete Behandlung angezeigt.
Etwa die Hälfte der Hörstürze heilt spontan aus. Eine Vorhersage, wann und bei wem das sein könnte, ist nicht möglich. Die Entscheidung, ob bei einem lediglich leichten Hörverlust eine Therapie notwendig ist, sollte der Facharzt für HNO entscheiden.
Besteht der Verdacht auf einen Entzündungsprozess, nimmt der Arzt häufig eine Behandlung mit einem Kortison-Präparat vor, das antientzündlich und abschwellend wirkt.
Zur akuten Hörsturz-Therapie sind hoch dosierte Glukokortikoide, besser bekannt als Kortison, meist die erste Wahl. In der Regel werden diese Wirkstoffe in Tablettenform oder als Infusion verabreicht. Die Therapie erfolgt über mehrere Tage. Bei einer Anwendung können die Medikamente im ganzen Körper wirksam werden. Daher bezeichnet man dieses Vorgehen als systemische Therapie. Mit ihr können in verschiedenen Körperbereichen Nebenwirkungen wie zum Beispiel erhöhte Blutzuckerwerte verbunden sein.
Zeigt die systemische Kortison-Behandlung nicht die gewünschte Wirkung, besteht die Möglichkeit, den Wirkstoff direkt ins Ohr zu injizieren. Das wird als intratympanale Applikation bezeichnet. Da die Wirkung sehr lokal erfolgt, vermeidet diese Vorgehensweise systemische Nebenwirkungen. Nebenwirkungen sind jedoch auch hier möglich: Eine intratympanale Applikation von Kortison kann eine Trommelfell-Verletzung, eine Mittelohrentzündung, Schwindel oder Schmerzen hervorrufen.
Ist das Schneckenfenster zwischen Mittel- und Innenohr verletzt, ist eine operative Abdeckung dieser Ruptur erforderlich.
Bei einem Hörsturz werden hin und wieder auch Medikamente wie Vasodilatatoren mit einer gefässerweiternden Wirkung oder Rheologika angepriesen. Letztere verbessern die Fliesseigenschaften des Blutes. Noch immer fehlen Wirksamkeitsnachweise und auch aufgrund möglicher Nebenwirkungen werden derartige Präparate von den Fachgesellschaften nicht für die Behandlung von einem Hörsturz empfohlen.
Ähnlich verhält es sich mit antiviralen Präparaten. Bislang konnte in Studien kein Nutzen dieser Behandlung in Zusammenhang mit einem Hörsturz festgestellt werden.
Die sogenannte hyperbare Sauerstofftherapie soll laut verschiedenen Medizinern bei einem Hörsturz helfen. Dazu begibt sich der Betroffene mehrmals in eine spezielle Druckkammer. Um das Hörvermögen zu verbessern, atmet er reinen Sauerstoff ein. Allerdings ist die Wirksamkeit dieser Methode umstritten.
Bei einem symptomatischen Hörsturz müssen nicht nur die Symptome behandelt werden, welche für die Hörprobleme verantwortlich sind. Darüber hinaus ist es erforderlich, die dafür zugrunde liegende Erkrankung unbedingt zu behandeln.
So gehört zum Beispiel die Gabe von Antibiotika oder Virustatika bei einer bakteriellen oder viralen Infektion zur Therapie.
Besteht der Bedarf, erfolgt eine Zusammenarbeit mit Ärzten anderer Fachrichtungen, um eine optimale medikamentöse Einstellung, zum Beispiel bei Diabetes, zu erreichen.
Auch wenn Sie die Symptome sehr ernst nehmen sollten, muss nicht jeder Hörsturz sofort behandelt werden. Dennoch ist es wichtig, möglichst frühzeitig einen HNO-Facharzt/eine HNO-Fachärztin aufzusuchen. Besonders bei geringfügigen Hörverlusten entscheidet er/sie, ob noch wenige Tage abgewartet werden kann, ob die Beschwerden von selbst abklingen.
Ist der Hörverlust ausgeprägt, sind die Ohren vorgeschädigt und/oder hält das Schwindelgefühl an, ist der frühzeitige Beginn einer Therapie vorteilhaft. Abhängig vom Einzelfall wird diese Therapie stationär oder ambulant durchgeführt.
Am wichtigsten ist es, dass Sie bei einem Hörsturz zur Ruhe kommen. Treten Sie also kürzer und lassen Sie sich krankschreiben, denn Stress gilt aus wesentlicher Faktor für die Entstehung eines Infarkts im Ohr. Auch Entspannungsübungen, Sport und der Verzicht auf das Rauchen helfen.
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Die vorbeugenden Massnahmen auf einen Blick.
Wie lange dauert es, bis der Hörsturz weg ist? Diese Frage stellen sich viele, die unter einem Hörsturz leiden. Der genaue Verlauf und die Prognose hängen aber bei einem Hörsturz von verschiedenen Faktoren ab: Wie ausgeprägt ist zu Beginn der Hörverlust und in welchem Frequenzbereich tritt das Hörproblem auf?
Es lässt sich nicht vorhersagen, wie im Einzelfall der genaue Hörsturz-Verlauf sein wird. Auch die Dauer der Hörminderung ist nicht abschätzbar. Grundsätzlich gilt aber: Besonders ein leichter Hörsturz kann spontan nach wenigen Tagen ausheilen. Schwere Verläufe hingegen ziehen häufig Hörprobleme (Schwerhörigkeit) nach sich, die lange oder sogar dauerhaft anhalten.
Manchmal muss ein Hörverlust mit einem Hörgerät behandelt werden. Im dritten Teil unserer Videoserie erklärt eine Akustikerin, warum diese gut für die Gesundheit sind. Ein Hörtest gibt Gewissheit.
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Das Risiko, früher oder später erneut einen Hörsturz zu erleiden, beträgt ungefähr 30 Prozent. Besonders Menschen mit bestehenden Risikofaktoren wie anhaltendem Stress oder Bluthochdruck sind hiervon betroffen. Patienten, deren Hörinfarkt den Mittel- oder Tieffrequenzbereich betrifft, neigen ebenfalls zu sogenannten Rezidiven (erneuter Hörsturz).
Durch eine gesunde Lebensführung können Sie das Risiko eines erneuten Hörsturzes reduzieren. Mit diesen Massnahmen können Sie vorbeugen:
Der Hörsturz ist praktisch eine Art «Systemabsturz» des Gehörs. Für eine möglichst vollständige Heilung ist es wichtig, die in diesem Beitrag genannten Symptome so früh wie möglich zu erkennen und einem HNO-Arzt vorzustellen beziehungsweise behandeln zu lassen.
So erhalten Sie auch in fortgeschrittenem Alter Ihre Hörfähigkeit. Grundsätzlich ist der Gehörinfarkt kein Grund, das Leben im eigenen Haus aufzugeben. Viele Betroffene erholen sich schnell davon.
Martin Kiefer behandelte seine Schwerhörigkeit mit einem Hörgerät. Im vierten Teil unserer Videoserie erzählt er, wie diese sein Leben veränderten.
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