HomearrowFinanzen

Krankenversicherung optimieren: Darauf müssen Sie unbedingt achten!

Die Krankenkassenprämien steigen nächstes Jahr massiv an – für viele ältere Menschen ist dies eine grosse finanzielle Belastung. Immerhin können sie ihre Versicherung optimieren und so viel Geld sparen. Ein Leitfaden.

image
image

Otto Bitterli am 17.11.2022

Prämienschock für die Versicherten

6.6 % steigen die Prämien der Grundversicherung im nächsten Jahr durchschnittlich. Das sind dann wohl zwischen 20 und 40 Franken pro Monat, im Jahr zusätzliche 250 bis 500 Franken pro Person.
Für viele eine happige zusätzliche Belastung. Dies trifft ältere Leute finanziell stark, da sie mit fixer Rente rechnen müssen und nicht auf Lohnerhöhungen hoffen können. Auf der anderen Seite profitieren die älteren Menschen von einer sehr grossen Solidarität: Es gibt ab dem 26. Lebensjahr bis zum Lebensende in der Grundversicherung nur eine Prämienkategorie.
Und: Auch Seniorinnen und Senioren können ihre Prämien so tief wie möglich halten. Doch auf was müssen sie achten?

Wo können Sie noch optimieren?

Bereits in der Vergangenheit haben sehr viele ihre Grundversicherung optimiert: Die Wahl der richtigen Jahresfranchise beschäftigte die meisten schon irgendwann; bereits sind über 70% in einem alternativen Versicherungsmodell versichert und profitieren von entsprechenden Rabatten. Auch haben einige ihre Grundversicherung immer wieder zu einem neuen Versicherer verschoben. Ist da noch immer etwas zu holen?
Es gilt auf jeden Fall, die Situation jährlich genau zu überprüfen und die für sich richtigen Entscheide zu treffen.
Helvetic Care ist bestrebt, Sie auf Dinge aufmerksam zu machen, die in den vielen (politischen) Diskussionen gerne etwas untergehen - oder auf welche die Verkäufer kaum eintreten. Deshalb die wichtigste Botschaft vorab:
Entscheiden Sie nicht nur entlang von Rabatten und Prämien - vergleichen Sie auch die damit verbundenen Leistungen und die Versicherungen. Auch müssen die in den alternativen Versicherungsmodellen angepriesenen Leistungen effektiv zu Ihnen passen.
Eine Entscheidung können Sie bis Ende November fällen. Von Ihrem Versicherer müssen Sie die neue Police bis spätestens Ende Oktober erhalten.
Schauen Sie sich auch Ihre Zusatzversicherungen genau an:
  • Brauchen Sie diese?
  • Ist insbesondere bei den Halbprivat- und Privatversicherungen das Preis-Leistungs-Versprechen für Sie noch gegeben?
Unsere Empfehlungen

Über den Autor

Otto Bitterli hat sich ein Berufsleben lang an der Schnittstelle zwischen Privat- und Sozialversicherung bewegt. Er kommt ursprünglich von der Privatversicherungsseite (Winterthur) und hat dann bei der Sanitas als Geschäftsleitungsmitglied, als CEO und 1 Jahr als Verwaltungsratspräsident (VRP) gearbeitet. Aktuell ist er Berater und in mehreren VR und Boards tätig, unter anderem als VRP der Helvetic Care.

1. Grundversicherung

Wechsel des Versicherers

Sie können den Versicherer jährlich wechseln, mit der tiefsten Franchise sogar halbjährlich. Viele, insbesondere die jungen gesunden Versicherten, wechseln deshalb die Grundversicherung häufig.
Aber Achtung: Zwar herrscht ein Obligatorium und man könnte meinen, dass alle Leistungen bei allen Versicherungen gleich sind. Dem ist in weiten Teilen, aber nicht in jeder Hinsicht so. Es gibt keinen abschliessenden Leistungskatalog und deshalb auch entsprechende Unterschiede in Bezug auf die konkrete Rückvergütung von spezifischen Leistungen.
Diese drücken sich zum Beispiel bei der Vergütung von sogenannten Off-Label-Use-Medikamenten oder bei der Anzahl bezahlter Sitzungen für Psycho-, Physiotherapie oder der medizinisch notwendigen Trainingstherapie aus.
Hier besteht wenig Transparenz. Sie müssen sich ein eigenes Bild machen. Die Politik des jeweiligen Versicherers ist häufig im Bereich der Zusatzversicherungen besser erkennbar als in der Grundversicherung. Folgende Fragestellungen können hier helfen:
  • Sind diese Angebote nur auf die jungen Menschen ausgerichtet?
  • Was tut der Versicherer für die älteren Menschen?

Jahresfranchise

Die wichtigste Frage bei der Wahl der Jahresfranchise ist jene, ob Sie davon ausgehen, dass Sie im nächsten Jahr gesund sind oder krank werden könnten. 300, 500 oder 1000 Franken kommen rasch zustande, wenn Sie mehrere Behandlungen benötigen.
Berücksichtigen Sie auch, dass die Franchise im neuen Jahr wieder neu beginnt, auch wenn Sie eine Behandlung für dieselbe Krankheit über das Jahr hinaus in Anspruch nehmen müssen.
Überlegen Sie im Weiteren, ob Sie die gewählte Jahresfranchise und die maximalen Kostenbeteiligungen (vgl. Box) bezahlen können, wenn Sie unerwartet ein Schicksalsschlag treffen würde. Viele vergessen die maximalen Kostenbeteiligungen, welche dann zusätzlich ins Geld gehen können.

Was bedeutet die maximale Kostenbeteiligung?

Zu der gewählten Jahresfranchise zahlen Sie im Umfang von bis zu 700 Franken eine maximale Kostenbeteiligung von 10%. Das bedeutet, dass Ihnen auch nach der Bezahlung der Franchise jeweils 10% bis zu einem Betrag von700 Franken in Rechnung gestellt wird. Auch müssen Sie pro Spitaltag von Gesetzes wegen 15 Franken selbst bezahlen (unabhängig vom Selbstbehalt). Zu diesen Lösungen gibt es zahlreiche Ausnahmen, zum Beispiel für schwangere Frauen.

Wechsel des Wohnortes/Prämienregionen

In der Schweiz gibt es aktuell 43 Prämienregionen. Pro Kanton bestehen eine, zwei oder drei Regionen. Zwar sind die Prämienunterschiede von einer zur anderen Region innerhalb eines Kantons maximal fixiert (10 oder 15%). Gleichwohl können mit einem Wohnortwechsel von der einen zur anderen Gemeinde beträchtliche Unterschiede bestehen. Falls Sie also vor einem Wohnortswechsel stehen oder einen solchen in Betracht ziehen, kann sich ein Blick auf die Prämien lohnen.

Ausschluss der Unfallversicherung

Wenn Sie über Ihren Arbeitgeber gegen Unfall versichert sind, benötigen Sie keine solche Versicherung in der Krankenpflege-Grundversicherung. Sie können diese Deckung herausnehmen.

Wahl des alternativen Versicherungsmodells

Es bestehen zahlreiche alternative Versicherungsmodelle. Jeder Versicherer hat davon mehrere mit unterschiedlicher Ausgestaltung und unterschiedlichen Rabatten. Es kommen laufend weitere derartige Modelle hinzu. Helveticcare.ch wird dazu bis Mitte Oktober einen vertieften Artikel publizieren. Die Rabatte betragen je nach Modell maximal 20%. Wichtig scheint uns, dass die älteren Menschen ein Modell wählen, das mit ihren Bedürfnissen übereinstimmt.
Es lohnt sich, den effektiven Modellbedingungen auf den Grund zu gehen und nicht nur den Rabatten zu folgen.
Insbesondere machen wir die Halbprivat- und Privatversicherten darauf aufmerksam, dass es Versicherer gibt, welche die alternativen Versicherungsmodelle auch in die Vertragsbedingungen der Zusatzversicherungen aufgenommen haben.
Das heisst, die Arzt- und Spitalwahlfreiheit wird unter Umständen über das alternative Versicherungsmodell der Grundversicherung eingeschränkt. Es macht wenig Sinn, einige Prozente in der Grundversicherung einzusparen und dann mehrere 100 Franken pro Monat für die Zusatzversicherung auszugeben. Fühlen Sie diesbezüglich Ihrem Versicherer unbedingt auf den Zahn!

2. Zusatzversicherungen

Einschluss des Unfalls?

In der Grundversicherung können Sie den Unfall ausschliessen. Selbst wenn Sie keine Unfallversicherung haben, werden Sie bezüglich der Heilbehandlungen (subsidiär) durch die Grundversicherung versichert sein. Sie können nicht zwischen die Maschen fallen.
Ganz anders in der Zusatzversicherung: Es ist Ihre Obliegenheit, den Unfall in der Zusatzversicherung einzuschliessen, wenn Sie dies wünschen. Dies ist insbesondere für Personen wichtig, die aus dem Arbeitsprozess ausscheiden. Falls Sie den Unfall auch privat versichern möchten, dann müssen Sie dies unbedingt beim Krankenversicherer melden. Die Versicherer ermöglichen in der Regel bei Pensionierung den Einschluss ohne Gesundheitsprüfung.

Ambulante Zusatzversicherungen?

Überprüfen Sie, ob Sie die Leistungen der ambulanten Zusatzversicherungen wirklich benötigen. Diese Versicherungen decken meistens keine «grossen» Risiken ab. Es handelt sich in vielerlei Hinsicht um Lifestyle-Elemente.
Es könnte für Sie günstiger sein, diese bei Bedarf selbst einzukaufen, statt über die Versicherung zu beziehen. Klassische Beispiele sind Beiträge an Brillen oder Fitnesscenter. Versichern Sie aber unbedingt Rettungstransporte, da besteht in der Grundversicherung eine effektive Lücke.
Erstaunlich ist, wie viele Versicherte über Deckungen verfügen, die sie gar nie beanspruchen. Diesbezüglich ein persönliches Beispiel: Ich habe seit Jahren einen Baustein «Ausstandsärzte» versichert. Das war an sich ein gutes Produkt. Ich kann damit auch Ärzte wählen, die bewusst in den «Ausstand» getreten sind. Von diesen gibt es in der Schweiz allerdings praktisch keine. Weshalb Prämien für etwas bezahlen, bei dem kein effektiver Gegenwert besteht?
Sie müssen dies selbstverantwortlich feststellen. Der Versicherer liefert Ihnen von sich aus dazu keine Angaben.
Insbesondere an die jüngeren Versicherten: Verschiedene Versicherer entwickeln neue Zusatzversicherungs-Bausteine, die stärker auf «Aktualität, Marketing, Content», denn auf effektiven Risiken basieren. Gehen Sie den Hypes nicht auf den Leim. Eine Versicherung ist dann wichtig, wenn Sie für sich damit ein effektiv bestehendes Risiko abdecken können!

Stationäre Zusatzversicherungen?

Helvetic Care hat in diesem Sommer eine Artikelserie zu den Halbprivat- und Privatversicherungen publiziert und die Thematik aus verschiedenen Optiken beleuchtet. Helvetic Care hat diesbezüglich auch Empfehlungen verfasst, in denen die Versicherten über ihre Möglichkeiten aufgeklärt werden.

3. Kündigungsfristen

Grundversicherung nach KVG

Die Kündigungsfrist läuft per Ende November ab. Der neue Versicherer wird Sie bei der Kündigung unterstützen.

Zusatzversicherungen

Haben Sie keine Prämienerhöhung für die Zusatzversicherung, ist die Kündigungsfrist bereits per Ende September verstrichen.
Falls Sie eine Prämienerhöhung in Kauf nehmen müssen, dann läuft die Kündigungsfrist per Ende Dezember ab.
Ein Kündigungsrecht haben Sie ebenfalls, wenn sich die Vertragsbedingungen der Versicherung ändern oder wenn Ihre Versicherung faktisch geringere «Leistungen» erbringt.
Dies dürfte bei gewissen Produkten der Halbprivat- und Privatversicherungen dann der Fall sein, wenn vertragslose Zustände mit Spitälern bestehen – also wenn Sie sich in bestimmten Einrichtungen nicht behandeln lassen können.
Kündigen können Sie auch, wenn Sie der Versicherer nie mit persönlicher Anschrift über «Reduktionen aufgrund von ambulanten Operations-Listen» informiert hat.
Helvetic Care ist der Auffassung, dass damit effektive Leistungseinbussen einhergehen und Sie deshalb die Versicherung bis zum 31. Dezember künden können.
Fragen Sie individuell bei ihrem Versicherer nach «vertragslosen Zuständen mit Spitälern» nach und lassen Sie sich die eventuell bereits früher erfolgte persönliche Anschrift «mit Informationen zu den ambulanten Operationslisten» nochmals geben.

Tags

  • Finanzen
  • Community
  • Ratgeber
  • Krankenkasse
  • Spitalzusatzversicherung
  • grundversicherung