Maja Sommerhalder am 4.10.2021
Herr Stadelmann, werden einst Roboter unsere Alten pflegen?
Künstliche Intelligenz (KI) ist auf dem Vormarsch und wird auch im Alter unser Leben verändern. Führt sie zu mehr Selbstbestimmung oder zu mehr Abhängigkeit? Werden Senioren künftig von Robotern gepflegt und medizinisch versorgt? KI-Forscher Thilo Stadelmann wagt einen Blick in die Zukunft.
Herr Stadelmann, Sie leiten das Zentrum für künstliche Intelligenz an der ZHAW. Das klingt nach Science-Fiction.
Thilo Stadelmann: Nein, künstliche Intelligenz (KI) kommt bereits heute in vielen Lebensbereichen zum Einsatz und leistet beeindruckendes. So produziert und analysiert sie Kunst und erkennt Sprachbilder oder Krebszellen. Oder denken Sie an selbstfahrende Autos. Diese Entwicklungen werden noch weitergehen, doch es gibt auch Grenzen. Künstliche Intelligenz kann nicht alles.
Was schafft sie nicht?
KI stösst bei Dingen an ihre Grenzen, die auf den ersten Blick gar nicht so kompliziert erscheinen. Zum Beispiel kann sie nicht meine Mails beantworten oder das Geschirr aus der Abwaschmaschine ausräumen. Diese Vorgänge sind zu variabel. Künstliche Intelligenz kommt eher bei repetitiven Dingen mit begrenztem Kontextverständnis zum Einsatz. Beispielsweise das eigentlich kompliziertere Prüfen von juristischen Verträgen oder das Erstellen einer Diagnose anhand von medizinischen Bildern. Trotzdem ersetzt KI den Arzt nicht. Er muss immer noch selbst schauen, welcher der Vorschläge möglicherweise zutrifft.