Ivo Furrer: «Die Alten sollten darüber nachdenken, wie sie die Welt der nächsten Generation hinterlassen»

Nach mir die Sintflut: Nach diesem Motto dürfen ältere Menschen nicht leben, findet der Manager und das Gründungsmitglied von Digitalswitzerland Ivo Furrer. Dafür sollten sie weiterhin neugierig sein, um selbstbestimmt und glücklich zu bleiben.

Ivo Furrer: «Die Alten sollten darüber nachdenken, wie sie die Welt der nächsten Generation hinterlassen»
Maja Sommerhalder

«Wenn man im Alter selbstbestimmt leben will, sollte man weiterhin seine Neugierde befriedigen. Nur wer sich für gegenwärtige und künftige Entwicklungen interessiert, kann ein aktives Mitglied der Gesellschaft sein. Wichtig ist, dass man sich mit vielen Themen auseinandersetzt – etwa mit der Politik, der Wirtschaft, neuen Technologien oder Produkten.

Dafür einfach nur Medien zu konsumieren, genügt aber nicht. Man sollte sich mit Menschen verschiedener Generationen austauschen, um sich eine Meinung zu bilden – das soziale Netzwerk ist ein zentraler Faktor für ein selbstbestimmtes und glückliches Leben im Alter.

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Ich finde es auch wichtig, dass ältere Menschen nicht nach dem Motto leben: «nach mir die Sintflut.» Vielmehr sollten sie sich Gedanken darüber machen, wie sie die Welt der nächsten Generation hinterlassen. So können sie etwa auf umweltfreundliche Technologien setzen oder Unternehmen unterstützen, die ihre soziale Verantwortung wahrnehmen.

Die finanziellen Voraussetzungen müssen stimmen

Ich selbst versuche, nach diesen Prinzipien zu leben. Ich engagiere mich für verschiedene Mandate und soziale Projekte im Ehrenamt. Um nicht nur geistig, sondern auch körperlich fit zu bleiben, bewege ich mich viel. Viele Strecken in der Stadt lege ich zu Fuss statt mit dem Tram oder dem Zug zurück. In meiner Freizeit gehe ich oft wandern oder golfen. Mir ist aber bewusst, dass für geistige und körperliche Gesundheit auch Glück dazu gehört, Krankheiten können jeden treffen.

Ich bin zuversichtlich, dass die Generation der nächsten Alten selbstbestimmt leben kann. Dass dazu die finanziellen Voraussetzungen stimmen müssen, dürfen wir aber nicht vergessen. Das Drei-Säulen-System in der Schweiz ist sehr solidarisch und eignet sich hervorragend, um den Lebensstandard im Alter zu erhalten. Ich wünsche mir sehr, dass auch die kommenden Generationen davon profitieren.

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Über Ivo Furrer

Dr. Ivo Furrer (Jg. 57) war langjähriger CEO von Swiss Life Schweiz. Heute ist er Mitglied in zahlreichen Verwaltungsräten, unter anderem bei Julius Baer, Helvetia, responsAbility und inventx. Er ist zudem Gründungsmitglied von Digitalswitzerland. Nachdem er im Juli 2021 das Präsidium abgegeben hat, bringt er sich als Vorstandsmitglied weiterhin für die Standortinitiative ein.

Die Alten sollen nicht am Rande der Gesellschaft leben

Wichtig ist auch, dass die Alten die Möglichkeiten haben, sich sozial auszutauschen. Sei es an einem Lotttonachmittag, über ein Skype-Gespräch mit dem Tablet oder in einer Alterssiedlung. Sicher ist es erstrebenswert, wenn man möglichst lange zu Hause leben kann. Die moderne Technik unterstützt uns dabei.

Doch auch Alters- und Pflegeheime sind nichts Schlechtes. Für viele Senioren ist es schön, dort von liebevollem Personal umsorgt zu werden und sie profitieren oft von vielseitigen Aktivitäten. Zum Glück werden Altersheime nicht mehr wie früher an den Dorfrand gebaut. Es hat ein Umdenken stattgefunden. Die Alten sollen nicht mehr am Rand der Gesellschaft leben, sondern mittendrin.»

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