
Wenn ein Mensch nicht dazu in der Lage ist, seine Blase (oder auch seinen Darm) zu kontrollieren, spricht man von Inkontinenz. Je nach Art der Beschwerden unterscheidet man zwischen einer Blasenschwäche und einer Stuhlinkontinenz.
Ein Blick auf aktuelle Untersuchungen zeigt, dass ältere Menschen meist unter Harninkontinenz leiden. Aufgrund der Tatsache, dass Inkontinenz im Alter jedoch oft mit viel Scham behaftet ist, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass viele Menschen nicht zum Arzt gehen, obwohl der Leidensdruck oft hoch ist.
So kann eine Schwäche der Blasenfunktion durchaus zu sozialer Isolation beitragen. Einige Betroffene entscheiden sich irgendwann dafür, möglichst nicht mehr das Haus zu verlassen, weil ihnen das Risiko, dass eine unangenehme Situation entstehen könnte, zu hoch ist.
Hierbei gerät immer wieder in Vergessenheit, dass Blasenschwäche im Alter durchaus behandelbar ist. Zudem wurden im Laufe der Zeit zahlreiche Hilfsmittel, wie zum Beispiel Inkontinenzeinlagen, entwickelt, die dabei helfen können, die Ausprägung der Einschränkungen im Alltag zu reduzieren.
Mithilfe verschiedener Untersuchungen, wie zum Beispiel einer urologischen Untersuchung, einer Blasenspiegelung oder mit Ultraschall, können die Experten Betroffene individuell beraten und aufzeigen, wie weit eine vorliegende Inkontinenz zum Beispiel schon fortgeschritten ist.
Fest steht, dass es für viele Menschen eine enorme Belastung darstellt, wenn sie irgendwann für sich feststellen müssen, dass ihre Blase offenbar nicht mehr widerstandsfähig genug ist, um einem ungewollten Harnverlust vorzubeugen.
Ob es sich hierbei jedoch lediglich um einen unglücklichen Zufall oder um eine ernsthafte Erkrankung handelt, kann am Ende jedoch nur ein Arzt beurteilen. Daher ist es im Zweifel immer wichtig, sich frühzeitig über eventuelle Behandlungsmöglichkeiten beraten zu lassen.
Aber: Auch die Patienten sind gefragt. Ihre Aufgabe ist es oft, genau zu erklären, wie sich die mögliche Inkontinenz im Alltag zeigt. Der Arzt stellt im Zuge des Anamnesegesprächs Fragen, wie zum Beispiel:
und ist so dazu in der Lage, die eventuell nötige Therapie optimal an die individuellen Gegebenheiten anzupassen.
So wie es unterschiedliche Arten von Inkontinenz gibt, gibt es auch unterschiedliche Ursachen. Daher ist es umso wichtiger, im Rahmen des Anamnesegesprächs möglichst genau zu antworten, damit der behandelnde Arzt die entsprechenden Massnahmen exakt auf die Beschwerden abstimmen kann.
Gerade im Alter ist Inkontinenz oft auf eine Schwäche im Beckenboden zurückzuführen. Aber: Auch Frauen, die zum Beispiel früh Mutter geworden sind, und Menschen, die unter Übergewicht leiden, haben unter anderem ein erhöhtes Risiko, irgendwann Inkontinenz im Alter zu entwickeln. Abgesehen davon ist eine entsprechende Vorbelastung auch erblich.
Zu den weiteren möglichen Ursachen zählen unter anderem:
Die Auflistung der potenziellen Ursachen bzw. Risikofaktoren zeigt, dass es viele Aspekte gibt, die das Risiko einer Inkontinenz im Alter steigern können. Manchen kann man, zum Beispiel durch Rückbildungsgymnastik nach einer Geburt, gut vorbeugen, anderen weniger.
Die Tatsache, dass Inkontinenz im Alter vergleichsweise häufig vorkommt, soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch viele junge Menschen von Harninkontinenz betroffen sind. Vor allem im Rahmen einer Schwangerschaft bemerken viele Frauen, dass sie nicht mehr dazu in der Lage sind, ihre Blase so wie früher zu kontrollieren.
Das Problem behebt sich nach der Geburt in der Regel bei vielen Betroffenen von selbst. Aber nicht immer. Aber auch ohne Schwangerschaft müssen sich viele Personen, weitestgehend unabhängig von ihrem Alter, mindestens einmal im Leben mit dem Thema Blasenschwäche auseinandersetzen.
«Wenn ich nur weniger trinke, erhalte ich auch wieder die Kontrolle über meine Blase zurück!»... Was sich im ersten Schritt für viele logisch anhören mag, kann gefährlich werden. Oder anders: Auch die Menschen, die unter einer Inkontinenz leiden, müssen natürlich weiterhin ausreichend trinken, um ihrem Körper die Menge an Flüssigkeit zu bieten, die dieser braucht.
Wer sich ein wenig genauer mit Urininkontinenz auseinandersetzt, stellt schnell fest, dass es nichts gibt, was man als «klassische Inkontinenz» bezeichnen könnte. Die folgende Tabelle zeigt, welche Varianten unter anderem vorkommen können und wie sie sich äussern.
So unterschiedlich die verschiedenen Arten der Inkontinenz sind, haben sie eines gemeinsam: Sie nehmen den Patienten die Kontrolle über ihre Blase. Betroffene fürchten daher oft Situationen, in denen sie unbemerkt Urin verlieren könnten, schieben aber auch nicht selten einen Arztbesuch vor sich her, da sie es gern vermeiden möchten, über ihr Problem zu sprechen.
Auch wenn die grundsätzlichen Aussichten mit Hinblick auf die Behandlungsmöglichkeiten von Inkontinenz vergleichsweise gut sind, befinden sich viele Menschen auf der Suche nach kurzfristigen Lösungen, die den Leidensdruck im Idealfall sofort mindern.
Typische Helfer, die in diesem Zusammenhang zum Einsatz kommen können, sind unter anderem:
Der Markt rund um Hilfsmittel bei Inkontinenz hat sich im Laufe der Zeit immer weiterentwickelt. Dementsprechend ist die Auswahl gross. Betroffene sollten niemals (!) versuchen, sich selbst Lösungen zu basteln! Diese können im schlimmsten Fall ernsthafte Verletzungen nach sich ziehen.
Die gute Nachricht ist, dass es in vielen Fällen möglich ist, Inkontinenz im Alter zu behandeln. Wie genau eine bestehende Inkontinenz allerdings behandelt wird, ist immer auch von ihren Ursachen abhängig.
Klassische Ursachen für eine Dranginkontinenz sind unter anderem Blasenentzündungen, Fremdkörper und eine überaktive Blase. Viele Experten raten in diesem Zusammenhang zu einer Therapie mit einschlägigen Medikamenten. Diese sorgen dann zum Beispiel dafür, dass sich die Blase vergrössert und/ oder die Muskulatur unterstützt wird. Sollten Hormone die Ursache für die Blasenschwäche sein, ist es auch hier möglich, ebenfalls mit Hormonen gegenzusteuern.
Gegen Belastungsinkontinenz hat sich in der Vergangenheit vor allem der Einsatz von Beckenbodentraining und Physiotherapie bewährt. Zudem ist es wichtig, die Belastung auf den Beckenboden so gering wie möglich zu halten. Daher behalten die behandelnden Ärzte auch das Gewicht ihrer Patienten im Auge und raten gegebenenfalls zu Diät (oder zumindest zu einer gesunden Ernährung). Je nach vorliegender Ursache kann auch eine OP weiterhelfen.
Um zu verhindern, dass die Blase bei einer Überlaufinkontinenz im wahrsten Sinne des Wortes überläuft, wird ein Katheter genutzt. Ob zusätzlich operiert werden muss, ist immer auch von der jeweiligen Ausgangssituation abhängig.
Nicht jede Form von Inkontinenz lässt sich behandeln. Wer zum Beispiel unter einer Reflexinkontinenz leidet, nutzt im Alltag gegebenenfalls auch einen Katheter, um die Symptome und die Auswirkungen auf die Lebensqualität zu mindern. Da diese Art der Inkontinenz allerdings aufgrund von Schäden im Bereich des Rückenmarks resultiert, sind die Möglichkeiten hier dementsprechend begrenzt.
Wer mit Begriffen wie Blasenschwäche oder Inkontinenz konfrontiert wird, denkt oft im ersten Schritt an die Urologie bzw. an die Gynäkologie. Aber: Wenn es darum geht, herauszufinden, ob und welche Inkontinenz vorliegt, hilft zunächst der behandelnde Hausarzt weiter. Er kann (falls nötig) an einen anderen Fachbereich überweisen und oft bereits aufzeigen, wie sich Beschwerden mit einfachen Mitteln helfen lassen.
Fest steht auch: Egal, ob bei Inkontinenz im Alter, nach einer Schwangerschaft oder in jungen Jahren: Betroffene, die sich Hilfe suchen und sich zeitnah behandeln lassen, können ihre Lebensqualität oft schnell wieder steigern.
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