Künstliche Intelligenz ist im Arbeitsalltag in der Schweiz angekommen. Leider kann KI auch von Betrügern als Werkzeug genutzt werden, um ihre Opfer bei Telefonanrufen über den Tisch zu ziehen und an ihr Geld zu kommen. Doch wie funktioniert das genau?
Beim Telefonbetrug mit KI-Stimmenimitation machen sich die Betrüger neue KI-Programme zunutze, mit denen Stimmen nachgemacht werden können. Solche Programme füttern sie mit einer gewünschten Stimme und das KI-Programm kann dann alles in der Stimme der Wahl sagen, was der Betrüger möchte. Aber woher haben die Betrüger eine Stimme?
So einfach geht der Betrug mit den Stimmen
So simpel es erscheinen mag: In der heutigen digitalen Welt sind Stimmen überall verfügbar. Ein Beispiel: Der Übeltäter nimmt sich vor, die Stimme von Lea, der Tochter von Urs zu imitieren. Er will Urs mit der imitierten Stimme von Lea anrufen und um Geld bitten. Der Betrüger weiss aus verschiedenen Facebookbeiträgen von Leas Hochzeit, dass Urs ihr Vater ist.
Auf dem Instagram-Profil von Lea findet er Videos, auf denen sie von ihrer Hochzeitsreise am Strand die schöne Umgebung zeigt. Dazu erzählt sie, wie schön es dort sei. Jetzt hat der Betrüger ein einfaches Spiel: Er lädt Leas Stimme von Instagram runter, füttert das Stimmenimitationsprogramm damit und schon kann er wie Lea sprechen. Das Ganze dauert weniger als einen halben Tag.
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Wie setzen Betrüger imitierte Stimmen ein?
Das Perfide an der Stimmimitation ist, dass sie oft mit sogenanntem Social Engineering kombiniert wird. Der Angreifer nutzt also die Informationen von Facebook, dass Lea auf ihrer Hochzeitsreise ist und ihr Vater Urs heisst.
Jetzt muss er nur noch die Telefonnummer von Urs finden. Das macht er mit dem Telefonbuch, die Namen hat er ja aus den sozialen Medien. Plötzlich bekommt Urs einen unerwarteten Anruf von seiner Tochter Lea. Sie ist auf ihrer Hochzeitsreise in Thailand und wurde von den Behörden verhaftet. Es sei alles ein Irrtum, aber sie müsse jetzt sofort 5000 Dollar Kaution bezahlen, dass sie wieder freikommt. Urs ist baff. Seine arme Tochter in Thailand. Er will ihr sofort helfen und sendet das Geld an das von ihr angegebene Konto.
So schützen Sie sich
Diese Betrugsmasche ist perfid und zielt darauf ab, uns alle zu täuschen. Bei unerwarteten Anrufen ist grundsätzlich Vorsicht angebracht. Betrüger nutzen den Überraschungsmoment, und bevor man richtig nachdenken kann, wird man schon in eine tragische oder dringende Situation vom Anrufer verwickelt. So wie Leas vermeintlicher Anruf bei Urs. Mit diesen einfachen Tipps können Sie Ihre Sicherheit erhöhen:
1. Atmen Sie tief durch und versuchen Sie, Ruhe zu bewahren.
2. Fragen Sie nach Details, die nur die echte Person beantworten kann, z. B. «Wie heisst unser Hund?»
3. Überprüfen Sie die Geschichte am besten, indem Sie auflegen und direkt Ihre Tochter oder deren Ehemann anrufen.
4. Teilen Sie keine persönlichen Informationen zu Bankverbindungen, Adressen, Geburtsdaten oder ähnlichem.
5. Vereinbaren Sie mit Ihrer Familie einen Notfallcode, den Sie erwähnen, wenn wirklich etwas Ernstes passiert ist.
Ein letzter Tipp
Betrüger suchen sich im Telefonbuch gerne ältere Menschen heraus. Namen wie Rosa, Beat oder Heidi deuten auf den Jahrgang hin. Schützen Sie sich, indem Sie Ihren Vornamen im Telefonbuch abkürzen lassen auf R., B. oder H. Falls Sie den Telefonbucheintrag nicht mehr brauchen, lassen Sie ihn einfach löschen. So verhindern Sie ungewollte Anrufe.
Mehr Infos
Schauen Sie dazu auch das Video am Anfang des Artikels zum Thema Social Engineering mit KI und weiteren Betrugsversuchen. Techtipp hat dieses zusammen mit Sandra Lüthi vom Bundesamt für Cybersicherheit erstellt. Im Video finden Sie wertvolle Beispiele und Tipps gegen Telefonbetrug mit der neuen Masche per KI-Stimmenimitation und Social Engineering.
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