Selbstbestimmt leben im Alter: Felix Gutzwiller glaubt an die Digitalisierung

Der Mediziner und Politiker Felix Gutzwiller (73) macht viel dafür, um möglichst lange fit zu bleiben. Er ist hoffnungsvoll, dass seine Generation im Alter ein selbstbestimmtes Leben führen kann. Digitalisierung sei Dank.

Felix Gutzwiller
Maja Sommerhalder

«Selbstbestimmt leben im Alter heisst für mich, dass man so viel wie möglich selber machen kann. Ich möchte so lange wie es geht, in meinen eigenen vier Wänden leben. Deshalb sorge ich dafür, dass ich auch mental und körperlich fit bleibe.

Ich bewege mich regelmässig und mache Krafttraining, um der Abnahme der Muskelkraft entgegenzuwirken. Auch bin ich nach wie vor beruflich aktiv, wenn auch im reduzierten Umfang. Ich hatte stets das Glück, dass ich meinen Beruf sehr gerne ausübe. Viele in meiner Generation leben ähnlich wie ich. Die Senioren werden zunehmend aktiver, reisen mehr, gehen ihren Hobbys oder einer beruflichen Tätigkeit nach.

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Über Felix Gutzwiller

Felix Gutzwiller (Jg. 48) ist Sozial- und Präventivmediziner. Seit Sommer 2013 ist der Basler emeritierter Professor der Universität Zürich. Auch blickt er auf eine lange Politkarriere zurück. Bis 2015 sass er für die FDP im Ständerat.

Digitalisierung hilft

Überhaupt bin ich hoffnungsvoll für die Generation der nächsten Alten, denn in den letzten Jahren ist viel passiert. Das Durchschnittsalter in Alters- und Pflegeheimen hat sich erhöht. Die Menschen treten also viel später in eine Institution ein und können auch mit Einschränkungen zu Hause bleiben.

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Die Digitalisierung hilft in solchen Lebenslagen. So bestellen Senioren ihre Lebensmittel über Hauslieferungsdienste, wenn sie nicht mehr selber einkaufen gehen können. Auch die Medizin wird zunehmend digitaler; Patienten werden vermehrt übers Internet daheim behandelt und überwacht. Sogar Spitäler gehen in diese Richtung.

Sicherheit vermitteln auch Notrufsysteme wie spezielle Uhren, mit denen Senioren zum Beispiel bei einem Sturz rasch nach Hilfe rufen können. All diese technischen Innovationen werden zunehmen und für mehr Selbstständigkeit sorgen.

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Knackpunkt Vereinsamung

Natürlich sind nicht alle Senioren digitalaffin, man muss also aufpassen, dass sie nicht den Anschluss verlieren. Ich denke aber, das ist ein Übergangsphänomen. Die Generation der nächsten Alten nutzt die Technik ganz selbstverständlich.

Eines darf man bei der Digitalisierung im Alter aber nicht vergessen: die Gefahr der Vereinsamung. Wenn Senioren wegen einer Einschränkung vor allem an ihr Zuhause gebunden sind, haben sie oft weniger soziale Kontakte als in einem Altersheim. Hier gilt es aktiv zu werden, damit ältere Menschen nicht nur selbstständig, sondern auch zufrieden sind.»