«Einen neuen Job nach der Pensionierung kann ich nur empfehlen»

Herbst 2021: Martin Kiefer war kurz vor der Pensionierung. In wenigen Monaten sollte es so weit sein. «Doch ich konnte mir nicht vorstellen, einfach so aus dem Berufsleben auszusteigen», erinnert sich der mittlerweile 67-Jährige. Auch sah er in seinem Umfeld, wie viele Neurentner rasch körperlich und geistig abbauten: «Und kurz nach der Pensionierung soll ja die Sterblichkeit besonders hoch sein.»

Diese Risiken wollte er nicht eingehen. Gerne hätte er in seinem Betrieb mit einem kleinen Pensum weitergemacht. 22 Jahre lang arbeitete er als Vertreter bei einem Grosshändler, der unter anderem Restaurants sowie Heim- und Spitalküchen mit Lebensmitteln beliefert. «Ich mochte meine Arbeit sehr – zu vielen Kunden hatte ich eine freundschaftliche Beziehung aufgebaut», sagt er. Doch wie so viele andere Arbeitgeber wollte die Firma keine Pensionäre beschäftigen. «Schade, schliesslich beklagen sich alle über Fachkräftemangel.»

Als zum Thema Arbeiten nach der Pensionierung erfahren Sie in unserem Ratgeber. 

Berufliche Neuorientierung mit 65

Deshalb beschloss er, sich mit 65 Jahren nochmals komplett neu zu orientieren und legte ein Profil auf seniors@work an. Die Jobplattform verbindet Fachkräfte ab 50 sowie im Pensionsalter mit Unternehmen.

Kaum hatte sich Martin Kiefer dort eingeschrieben, bekam er ein passendes Stelleninserat von Helvetic Care zugeschickt. Unsere Onlineplattform für ein selbstbestimmtes Leben im Alter suchte damals einen Mitarbeitenden im Sales. Martin Kiefer wusste sofort, dass es passt und schickte seinen Lebenslauf. «Eine Bewerbung zu schreiben, war aber gar nicht so einfach. Schliesslich hatte ich dies seit Jahrzehnten nicht mehr gemacht», erzählt er lachend.

Doch die Bewerbung kam gut an und Martin Kiefer arbeitet nun seit fast drei Jahren bei der Helvetic Care AG in einem Teilzeitpensum. «Ich habe in dieser Zeit so viel Neues gelernt», erzählt er. So traf er früher seine Kunden meistens persönlich, heute geschieht dies weitgehend online. «Auch so sind gute Beziehungen möglich. Jedenfalls bewege ich mich viel selbstverständlicher in der digitalen Welt und weiss mir zu helfen.»

«Es tut gut, weiterhin im Berufsleben gebraucht zu werden»

Trotzdem verstanden es viele in seinem Umfeld nicht, dass er nach der Pensionierung weiterarbeiten wollte. «Man fragte mich, ob ich es wirklich nötig habe.» Sicher sei der finanzielle Zustupf ein Grund, sagt Kiefer: «Doch hauptsächlich tut es gut, weiter im Berufsleben gebraucht zu werden und etwas Sinnvolles zu tun.» Den ganzen Tag zu Hause herumzusitzen, sei jedenfalls nichts für ihn. «Zumal meine Frau noch berufstätig ist.»

Jedenfalls fühle er sich topfit – einen altersbedingten Abbau habe er seit seiner Pensionierung nicht festgestellt. «Ich glaube, mein Gedächtnis ist sogar besser geworden.» Dies liege wohl daran, dass er sich in seinem neuen Job vieles merken und ständig lernen müsse. «Früher zerrte ich vor allem von meinen Erfahrungen und musste mir kaum etwas Neues aneignen.»

«Es muss nicht mehr alles so schnell gehen»

Gleichzeitig geniesst er es auch, seine Zeit freier einteilen zu können als in seinem früheren Vollzeitjob. «Bei Helvetic Care kann ich in der Regel arbeiten, wann und wo ich will.» So setze er sich gerne auch mal sonntags ins Büro und gehe dafür unter der Woche ins Fitnessstudio. Und er lernte in seiner Freizeit, Videos zu erstellen und dreht nun seine eigenen Kurzfilme.

Trotzdem bleibe ihm mehr Raum für die Musse – es muss nicht mehr alles auf die Schnelle erledigt werden: «Ich liebe es, im Laden Lebensmittel einzukaufen und daraus für meine Familie etwas Aufwändiges zu kochen», erzählt der gelernte Koch. Langweilig sei ihm jedenfalls nie: «Mein Alltag ist spannend und ausgefüllt. Ich kann es jedem empfehlen, im Pensionsalter nochmals etwas Neues zu wagen.»