«Wir wollen die User von Helvetic Care anregen und ab und zu auch provozieren»

Mit Helvetic Care will Verwaltungsratspräsident Otto Bitterli Veränderungen anstossen: «Ich bin der festen Überzeugung, dass wir die Erwartungshaltungen in Bezug auf ein selbstbestimmtes Leben im Alter klarer, aus der Community heraus, artikulieren müssen.»

«Wir wollen die User von Helvetic Care anregen und ab und zu auch provozieren»
Claudia Jenni

Herr Bitterli, Sie sind Verwaltungsratspräsident und CEO von Helvetic Care. Was fasziniert Sie an dieser Aufgabe?
Die Doppelfunktion als VRP und CEO nehme ich nur für den Übergang bis Ende Juli ein. Es sind vielfältige Aspekte, die mich faszinieren: Ursprünglich war es die Motivation, einen Beitrag zu leisten, um etwas Sinnvolles auf die Beine zu stellen, nämlich den Menschen, die sich mit den Fragen des 3. und 4. Lebensabschnittes beschäftigen, mehr Transparenz in den unterschiedlichsten Angeboten zu ermöglichen, mehr Orientierung und Unterstützung zu bieten. Dabei kann ich meine Beziehungen, mein Netzwerk, meine unternehmerische Erfahrung und mein Wissen im Zusammenhang mit Gesundheit und Vorsorge einbringen. Je operativer ich unterwegs bin, desto mehr fasziniert mich der konkrete Aufbau des Startups, die tägliche Zusammenarbeit mit meinen Kolleginnen und Kollegen. Ich darf ganz konkret an operativen und nicht immer nur an strategischen Fragestellungen eines digitalen Projektes teilhaben. Dabei lerne ich täglich Neues, was ich noch vor einigen Monaten so nicht für möglich gehalten hätte. 

Mehr zur Digitalisierung im Alter

Warum gerade Helvetic Care?
Der Markt für die 3. und 4. Lebensphase ist enorm gross und wird mit meiner Generation einen weiteren, gewaltigen Wachstumsschub erhalten. Er wird in vielerlei Hinsicht stiefmütterlich behandelt, ist in zahlreichen Aspekten intransparent und ich sehe da insgesamt einen gewaltigen Nachholbedarf hin zu «mehr Markt» und damit auch zu mehr individuellem Wohlergehen. Zudem tritt meine Generation – an der Schwelle zum dritten und vierten Lebensabschnitt – mit ganz anderen Erwartungshaltungen an ein «selbstbestimmtes Leben im Alter» an, als dies die Vorgänger-Generation getan hat. Ich bin der festen Überzeugung, dass wir die Erwartungshaltungen in Bezug auf ein «selbstbestimmtes Leben im Alter» klarer, aus der Community heraus, artikulieren müssen. Meine Vision ist es, einen Beitrag zu leisten und eine Grundlage (Plattform) für eine Bewegung aus der Community heraus zu schaffen. Über diese Bewegung – so hoffe ich – wird über die Zeit eine konsumentenorientierte Stimme aufgebaut, die steten Druck auf die nach wie vor allzu starre Angebotswelt ausübt. 

Warum wird Helvetic Care vollständig digital aufgebaut?
Dass Helvetic Care vollständig «digital» aufgebaut ist, hat mehrere Gründe: Erstens kann die Komplexität und Vielfältigkeit der Themen, welche die Menschen beschäftigen und die Vielfalt der Angebote nur digital umfassend abgebildet werden. Dass die Kernzielgruppe der 55- bis 75-Jährigen als «digital randständig» behandelt wird, ist zweitens Ausdruck der längst überkommenen Bevormundungsmentalität gegenüber den alternden Menschen – genau darin liegt auch ein wesentlicher Teil der Selbstbestimmung im Alter. Und drittens ist vielen Menschen mit den verbundenen Covid-Isolationen bewusst geworden, wie wichtig, gerade auch für das soziale Leben, digitale Interaktionen geworden sind. 

Wie möchten Sie die Plattform zum Fliegen bringen?
Wir müssen es in erster Priorität schaffen, dass sich die Menschen gerne und immer wieder auf helveticcare.ch begeben und bewegen. Wir wollen für die User interessant, informativ und unterhaltsam sein. Wir wollen sie anregen und ab und zu auch provozieren. Wir wollen eine Community aufbauen und immer mehr Interaktion ermöglichen. Diese Community soll auch attraktiv sein in Bezug auf die Angebote und die Vernetzungen, die wir bereitstellen. Da werden wir in der nächsten Phase viel dazu lernen und weiter auf- und ausbauen müssen. In einer zweiten Phase wollen wir sukzessive aus den Daten Mehrwert für unsere User ziehen. Wir möchten immer individuellere und spezifischere Vernetzungen ermöglichen, sei es innerhalb der Community, mit Content oder mit Partnern. In einer dritten Phase möchten wir uns zu einer Art Knowledge-Company entwickeln und beispielsweise Zusammenhänge über verschiedene Industrien hinweg nach und nach besser verstehen. Dahin ist allerdings noch ein weiter Weg. 

Über Otto Bitterli

Otto Bitterli, VRP und CEO der Helvetic Care AG Nach dem Studium an der Hochschule St. Gallen sammelte Bitterli vielfältige Berufs- und Führungserfahrungen: Dies im verbandspolitisch Umfeld (Schweizerischer Versicherungsverband,VR Santésuisse, VR Curafutura) im Privatversicherungswesen (Leiter Underwriting nonlife einer Region) und vor allem im Gesundheitswesen (14 Jahre CEO und 1 Jahr VRP bei Sanitas). Bitterli galt in der Krankenversicherung als digitaler Vorreiter und als Transformator. Im 2019 hat er sich mit der bi-digital GmbH selbständig gemacht. Er berät und begleitet verschiedene Unternehmen in strategischen Fragestellungen und als Experte. Daneben ist Bitterli in Zusammenarbeit mit Startups aktiv. Er ist VRP und CEO der Helvetic Care AG und sitzt in verschiedenen Boards.