Fröhliche Weihnachtszeit in unsicheren Zeiten?

«O du fröhliche, o du selige, gnadenbringende Weihnachtszeit», beginnt eines der bekanntesten Weihnachtslieder. Doch sind fröhliche Weihnachten in unsicheren Zeiten überhaupt noch möglich respektive angezeigt? Ja, sagen die Teilnehmenden unserer Kurzumfrage. Aber natürlich gilt das nicht für alle.

Ein älteres Paar feiert Weihnachten.
Weihnachten ist für viele ein Fest der Freude.
Robert Peterhans

Die spontane Umfrage beginnt mit einer Abfuhr. Weihnachten sei nicht seins, antwortet ein 65-jähriger Eventveranstalter. Der ganze Kommerz-Wahnsinn rund um die Feiertage gehe ihm sehr auf die Nerven und Familie habe er auch fast keine. Daher sei er der Falsche für die Fragen nach einer fröhlichen Weihnachtszeit.

Anders klingt es bei Hans Peter Brugger (69). Der umtriebige Werber und Initiant der Aktion Pinguin gegen Littering in Basel freut sich auf die Weihnachtszeit. «Die Weihnachtszeit ist eine fröhliche für mich», sagt Brugger. «Früher war mehr Hektik, jetzt mehr Freude, Lebens- und Lichterfreude.»

Das schönste Weihnachtsgeschenk

Hinter seiner aufgestellten Haltung stehen vor allem die positiven Erfahrungen mit seinem Engagement gegen Littering. «Ich freue mich, wie viel sauberer das Basler Rheinufer in nur anderthalb Jahren geworden ist, dank den Hunderten von Helferinnen und Helfern, Firmen, Schwimm- und Laufgruppen.

Hans Peter Brugger freut sich auf Weihnachten

Hans Peter Brugger freut sich auf Weihnachten

Durch seine Initiative hat er viele neue Freundinnen und Freunde gewonnen. «Für die gute Sache, die Natur, die Lebewesen an und im Wasser, zu denen auch wir Menschen gehören.» Dass dieses Bewusstsein in immer mehr Köpfen ankommt und zu achtsamem Handeln gegenüber unserer Welt und Natur führt, ist für Hans Peter Brugger das schönste Weihnachtsgeschenk.

Langlaufen vor dem Festtagsschmaus

Jacqueline Keller (60) freut sich ebenfalls auf die Weihnachtszeit. Die vielfach engagierte Familienfrau und passionierte Volksläuferin aus dem Aargau verbringt diese Zeit traditionell mit ihren Liebsten in den Bergen. «Ich geniesse es, keine anderen Termine zu haben. Und es ist auch schön, dass mein Mann dann keine Termine hat.»

Bewegung gehört bei Jacqueline Keller aber immer dazu. So ist sie vor dem Festschmaus ausgiebig auf den Langlaufskies unterwegs. Ihr Mann ist Berufsmusiker. Auch darum sind Weihnachtslieder ein fixer Teil des Familienprogramms. «Es ist das einzige Mal im Jahr, dass ich meine Flöten hervornehme und die Lieder mit meiner Block- oder Altflöte begleite», merkt Jacqueline Keller schmunzelnd an.

Jacqueline Keller feiert Weihnachten am liebsten mit ihrer Familie in den Bergen.

Das gute Essen gehört natürlich ebenfalls dazu.

Nicht immer ist die Weihnachtszeit fröhlich

Die Lebenssituation der Menschen ist so unterschiedlich, dass eine fröhliche Weihnachtszeit natürlich nicht unisono eingefordert werden kann. Ich erinnere mich an ein Spitalpraktikum vor vielen Jahren. Über die Festtage kam ein verwahrloster älterer Mann ins Spital, bloss um nicht allein zu sein. Und vom Vater aus der Ukraine, der seit einigen Monaten bei seiner Tochter in der Schweiz Unterschlupf gefunden hat, kann ebenfalls nicht einfach ein fröhliches Gesicht erwartet werden.

Doch es gibt auch Zwischentöne. Während der Kriegsflüchtling in der ersten Zeit bei Begegnungen im Treppenhaus den Blick auf den Boden richtete, haben wir uns später mit Unterstützung der Tochter auf ein «Hallo» verständigt. Beidseits mit einem Lächeln begleitet. Zeichen der Offenheit und Hoffnung, wie sie allen offenstehen und wie sie eigentlich bestens zur Weihnachtszeit passen.

Dieser Text wurde bereits in der Weihnachtszeit 2022 geschrieben und publiziert. Da das Thema immer noch aktuell ist, veröffentlichen wir den Artikel dieses Jahr nochmals. Wir wünschen Ihnen eine fröhliche Vorweihnachtszeit 2023.