Er verteilt in Basel an potenzielle Abfallsünder Tragetaschen – mit Erfolg

Der Hobbyläufer Hans Peter Brugger (68) wollte nicht mehr tatenlos zusehen, wie die Basler Rheinpromenade zugemüllt wird. Deshalb verteilt er nun an die Passanten Tragetaschen mit der Aufforderung, ihren Güsel mitzunehmen. Das wirkt.

Er verteilt in Basel an potenzielle Abfallsünder Tragetaschen  – mit Erfolg
Robert Peterhans

Weggeworfener und liegengelassener Müll sind eigentlich keine attraktiven Photosujets. Und doch tauchen seit einigen Jahren in den Medien und auf privaten Social Media Accounts immer mehr Momentbilder von zugemüllten Flächen im öffentlichen Raum auf. Aufgenommen in der vermeintlich sauberen Schweiz. Entsprechend gross sind denn auch die Emotionen, die solche Fotos von Littering, wie das Phänomen der Abfallentsorgung auf Kosten der Allgemeinheit bezeichnet wird, hierzulande bei vielen Betrachtern auflösen.

Einer, der sich über die achtlose Nutzung von öffentlichen Flächen nicht bloss aufregen und auf andere zeigen will, ist Hans Peter Brugger (68). Der selbständige Werber und Hobbyläufer aus Basel fand im letzten Winter Gefallen am Winterschwimmen im Rhein. Einziger Störfaktor beim neuen Vergnügen: Bei jedem Ein- und Ausstieg begegnete er Littering. So gesellte sich zum Winterschwimmen beiläufig das Abfallsammeln als tägliches Ritual. Gleichzeitig fing Brugger an, sich darüber Gedanken zu machen, wie die Rheinpromenade in Basel nachhaltig litteringfrei werden könnte. Das Resultat seiner Überlegungen ist die Aktion Pinguin, die er in diesem Sommer als Herzensprojekt lancierte.

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«Wir gehen auf die potenziellen Verursacher zu»

Das Prinzip der Aktion Pinguin klingt verblüffend einfach und wirkt im Kampf gegen Littering gleichzeitig neuartig. Im Mittelpunkt steht dabei die Aktionpinguin-Abfallsammeltragtasche. Derzeit ist die Erstauflage von rund 500 Stück im Umlauf, die Brugger in Eigenregie produzieren liess und selbst bezahlte. «Wir animieren, aktivieren, nehmen die potenziellen und tatsächlichen Verursacher in die Pflicht und gehen auf sie zu, erzählt der junggebliebene Initiant.

«Dann schenken wir ihnen einen Tragtasche, klären sie kurz über die Idee auf und bitten sie, am Schluss der Party oder des Chillens die Überreste mit dem Tragesack weg vom Rhein, vom Park, vom Hotspot und zu einem Container der Basler Stadtreinigung zu tragen, wo der Littering-Abfall dann professionell eingesammelt und entsorgt wird.»

Bis in zwei Jahren ein sauberes Rheinufer

Nebst der Stadtreingung hat der umtriebige Werber viele Take Aways und Buvettes an Bord der Aktion Pinguin geholt. Diese Geschäfte geben die Tragtaschen kostenlos an ihre Kundinnen und Kunden ab. Und teils leisten sie obendrauf einen Solidaritätsbeitrag an die Aktion. Durchgehend positiv sind bislang auch die Reaktionen der angesprochenen Privatpersonen. Nun habe er bereits acht Tage hintereinander beim Schwimmen kein Littering gesehen, erzählt Hans Peter Brugger zum Schluss. Sein Ziel, bis in zwei Jahren ein sauberes Rheinufer in Basel zu haben, könnte demnach in Erfüllung gehen.

Die Aktion Pinguin ist ein kreatives Beispiel für die vielen privaten Initiativen in der Schweiz, in der sich Menschen jeglichen Alters gegen Littering engagieren. Eine Patentlösung hat niemand. Aber alle zusammen helfen mit, dass das Thema auf der Agenda bleibt und die Suche nach nachhaltigen Lösungen vorangetrieben wird.