Teure Zusatzversicherung: Warum hat der Finanzberater nichts gesagt?

Der Mittelstand hat ein Problem: Wenn es auf die Pensionierung zugeht, wird gerechnet. Doch bei der Finanzplanung geht oft vergessen, dass bei Halbprivat- und Privatversicherungen im Alter die Prämien meist stark ansteigen. Das kann die ganze Planung durcheinanderbringen, wie unser Beispiel zeigt.

Teure Zusatzversicherung: Warum hat der Finanzberater nichts gesagt?
Helvetic Care

Die Kusters: ein fiktives Beispiel eines Ehepaars des Mittelstandes

Herr Kuster, 56 Jahre alt, hat ein Leben lang hart und erfolgreich gearbeitet. Er verdient CHF 150‘000.- und zählt somit zum goldenen Mittelstand. Gemeinsam mit seiner Frau (ebenfalls 56) hat er vor einigen Jahren eine Eigentumswohnung für CHF 1.3 Mio. erworben. Eine aktuelle Hypothek von CHF 500’000.- konnte er bisher amortisieren – dank der Pensionskasse (Wohneigentumsförderung / WEF) und den Einkünften seiner Frau (aktuell noch CHF 1600.- pro Monat und deshalb nicht mehr PK versichert). 

Zusätzlich zu den Pensionskassenbeiträgen haben sie sich eine private Lebensversicherung erspart, die im Alter von 60 und mit CHF 100’000.- fällig wird. Auch konnte er sich – dank geschicktem Investieren am Aktienmarkt – ein Polster von CHF 250’000.- aufbauen. Er und seine Frau haben seit 20 Jahren eine halbprivate Spitalzusatzversicherung bei einer Krankenkasse.

Herr Kuster ist zwar immer noch mit Leib und Seele bei der Arbeit. Er spürt aber langsam Müdigkeit und tut sich – wenn er ehrlich ist – mit den steten Veränderungen am Arbeitsplatz immer schwerer. Als er den Pensionskassenausweis erhält und feststellt, dass er mit 60 Jahren ein Guthaben von CHF 2 Mio. haben wird, erfüllt ihn das mit Stolz und er denkt, dass er doch mit so viel Geld in Frühpension gehen könnte. Er und seine Frau beschliessen, sich dies mit einem Finanzplaner professionell anschauen zu lassen.

Finanzplanung: Die Rente ist nicht so hoch wie erwartet

Die notwendigen Daten werden vom Finanzplaner gemeinsam mit dem Ehepaar Kuster erhoben. Als Erstes stellen sie fest, dass die CHF 2 Mio. zu einer Jahresrente von CHF 88‘000.- führt (Umwandlungssatz bei Frühpensionierung mit 60 von 4,4%, der obligatorische Teil wird hier ausgeklammert).

Die monatliche Rente von CHF 7333.- ist im ersten Moment schon eine Enttäuschung für das Ehepaar. Gut, sie müssen dann keine Sozialversicherungen mehr bezahlen (mit Ausnahme der AHV zwischen 60 und 65). Zudem macht der Finanzplaner Sie darauf aufmerksam, dass er generell bei einer Reduktion um 50% des aktuellen Einkommens von einer Frühpensionierung abraten würde.

Gleichwohl machen sich die Kusters ans Haushaltsbudget: Essen, Trinken, Reisen, Auto, besondere Ausgaben, Zahnarzt, Krankenkassen, Steuern... Von den aktuellen Ausgaben in der Höhe von gut CHF 11‘000.- gehen für sie beide pro Monat je CHF 300.- für die Grundversicherung und je CHF 300.- für die Zusatzversicherung, also insgesamt CHF 1200.- pro Monat an die Krankenkasse weg.

Krankenkasse ist ein grosser Budgetposten

Mit 60 schmälert sich das monatlich zur Verfügung stehende Einkommen bei Frühpension auf CHF 7333.-, aber mit 65 und mit der AHV erhöht es sich ja dann wieder auf gut CHF 11‘008.-. Die CHF 1200.- für die Krankenversicherung sind und bleiben ein gewichtiger Budgetposten.

Der Finanzplaner macht sie darauf aufmerksam, dass die CHF 1200.- fast 17 % des gesamten Budgets mit 60 ausmachen und dies gemäss seinen Erfahrungen ein sehr hoher Anteil sei. Er ist in Bezug auf die finanzielle Situation bei einer Frühpensionierung generell skeptisch: Sie müssten weiter berücksichtigen, dass auch die Zinsen der Hypotheken steigen könnten (immerhin bei CHF 500‘000.- ein gewichtiger Faktor) und womöglich dereinst auch eine Renovation der Eigentumswohnung anstehen könnte.

Wichtige Zusatzversicherung

Die Kusters haben sich – trotz der kritischen Einwände des Finanzplaners – in den Kopf gesetzt, die Frühpensionierung umzusetzen. Sie könnten ja die Zusatzversicherung Halbprivat kündigen, aber ihnen ist diese wichtig. Da Erkrankungen gerade im Alter häufiger auftreten und sie unbedingt auch in Zukunft den Arzt und das Spital frei wählen möchten, behalten sie die Zusatzversicherungen bei. Der Finanzplaner sagt dazu, dass dies mit den Krankenkassen sehr volatil sei und die Gesundheitskosten immer mehr steigen würden.

Zudem sei diese Entscheidung sehr persönlicher Natur. Im Weiteren macht er das Ehepaar Kuster darauf aufmerksam, dass am Ende des Lebens sehr häufig auch noch Geld für die Pflege (durchschnittlich CHF 150‘000.-) benötigt würde, dass sie dies aber mit dem Kapital abgedeckt hätten.

Spitalzusatzversicherung: Lassen Sie sich beraten!

Haben Sie Fragen zur Spitalzusatzversicherung oder suchen Sie ein Produkt, dass auch im Alter finanzierbar bleibt? 

Da die Materie kompliziert ist und viele individuelle Faktoren eine Rolle spielen, empfehlen wir eine ausführliche Beratung durch die Expert:innen der Groupe Mutuel. Anmelden können Sie sich in diesem Formular. 
 

So sieht die finanzielle Situation aus

Der Finanzplaner ermittelt alle Werte und diskutiert mit dem Ehepaar Kuster, ob da auch Spielraum für einen Kapitalbezug anstelle einer Rente bestünde. Er erklärt, dass Sie damit einige steuerliche Vorteile hätten, er bei Bedarf auch interessante Anlagemöglichkeiten vermitteln und sie auf diese Weise auch das Erbe an ihre zwei Kinder sichern könnten.

Das Ehepaar entschliesst sich, die Frühpensionierung umzusetzen und zusätzlich CHF 200‘000.- in Kapital zu beziehen, was letztlich zu einer Rente mit 60 von CHF 6600.- führt.

In groben Zügen sieht die finanzielle Situation wie folgt aus (allfällige Erbansprüche, die natürlich relevant sind, bleiben hier ebenfalls unberücksichtigt):

Angekommen in der Frühpensionierung

Spulen wir etwas vor: Herr und Frau Kuster sind mit 60 gerade in Frührente gegangen. Klar, das Haushaltsbudget ist sehr eng und man möchte die stattliche Kapitalsicherheit von CHF 550‘000.- nicht am ersten Tag verzehren. Kusters gehen in den Sparmodus über.

Krankenkassen-Schock

Gegen Ende Jahr trifft die Erhöhung der Krankenversicherungsprämie ein. Aufgrund der Diskussionen im Vorfeld ist ihnen bewusst, dass die Grundversicherungsprämien durchschnittlich um 7 bis 10% steigen. Vollkommen überrascht sind sie aber vom Prämiensprung (neue Altersklasse) von je CHF 100.- also von monatlich CHF 200.- für die beiden Halbprivatversicherungen.

Auf Anfrage bei der Versicherung gibt der Kundenberater die Auskunft, dass diese Erhöhungen bewusst nicht kommuniziert würden, da sie eben unsicher seien und diese aber nun in 5-Jahresschritten regelmässig angepasst würden.

Fragen Sie bei Ihrer Krankenkasse nach

Möchten Sie wissen, wie sich die Prämie Ihrer halbprivaten und privaten Spitalzusatzversicherung entwickelt? Dann erkundigen Sie sich bei Ihrer Versicherung. 

Eine Vorlage des Mails erhalten Sie, wenn Sie auf den jeweiligen Link Ihrer Krankenkasse klicken. Ein vorgeschriebenes Mail öffnet sich in Ihrer Mail-Applikation und Sie brauchen nur noch auf «senden» zu klicken. 

Falls Sie uns Ihre Entwicklung per Mail zustellen, dann werden wir eine Übersicht über die unterschiedlichen Entwicklungen pro Versicherer publizieren, sodass Sie sich künftig direkt bei helveticcare.ch informieren können. 

Schreibn Sie uns

Die Teuerung sei nicht eingerechnet und die Bedingungen könnten sich auch sonst verändern. Wenn man den Kusters dies im Vorfeld gesagt hätte, seien sie womöglich von falschen Angaben ausgegangen. Diese Argumentation trifft sie just in dem Moment, in dem ein Teuerungsausgleich in der AHV leider aus finanziellen Gründen nicht vollzogen werden kann.

Was die Kusters ebenfalls etwas befremdet: Weshalb hat der Finanzplaner dazu nichts gesagt? Hätte nicht er die Prämienentwicklung bei der Krankenversicherung einfordern müssen?

Und was ist bei der Finanzplanung zu berücksichtigen?

Die AHV- und Pensionskassen-Renten nehmen für die Bezügerinnen und Bezüger des Restes ihres Lebens in der Regel nicht in grösserem Umfange zu. Prämienkostenexplosionen von Zusatzversicherungen in 5-Jahresschritten während dieser Zeit, die weit über die Teuerung hinaus gehen, werden daher für viele unerschwinglich.

Dies ist für die Betroffenen umso drastischer, wenn diese Entwicklung in der Planung nicht rechtzeitig eingerechnet und berücksichtigt worden ist. Das kann in die zigtausende von Franken Mehrkosten gehen! Dies gilt es zu berücksichtigen.

An die Community der Finanzplanerinnen und Finanzplaner

Das von Helvetic Care gewählte Beispiel ist holzschnittartig. Es wird bestimmt vielen Aspekten Ihres Berufsalltags nicht ganz gerecht - entschuldigen Sie! Es geht überhaupt nicht darum, Ihre professionelle Leistung anzuzweifeln. Uns geht es vor allem um den Umstand, dass die Krankenversicherer die Prämienentwicklungen in den Halbprivat- und Privatversicherungen, obwohl von der Finma genehmigt, nicht transparent darstellen.

Diese Entwicklungen sind im Alter erklecklich und können manche Finanz- bzw. Budgetplanung aus dem Ruder laufen lassen. Wenn Sie mithelfen hier Transparenz zu schaffen, dann werden Sie morgen mit entsprechenden Prämientabellen operieren und diesen Aspekt - zumindest vom Finanziellen her - besser abdecken können. 

Falls Sie Anregungen oder Kritik haben, schreiben Sie uns!