Grün und erfolgreich alles überwuchernd spriesst es aus der Erde im Monat Mai, wenn die Tage länger werden und die Sonne die Erde wärmt: das Unkraut oder auf Mundart s’Gjät.
Schon in diesem Wort steckt eine Aufforderung: Jäte, wenn du den Garten nach deinen Ideen gestalten willst! Eine echt schweisstreibende Arbeit: Gebückt oder kniend, wie einst Adam und Eva nach ihrer Vertreibung aus dem Paradies, rückte ich jahrzehntelang dem «cheibe Gjät» zu Leibe. Mit mässigem Erfolg: Nach dem nächsten Regen spross es wieder munter zwischen Radieschen und Salat hervor.
Im gut gedüngten Garten gedeihen neben dem Unkraut eben auch Gemüse, Beeren und Blumen prächtig - und so bekam vor Jahren auch das Gjät eine weniger diffamierende Bezeichnung. Wer als Gärtnerin etwas auf sich hält, spricht heute von «Beikraut».
Der Giersch darf in Tonias Garten heute wachsen. Er gilt als wunderschöne Blume...
...oder als Gemüse.
Nur in den Gemüsebeeten, da wird er immer noch ausgezogen.
Von April bis Ende Juni unterdrücke ich das Unkraut oder Beikraut wirkungsvoll einmal pro Woche mit einer Pendelhacke. Wurzelunkräuter wie Hahnenfuss, Gras, oder eben Giersch sticht man am besten mit einem Spaten samt den Wurzeln aus.
Weniger spriessen lässt das Unkraut auch das Mulchen – also, wenn man die Beete mit dem nicht essbaren Gemüsekraut oder Rasenschnitt abdeckt.
Beim Giersch habe ich kapituliert: Er gilt nun bei uns als Gemüse, wunderschöne Blume und Heilkraut und darf sich um unseren Brunnen herum ausbreiten. Aber in den Beeten rücke ich ihm konsequent zu Leibe und suche nach jeder Wurzel - für meinen Rheumatee natürlich.
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Als ich bei meiner Freundin einmal meinem Gartenfrust Luft machte und mich vor allem über den Giersch ärgerte, welcher sich mit unterirdischen Wurzelgeflechten schnell ausbreitet und alle anderen Pflanzen erstickt, sagte sie kühl: «Ein jeder hat das Unkraut, das er verdient!»
Das gab mir zu denken und ich schaute mir das Kraut genauer an. Und siehe: Giersch, auch Baumtropfen genannt, ist im zeitigen Frühling neben der Brennnessel ein delikater Spinatersatz und gilt in der Pflanzenheilkunde als wertvolles Heilkraut. Ein Tee aus seinen Wurzeln soll gegen Rheuma helfen. Ausserdem erfreut er uns Mitte Mai mit wunderschönen, weissen Dolden.
Wenn nach dem Jäten meine Gelenke schmerzen, braue ich mir einen Tee aus getrockneten Gierschwurzeln- und siehe, es hilft! Oder hat der Placebo-Effekt seine Hand im Spiel?
Unser Garten, unsere Reben und unsere Wiesen gehören nicht nur uns, sondern sind auch Heimat von unzähligen anderen Lebewesen: Regenwürmer und andere Bodenlebewesen lockern unseren Boden, die Wühlmäuse und Maulwürfe ziehen ihre Gänge und versuchen sich an den Wurzeln unserer Obstbäume – Bienen und Hummeln ziehen nektarschwer von Blüte zu Blüte.
In der Nacht besucht uns Nachbar Fuchs und schleppt von Zeit zu Zeit einen Gartenschuh weg. Unzählige Mauereidechsen wärmen sich auf sonnenbeschienen Steinen und halten uns so nebenbei manche Schädlinge fern. Ebenso tüchtig sind die Frösche aus unserm Teich. Sie vertilgen Mücken und besuchen auch die Gemüsebeete. Ich glaube, sie lieben Schnecken. Denn unsere Schneckenpopulation ist markant zurückgegangen, seit Frösche neben dem Gemüse heimisch sind.
Aber am eindrucksvollsten sind aber unsere Schafe. Vor allem seit wir letztes Jahr auf eine ProSpecieRara-Rasse umgestellt haben: Die Skudden wurden bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges vor allem in den baltischen Staaten gezüchtet und sind in den Kriegswirren fast ausgestorben. Sie gelten als Nachfahren der keltischen Schafe und sind eine der kleinsten und urtümlichsten Schafrassen.
Falls Sie einen Schafzüchter in der Nähe kennen: Er gibt sicher etwas ungewaschene Wolle ab. Wenn Sie diese fein auseinanderzupfen und unten ins Pflanzloch geben, darüber wenig Erde - und schon haben Sie einen natürlichen Langzeitdünger für Ihre Pflanzen.
Die zähen, wendigen, etwas scheuen und genügsamen Tiere sind nun ein wichtiger Teil unserer kleinen «Kreislaufwirtschaft»: Sie weiden unsere steilen Hänge ab und pflegen so nebenbei auch noch den Bahndamm. So ersparen sie manche Stunde mühsame Mäharbeit. Mit ihrem Mist wird auch der Kompost aufgewertet. Das Motto: «Auf dem eigenen Mist gewachsen», trifft auf unser Gemüse voll und ganz zu. Wenn wir die Wolle der Tiere nicht zu Decken oder zu Filz verarbeiten können, verwenden wir sie ebenfalls als wertvollen Dünger.
Ruhestand ist für Tonia Sommerhalder (75) aus dem Kanton Aargau ein Fremdwort. Mit ihrem Mann Ruedi kümmert sich die ehemalige Lehrerin und Gemeinderätin um Haus, Garten und Schafe und organisiert in einer umgebauten Fabrik kulturelle Veranstaltungen. Regelmässig ist bei den Sommerhalders auch Kinderlachen zu hören, denn die sieben Enkel kommen gerne zu Besuch. Und wenn es mal still ist, dann sind Tonia Sommerhalder und ihr Mann vielleicht mit dem Wohnmobil unterwegs.
Aladin, unser junger Bock hat beeindruckend grosse, nach aussen gerollte Hörner. Er macht seine Arbeit gut: Zwischen Ende Februar und Mitte März kamen im Ganzen 11 kleine, nur knapp 3 kg schwere Lämmchen zur Welt. Innert kaum drei Wochen wuchs unsere Herde von 8 auf 19 Tiere.
Die Skudden sind hervorragende Mütter und kümmern sich ausdauern um ihren Nachwuchs. So gedieh unsere Herde und wir konnten uns kaum satt sehen an den jungen, quicklebendigen Lämmchen.
Tonia Sommerhalder schöppelt jetzt das mutterlose Lämmchen.
Inzwischen nimmt es kräftig zu.
Bock Aladin hat in diesem Jahr 11 kleine Lämmchen gezeugt.
Diese grasen jetzt in Tonias Garten.
Die Skudden sind hervorragende Mütter und kümmern sich ausdauern um ihren Nachwuchs.
Bis vor einer Woche: Da lag eines Morgens eine der Skuddenmütter tot im Stall, äusserlich ohne eine sichtbare Verletzung. Ein Junges blökte hungrig, aber das zweite, ein kleines Böcklein blieb unauffindbar: Wir suchten die ganze Umgebung ab, kein Stücklein Fell, kein Blut, keine Schleifspur, nichts! Bis heute wissen wir nicht, was in dieser Nacht passiert ist. War es ein Tier? Ein Mensch? Wir sind und bleiben ratlos. Ein Lichtblick ist, dass sich nach anfänglichen Anlaufschwierigkeiten das mutterlose Lamm an den Schoppen gewöhnte und nun tüchtig zunimmt.
Freud und Leid liegen oft nahe beieinander, auch in unserer kleinen «Kreislaufwirtschaft.»
Es ist März. Da liegen sie vor mir, die kleinen Samentütchen voll von kleinen und grossen, runden, ovalen oder bizarr geformten Sämchen. Winzige und unentbehrliche Power fürs neue Gartenjahr. Es zieht mich hinaus ins Freie. Ich möchte die feuchte Erde zwischen meinen Fingern erproben und die ersten Rillen mit der Hacke in den Boden ziehen.
Das geht mir jeden Frühling so. Seit 50 Jahren schon, seit wir in diesem alten Haus im Grünen mit viel Umschwung wohnen. Wir waren uns von Anfang an einig, dass wir den verwilderten Bauerngarten und die überwachsenen Reben pflegen und nutzen wollten. Knackiges Gemüse, erntefrische Salate, Beeren und Früchte und Traubensaft waren unser Ziel. In unserem Garten sollte kein Platz für Pestizide sein.
Bald weideten Schafe die steil abfallenden Hänge rund ums Haus ab und lieferten die Grundlage für einen sich stets erneuernden fruchtbaren Boden. Wir brauchten keinen Dünger mehr zu kaufen.
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Zu unseren Angeboten«Learning by dooing» war unser Motto. Ein pensionierter Nachbar und erfahrener Gärtner verriet uns die ersten Tricks seiner Grossmutter. Andere rieten uns, dem Unkraut auf dem grossen Kiesplatz mit Unkrautvertilger zu Leibe zu rücken. Das war damals allgemein üblich. Diesem Rat folgten wir nur einmal: Die Birke, welche ihre Wurzeln bis in den Platz vorstreckt, will bis heute nicht mehr richtig wachsen.
In jedem Gartenblog verrate ich Ihnen einen Trick, mit dem ich meistens Erfolg habe. Dieser hat mir bereits vor 50 Jahren mein Nachbar und Gartenfreund verraten: Pflanze immer die Rüebli im gleichen Beet mit Lauch oder Zwiebeln. Sie halten sich gegenseitig durch ihren ausgeprägten Geruch die Schädlinge fern. Und das gelingt garantiert ohne Pestizide.
Wir waren dankbar für alles, was da in unseren Beeten wuchs und reifte und lernten mit den Jahren die leidigen Schädlinge als Mitbewohner zu akzeptieren. Anfangs stutzten die gefrässigen Kohlraupen unsere Pläne vom selbstgezogenen Kohl zünftig zurecht, bis wir auf den Winterblumenkohl stiessen: Im Spätsommer gepflanzt, wenn sich die Kohlraupen schon bald zurückziehen, belohnt er uns seitdem jeden Frühling mit grossen, schneeweissen Kohlköpfen.
Die stille Zeit während des Lockdowns nutzten wir dazu, dem Kompost noch mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Wir vertieften uns in die Lehre von der Permakultur. Dazu verkohlen wir unsere Rebenäste und arbeiten mit Pflanzenkohle – so wie es die Eingeborenen in Mittel- und Südamerika machten und sich vor der Eroberung durch die Europäer gut und nachhaltig ernährten. Welch ein Erfolg dann im letzten, total verregneten Sommer: Die Lauchstangen waren dick und prall, die Winterrettiche wurden so lang, dass wir sie mit der Stechgabel ausgraben mussten.
Aber die Krönung unseres letzten Gartenjahres gehört den Pastinaken: Jahrelang hatte ich mich mit diesem Gemüse erfolglos abgemüht. Die Pastinaken lehrten mich eines: Geduld! Erst nach fast drei Wochen zeigen sich die ersten Keimblätter. Da ich letztes Jahr die Saatreihen mit Radieschen markiert hatte, sah ich diese dann zum ersten Mal und konnte sie vor dem Ausreissen als Unkraut bewahren.
Tonia Sommerhalder mit ihrer Riesenpastinake.
Auch dieses knorrige Exemplar zog sie aus dem Boden.
Der Garten in seiner ganzen Pracht.
Die Ernte.
Auch Kartoffeln sind reichlich vorhanden...
...oder diese schmackhaften Kürbisse.
Besonders gut wächst das Gemüse in diesem Treibhaus.
Mein Ehrgeiz war erwacht. Bis im Spätherbst pflegte ich das grüne Kraut, ohne zu wissen, was sich unsichtbar unten in der Erde entwickelte. Und erst im Februar, an einem frostfreien Tag, wollten wir eine der Pflanzen ausziehen. So einfach ging das nicht, denn sie regte sich nicht vom Fleck. Erst tiefes Nachgraben förderte den Schatz zutage: ein Riesenexemplar von 50 cm Länge und einem Gewicht von über 1.1 Kilo.
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