Streng genommen ist die Bezeichnung «Beckenbruch» etwas ungenau. Denn: Im Becken können gleich mehrere Stellen brechen. Den klassischen Beckenbruch gibt es daher nicht. Genau das wird bei einem genauen Blick auf das Becken, seine Aufgaben und seinen Aufbau klar.
Das Becken soll...:
Damit genau das möglich ist, hat das Becken die Form eines Rings. Und der besteht wiederum aus verschiedenen Knochen. Daher ist ein Bruch an mehreren Stellen möglich. Die Medizin unterscheidet zwischen drei unterschiedlichen Arten:
Beckenbruch Typ A | Beckenfraktur Typ B | Beckenbruch Typ C |
Bei einem Beckenbruch des Typs A, der oft auch als stabiler Beckenbruch bezeichnet wird, handelt es sich um eine isolierte Fraktur im vorderen Bereich des Beckenrings bzw. des Beckenrandes. Charakteristisch ist, dass der Beckenring in diesem Fall komplett erhalten bleibt. | Wenn ein Arzt von einer Beckenfraktur des Typs B spricht, ist ein kompletter Bruch zu erkennen. Hierbei wäre es zum Beispiel möglich, die Beckenschalen der betreffenden Person nach aussen zu klappen. Die Folge: ein Verlust der Stabilität und möglicherweise auch innere Blutungen. | Während das Becken bei Typ B vertikal noch stabil ist, liegt beim Beckenbruch C eine komplette Instabilität vor. |
Unabhängig davon, ob ein Beckenbruch im Alter oder in jüngeren Jahren entsteht: Die Folgen, die die Fraktur nach sich zieht, sind vor allem vom Ausmass des Bruches abhängig.
So sind vor allem Typ B und C in vielen Fällen mit einem hohen Blutverlust verbunden. Je nachdem, wie stark die Verletzung ist, kann ein solcher Beckenbruch sogar tödlich enden. Zudem kann es sein, dass durch die gebrochenen Knochen weitere Organe verletzt werden, eine Thrombose entsteht, Nerven eingeklemmt werden oder der Oberschenkelkopf abstirbt.
Daher versteht es sich von selbst, warum Menschen, deren Beckenknochen auf diese Weise verletzt worden sind, direkt untersucht werden, um schnell mit der passenden Behandlung gegensteuern zu können.
Vorweg: Von einer Beckenringfraktur können Menschen jeden Alters betroffen sein. Und dennoch reichen bei älteren Menschen oft bereits kleinere Unfälle aus, um eine Beckenverletzung hervorzurufen. Der Grund ist die abnehmende Knochendichte im Alter. Das Risiko steigt weiter, wenn Senioren zum Beispiel unter Osteoporose leiden. Hier reicht dann oft eine vergleichsweise geringe Krafteinwirkung aus, um die Gefahr einer Beckenverletzung zu erhöhen.
So kann ein einfaches Stolpern bei vielen Menschen über 70 zu einem Schambeinbruch führen.
Umso wichtiger ist es, sich (sowohl im privaten Wohnbereich als auch beim betreuten Wohnen) mit der Frage «Wie kann ich mein Zuhause sicherer gestalten?» auseinanderzusetzen.
Denn: Wer im Alter schlechter sieht und/ oder öfter unter Schwindel leidet, stürzt tendenziell eher über Teppichkanten und andere Stolperfallen, die eigentlich vermieden werden könnten. Viele nützliche Infos dazu finden Sie auch in unserem Ratgeber zur Barrierefreiheit.
Wie genau ein Beckenbruch bei älteren Menschen behandelt wird, ist vor allem von der Art des Bruchs abhängig. Jede Variante kann die Lebensqualität über einen kürzeren oder längeren Zeitraum einschränken. Gleichzeitig bestimmen die genauen Einzelheiten des Bruchs, welche Therapie das Mittel der Wahl ist.
Ein typisches Beispiel: Handelt es sich um einen einfachen Schambeinbruch im vorderen Bereich des Beckenrings, reicht es oft sogar aus, eine konservative Behandlung in den Fokus zu rücken und dem Patienten eine aufwendige OP zu ersparen. Hier kommen in der Regel Schmerzmittel, Bettruhe und eine (möglichst) zeitnahe Mobilisation zum Einsatz.
Kompliziert wird das Ganze jedoch, wenn es sich um einen Bruch des Typs B handelt, bei dem gleich zwei Stellen des Rings durchgebrochen sind und das Becken eine dementsprechend hohe Instabilität aufweist. Hier kann es sein, dass die Schmerzen konstant bleiben und die betreffenden Personen vollständig bettlägerig werden.
Ein Beckenbruch geht so gut wie immer mit starken Schmerzen einher. In der Regel ist der entsprechende Bereich auch geschwollen. Mit Hinblick auf die Intensität der Schmerzen gibt es jedoch teilweise grosse Unterschiede. Und zwar weil,...:
Ergänzend hierzu können auch Schmerzmittel, die zum Beispiel aufgrund anderer Beschwerden eingenommen werden, dafür sorgen, dass die Schmerzen, die eine Beckenfraktur verursacht, als «weniger schlimm» wahrgenommen werden. In vielen Fällen können auch blaue Flecken und/ oder Blutergüsse auf einen Bruch hindeuten.
Zudem ist es möglich, dass sich die Beckenknochen auf einmal gegeneinander verschieben lassen oder das Becken sogar komplett aufklappt, so dass die Betroffenen nicht mehr laufen können.
Die gute Nachricht zuerst: Nicht jeder Sturz zieht zwangsläufig auch einen Beckenbruch im Alter nach sich. Dennoch ist es, gerade aufgrund der schwerwiegenden Folgen, die komplizierte Frakturen haben können, wichtig, direkt alles optimal abzuklären.
Damit genau das gelingt, setzen Mediziner zunächst auf eine umfangreiche Anamnese. Sie fragen, wie sich der Unfall, zum Beispiel ein Sturz aus grosser Höhe, ereignet hat und wo Schmerzen auftreten. Gleichzeitig interessieren sie sich für die bisherige Krankengeschichte der betroffenen Person, um zum Beispiel herauszufinden, ob sie generell zu Knochenbrüchen neigt.
Das bedeutet: Das Becken wird geröntgt. So lassen sich vor allem Frakturen im vorderen Bereich des Beckens meist gut erkennen. Etwas komplizierter fällt meist die Diagnose eines Kreuzbeinbruchs aus. Hier kann es durchaus sein, dass zum Beispiel Darmgase die Sicht versperren und ein Beckenbruch im Alter nicht direkt festgestellt werden kann.
In vielen Fällen können Mediziner zunächst jedoch von einem Bruch im vorderen Bereich des Beckens ausgehen, wenn das Röntgenbild keine anderen Vermutungen zulässt... einfach, weil diese Art des Bruchs die am meisten verbreitete ist.
Ein einfacher Beckenbruch heilt meist ohne OP ab. Als charakteristisch gilt zudem, dass die Beschwerden im Laufe der Zeit immer weniger werden. Ist dies nicht der Fall, ist es wichtig, sich an den behandelnden Arzt zu wenden. Dieser wird dann wahrscheinlich einen Termin für einen CT- oder MRT vorschlagen, um die Knochenstrukturen im Becken noch genauer beurteilen zu können und herauszufinden, ob eventuell doch operiert werden muss.
Viele Beckenbrüche können mittlerweile minimal invasiv behandelt werden. Aufwendige Operationen, wie sie früher der Fall waren, sind dementsprechend zumindest nicht mehr die Regel. Ziel der Eingriffe ist es jedoch nach wie vor, den Beckenbruch mit Hilfe von Schrauben, die über Einschnitte in der Haut an den richtigen Stellen eingesetzt werden, zu stabilisieren.
Eine der grössten Herausforderungen stellt dabei die Tatsache dar, dass im Bereich des Beckens viele Gefässe und Muskeln, aber natürlich auch der Darm, verlaufen und dass diese Areale auf keinen Fall verletzt werden dürfen. Mediziner nutzen daher in den meisten Fällen die Bilder aus CT und MRT, um alles optimal einschätzen zu können.
CT und MRT bieten in diesem Zusammenhang den Vorteil, dass sie den Knochen und die Strukturen, die ihn umgeben, in 3D abbilden. Röntgenbilder können, müssen aber nicht zwangsläufig derart aussagekräftig sein. Je nachdem, wo der Bruch liegt, kann es gegebenenfalls sicherer sein, auf CT/ MRT zu setzen.
Ein Beckenbruch erfordert eine umfangreiche Therapie... und zwar unabhängig davon, ob sich die betreffende Person einer Operation unterziehen musste oder nicht. Es gilt, sich einerseits zu schonen, andererseits aber auch wieder zu mobilisieren.
Viele Experten empfehlen in diesem Zusammenhang eine orthopädische Reha. Diese soll dabei helfen, Übungen zur Mobilität in den Alltag zu integrieren und gleichzeitig eine gesunde Balance zwischen Aktivität und Schonen zu finden. Ergänzend hierzu soll der Patient lernen, Fehlhaltungen zu vermeiden.
Ein Detail, das gegebenenfalls zu Verwirrung führen kann: Bei einem Eingriff wie einer Beckenringfraktur ist es wichtig, sich möglichst schnell wieder zu bewegen und dementsprechend am besten früh mit der Reha zu starten. Wer sich zu lange schont, läuft (gerade im Alter) Gefahr, dass Muskeln abgebaut werden und dass es immer schwerer wird, zu mobilisieren.
Viele Einrichtungen beginnen daher mit den ersten Übungen bereits am Bett im Krankenhaus und werden dazu angehalten, beispielsweise (natürlich nur in Begleitung und mit einer Gehhilfe) den Flur auf und ab zu laufen. Besagte Gehhilfen sollen hierbei nicht länger als nötig verwendet werden, da ansonsten die Gefahr gross ist, dass sich der Patient an diese Art der Unterstützung gewöhnt und gegebenenfalls eine Fehlhaltung einnimmt.
Inwieweit die anschliessende Reha dann im häuslichen Umfeld oder in einer Einrichtung stattfinden kann, ist von verschiedenen Faktoren, unter anderem von der Art der Verletzung, abhängig.
Eine Beckenringverletzung kann im Alter zu einer grossen Belastung werden. Daher ist die Frage «Wie kann man einen Beckenbruch vermeiden?» durchaus legitim. Die folgenden Tipps können dabei helfen, das Risiko zumindest einzuschränken:
Hohe Teppichkanten, Deko und andere Elemente können die Sturzgefahr erhöhen. Daher ist es für die Sturzprophylaxe wichtig, vielleicht auch zusammen mit Angehörigen, einen Blick auf die Einrichtung zu werfen und möglichst alle Gefahren zu verbannen.
Viele Senioren und Seniorinnen bemerken, dass ihre Sehkraft im Alter nachlässt. Auch hiermit kann ein erhöhtes Sturzrisiko verbunden sein. Ausgeleuchtete Bereiche machen Stufen und Co. eher sichtbar.
Wer seinen Wohnbereich möglichst sicher einrichten möchte, sollte sich unbedingt in Bezug auf das Thema Barrierefreiheit informieren. Auch ein barrierefreies Bad hilft, Unfälle zu vermeiden. Griffe im Bad helfen dabei, bei Bedarf Halt zu finden.
Diejenigen, die im Alter fit bleiben möchten, sollten versuchen, sich regelmässig zu bewegen. So kann oft einem Abbau der Muskeln vorgebeugt werden. Die Folge: ein sichererer Stand und ein dementsprechend verringertes Sturzrisiko.
Inwieweit sich die Knochendichte im Alter verschlechtert, ist bis zu einem gewissen Grad auch oft von der Ernährung abhängig. Wichtige Bestandteile, die hier einen Unterschied bewirken können, sind vor allem Kalzium und Vitamin D. Letzteres wird (als Vitamin D3) oft als das Sonnenvitamin bezeichnet und kann supplementiert werden.
Achtung: Ob gegebenenfalls ein Mangel an Vitamin D oder Kalzium vorliegt, findet der behandelnde Arzt im Rahmen einer Blutuntersuchung heraus. Es ist nicht ratsam, Supplements "einfach so" in den Alltag zu integrieren. Vielmehr sollten die entsprechenden Werte in regelmässigen Abständen überwacht werden.