Herr Ludwig, ich zahle seit Jahren in die AHV, BVG und die 3. Säule ein. Kann ich damit ein sorgenfreies Leben im Alter führen?
Benjamin Ludwig: Es wäre schön, wenn man diese Frage pauschal mit «Ja» beantworten könnte. Gerade bei der 2. Säule, der Pensionskasse, gibt es grosse Unterschiede hinsichtlich des angesparten Alterskapitals. Weiterhin hängt dies vom Lebensstandard ab und was man unter einem sorgenfreien Leben versteht. Sorgenfrei bedeutet für mich, es ist immer genug Geld vorhanden, um das individuelle Budget finanzieren zu können. Und Sie können sich sicher vorstellen, dass es beim individuellen Budget grosse Unterschiede und Bedürfnisse gibt. Oft verändert sich das Budget auch in den zwei bis drei Jahrzehnten, in denen die Pensionierung gelebt und hoffentlich genossen wird.
Wie man am besten fürs Alter vorsorgt, verraten Sie an einem Infoevent am 25. September, den wir gemeinsam mit der Zurich und der Swisscom durchführen. Haben Sie schon jetzt einige Geheimtipps für uns?
Wenn es den einen Geheimtipp gäbe, dann wäre der wohl schon einmal publiziert worden und alle könnten sich daranhalten. In der Realität ist der Geheimtipp wohl das frühzeitige Planen. Steuerliche Themen müssen mit Liquiditätsplanung und erbrechtlichen Aspekten in Einklang gebracht werden, was nicht ganz so trivial ist, wie es auf den ersten Blick aussieht. Zusätzlich steht uns in der Schweiz wohl auch wieder eine Niedrigzinsphase ins Haus. Somit ist es fast unabdingbar, sich mit den Grundsätzen der Geldanlage auseinanderzusetzen und seine persönliche Risikobereitschaft zu kennen und konsequent anzuwenden.
Pensionsplanung und digitaler Nachlass: Infoanlass in Zürich
Benjamin Ludwig ist Spezialist für Finanz- und Pensionsplanungen bei der Zurich. An einem Infoanlass in Zürich beantwortet er Ihre Fragen rund um die Altersvorsorge. Zudem geht es beim Event um das Thema digitaler Nachlass.
Die Teilnahme ist kostenlos, doch die Anzahl der Plätze ist beschränkt. Melden Sie sich jetzt an.
Wann: Mittwoch, 25. September 2024, 18:00 Uhr
Wo: Hauptsitz der Zurich Schweiz an der Hagenholzstrasse 60 in 8050 Zürich (Oerlikon).
Welche Aspekte rund um die Pensionierung werden Sie sonst in Ihrem Referat noch thematisieren?
Neben den bereits genannten Themen ist vor allem das Wohnen im Alter ein zentraler Punkt. Wie teuer darf meine Miete sein oder wie hoch ist die ideale Hypothek nach der Pensionierung? Zusätzlich kann ich schon jetzt spannende Einblicke in die neue steuerliche Gesetzgebung bei privaten Altersrenten in Aussicht stellen. Durch die neue Steuerregelung ab dem 01.01.2025 erlebt eine fast schon tot geglaubte Finanzierungsform für den Ruhestand ein Revival.
Sie haben in Ihrem Berufsleben schon mehr als 100 Pensionsplanungen durchgeführt. Was beschäftigt die Menschen besonders rund um die Altersvorsorge?
Für viele Menschen ist das Pensionskassenvermögen der grösste Baustein in ihrer privaten Vermögensbilanz. Am meisten beschäftigt meine Kundinnen und Kunden die Frage, ob dieses in Kapitalform oder als Rentenbezug ausbezahlt werden soll oder ob eine Mischform aus beiden Varianten sinnvoll ist.
In welchem Alter sollte man anfangen, die Pensionierung zu planen?
Ich denke ab 50 Jahren. Wobei es hier vor allem noch um den steueroptimierten Kapitalaufbau für die Pensionierungsphase geht. Ab dem Alter von 60 sollte man dann spätestens mit einer Planung für den Rückzug der Vorsorgegelder beginnen. Dazu gehört schon eine Entnahmeplanung. Viele Kunden müssen erst lernen, dass nach der Pensionierung der Vermögensaufbau durch einen Vermögensverzehr ersetzt wird.
Was ist, wenn man kurz vor der Pensionierung merkt, dass es finanziell eng wird?
Optimieren lässt sich sicherlich auch da noch etwas. Ob man aber viele versäumte Jahre des Nicht-Vorsorgens innerhalb kürzester Zeit aufholen kann, das mag ich hier nicht versprechen. Es hilft aber sicher zu wissen, wo man steht, bevor dann in Torschlusspanik unüberlegte Investitionen getätigt werden.
Viele haben auch Vorsorgelücken, weil sie über viele Jahre nicht oder nur in einem kleinen Pensum gearbeitet haben. Haben Sie Tipps?
Gerade in der zweiten Säule kann man solche Vorsorgelücken gut «nachzahlen». Um hier aber nicht in einen steuerlichen Nachteil zu laufen, halte ich eine Beratung durch Fachleute für unabdingbar.
Geldanlagen gibt es wie Sand am Meer, die die Rente aufbessern sollen. Was empfehlen Sie und was nicht?
Setzen Sie sich mit Ihrem Geld auseinander und bauen Sie sich ein persönliches kleines Finanzwissen auf. Und meiden Sie Produkte, die zu viel versprechen. Vielfach genügt zur Finanzierung des Ruhestandes eine Netto-Verzinsung, die leicht über der Inflationsrate der Schweiz liegt.
Am Infoanlass im September geht es nicht nur um Pensionsplanungen, sondern auch um den digitalen Nachlass. Haben Sie sich damit schon mal beschäftigt?
Ich selbst bin sehr gespannt auf den Vortrag der Kolleginnen von der Swisscom. Seit Jahren empfehle ich in meinen Beratungen erbrechtliche Regelungen zu treffen und einen Vorsorgeauftrag zu erarbeiten.
Nun werde ich auch immer häufiger mit Fragen zum digitalen Erbe konfrontiert. Was passiert mit meinem Online-Depot und was mit meinem E-Mail-Account? Wer löscht meine Social-Media-Profile oder schaltet mein WhatsApp ab? Wer nimmt nach meinem Ableben die Urlaubsfotos aus dem Netz? Ich erhoffe, mir einige Antworten und bin schon sehr gespannt.