Stil im Alter (2024): Was kann ich überhaupt noch tragen?

Der Minirock geht gar nicht, das farbenfrohe Kleid ist tabu und die langen Haare müssen ab: Es scheint, als wäre die Gefahr von Fettnäpfchen in Sachen Stil im Alter riesig. Ist das so? Wir haben bei einer Stilexpertin nachgefragt.

Bibi Horst
Knigges für ältere Menschen sind nicht mehr zeitgemäss, findet Stilexpertin Bibi Horst.
Maja Sommerhalder

«Der eigene Stil ist etwas sehr Individuelles. Das soll auch im Alter so bleiben. Es gibt keine No-Gos», sagt Bibi Horst. Die 57-Jährige ist Stilexpertin und betreibt das Lifestyle-Magazin Schokoladenjahre.com für anspruchsvolle Frauen und Männer Ü50.

Ihre Aussage überrascht. Denn Regeln, wie Menschen ab 50 auszusehen haben, gibt es zuhauf. So sind der kurze Rock oder das farbenfrohe Kleid tabu – wer allzu jugendlich auftritt, ist irgendwie peinlich. Eher sollten ältere Menschen sich möglichst dezent kleiden, also fast unsichtbar sein, lautet der Tenor.

«Wer erkennt, was einem steht, kann attraktiver und frischer wirken»

Solche Knigges für ältere Menschen hält Bibi Horst für nicht mehr zeitgemäss. Stilvoll ist ihrer Meinung nach der, der mit sich im Reinen ist und den Mut hat, immer wieder einen wohlwollenden und selbstkritischen Blick in den Spiegel zu wagen.

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«Beim guten Stil kommt es nicht auf die Kleidergrösse, das Ja oder Nein zu grauen Haaren oder den Mini ab 50 an – und am allerwenigsten auf vordiktierte Trends», so Horst. Vielmehr auf das Erkennen des eigenen Typs und den Mut, seinen ureigenen Weg zu gehen:

«Attraktivität hat viel mit einer positiven Lebensfreude und innerer Ausstrahlung zu tun und nichts mit dem Alter.» Schön sein, das könne jeder, der Musse und das Auge habe, das beste aus seinem Typ herauszuholen. «Wer erkennt, was einem steht, kann attraktiver und frischer wirken.»

So holen Sie das Beste aus sich heraus: einige Tipps von Bibi Horst

Auf die richtigen Farben kommt es an

Wer weiss, was er oder sie für ein Farbtyp ist, hat schon viel gewonnen. Je nach Teint, Augen- und Haarfarbe ist man ein Frühlings-, Sommer-, Herbst- oder Wintertyp. Und diesen Typen stehen unterschiedliche Farbtöne. «So kann etwa ein bestimmtes Gelb oder Orange wunderbar aussehen – die Nuance ist entscheidend.»

Und keine Angst vor bunter Kleidung: «Vielen Männern steht beispielsweise Rosa ausgezeichnet.» Umgekehrt kann die falsche Farbe im Alter sich ungünstig auf den Teint und die Klarheit der Augen auswirken, so Horst. «Trägt etwa ein Frühlingstyp einen cognacfarbenen Rollkragenpullover, lässt ihn dieser fahl und älter wirken.»

Die Vorzüge betonen

Wichtig ist, die Körperregionen zu definieren, die einem besonders gut gefallen. Diese gilt es, durch die richtigen Schnitte in Szene zu setzen, so Horst: «Frauen mit breiter Hüfte und einer üppigen Oberweite etwa stehen dekolleté- und taillenbetonte Kleider mit weiten Röcken, wie die klassischen Dirndl, besonders gut.»

Und wer mit 60 noch tolle Beine habe, könne auch mal einen Minijupe tragen: «Aber bitte mindestens bis halbe Oberschenkel-Länge und klassisch kombiniert.» Von betonten sexy Looks hält Bibi Horst nichts, egal in welchem Alter.

Die richtigen Materialien machen schlanker

Sich in enge Jeans quetschen? Bibi Horst rät eher von Mode ab, die unnötig aufträgt und jede Falte und Delle abzeichnet: «Lieber nimmt man eine Nummer grösser. Locker fallende Kleidungsstücke lassen die Silhouette schmaler und definitiv edler wirken.»

Dies gelte auch für schlanke Leute. Optimal seien gerade für stärkere Grössen Kleider aus Materialien, die lässig fallen: «Also eher Seide, Viskose, dünner Leinen oder Strick statt feste Baumwolle.»

Schuhe dürfen bequem sein

Im Alter müssen wir uns nicht mehr in die 10-Zentimeter-Pumps reinquetschen, die die Beine und Füsse nur unnötig belasten, meint Bibi Horst. Lieber kleine und etwas breitere Absätze, wie der Tulpenabsatz bis 8 Zentimeter, oder auch gerne mal ein dezentes Plateau.

Auch graue Haare können schön sein

Graue Haare können auch bei Frauen attraktiv sein. Allerdings besteht dabei immer die Gefahr, älter zu wirken, warnt Bibi Horst. Abhilfe schaffen ein fescher Haarschnitt und etwas mehr Make-up mit Betonung auf Mund, Wangen und Augen.

«Bei gefärbten Haaren ist es meist empfehlenswert, seinen ursprünglichen Naturton aufleben zu lassen, gegebenenfalls ein paar Nuancen heller für die Frische im Alter. Bei der Haarlänge empfiehlt Bibi Horst einen frechen Kurzhaarschnitt genauso wie einen klassischen Pagenkopf oder gepflegte Länge bis oder über die Schulter.

Beim Make-Up ist weniger mehr

Dezente Schminke kann ein Gesicht frisch und natürlich wirken lassen, sagt Bibi Horst: «Dagegen ein zugekleistertes, bei dem sich die Foundation über den Tag in den Falten absetzt, oder zu greller Lippenstift macht leider älter.»

Dezente Schönheitseingriffe sind okay

Genauso ist weniger mehr bei jeglicher Form von ästhetischen Eingriffen, findet Horst: «Hier steht die natürliche Ausstrahlung und komplette Bewegungsfreiheit beim Lachen, aber auch die Gesundheit an oberster Stelle.» Bibi Horst freut sich zwar über die Fortschritte in der Beauty-Medizin, lehnt jedoch drastische Schönheitsoperationen wie Face-Liftings oder den Wahn des Lippenaufspritzens ab. Dazu gibt es ihrer Meinung nach leider zu viele negative Beispiele, bei denen spätestens der Arzt hätte ein Veto einlegen müssen.

«Mit Hyaluron oder etwas Botox sich die tiefen Nasobial- oder Zornesfalten anzuheben, kann jedoch Wunder in der Frische des Gesichtes wirken, warum also nicht», so Horst. Allerdings sei die Dosis und das Können des Arztes entscheidend: «Hier ist Vorsicht geboten.»

Über Bibi Horst

Bibi Horst (57) arbeitete 25 Jahre als Interior-Designerin in Deutschland und in der Schweiz. Heute lebt sie in ihrer Wahlheimat München. Eine schwere Krankheit riss sie kurz vor ihrem 50. Geburtstag aus ihrem bewegten Alltag. Sie entschied sich, daraufhin beruflich kürzerzutreten und ihr Leben endlich achtsamer zu geniessen.

Sie liebt gerade diesen besonderen Lebensabschnitt sehr und ist vor einigen Jahren von den Medien zur Botschafterin des gehobenen Lebensstils Ü50 erklärt worden. Bibi Horst möchte mit ihrem eigenen Lifestyle-Magazin Schokoladenjahre interessierten Frauen und Männern authentische Lebensfreude und Mut zum eigenen Stil vorleben, dazu viele Inspirationen liefern, ob in der Mode, im Interieur oder im Leben.

Das Onlinemagazin widmet sich den Themen Stil, gehobene Lebensart und Genuss aber auch mentale Kraft. Als Stil- und Life-Style-Expertin hält Bibi Horst Vorträge, leitet Workshops und berät Männer und Frauen in Sachen Styling und Healthy-Aging.

Das Interview wurde bereits 2021 geführt. Weil das Thema aber nicht an Aktualität verloren hat, publizieren wir es erneut.