«Alt und runzelig zu sein, kommt in unserer Gesellschaft nun mal schlechter an»

Jugendliches und attraktives Aussehen wird immer wichtiger, so Professor Sailer (78). In seiner Zürcher Klinik verhilft er Menschen auch zu einem schöneren Äusseren. Welche Eingriffe bei den älteren Patienten gefragt sind und warum er nicht jeden Wunsch erfüllt, verrät er im Interview.

«Alt und runzelig zu sein, kommt in unserer Gesellschaft nun mal schlechter an»
Maja Sommerhalder

Herr Prof. Sailer, wie wird man Schönheitschirurg?
Hermann F. Sailer
: Ich komme aus einer Ärztefamilie und wusste schon mit fünf Jahren, dass ich Arzt werde. Im Alter von zehn war mir klar, dass ich Professor werde und mit 25 entdeckte ich die Faszination für die Gesichtschirurgie.

Warum?
Es hat mich beeindruckt, was auf diesem Gebiet alles möglich ist. Da werden Menschen nach einer Operation plötzlich schön, die zuvor unter einer Wachstumsstörung wie einem hervorstehenden Kiefer litten. Oder Tumorpatienten, deren zerstörtes Gesicht man wieder aufbauen kann. Das Gesicht ist unsere Visitenkarte und unser Kommunikationsorgan. Ist es entstellt, ist der Leidensdruck meistens gross.

In Ihrer Klinik operieren Sie aber nicht nur Menschen, die offensichtlich entstellt sind. Viele wollen einfach besser oder jünger aussehen.
Das ist richtig. Im Alter verlieren wir an Attraktivität. Gerade Menschen, die in jungen Jahren sehr attraktiv waren, leiden oft gewaltig unter ihrer schwindenden Schönheit. Es spielt eben in unserer Gesellschaft eine wichtige Rolle, wie man aussieht. Alles andere ist Schönrederei. Gutaussehende Leute mit einer tollen Ausstrahlung haben es leichter im Leben und kommen im Beruf und im Privaten besser an. In unserer visuellen Welt wird das immer wichtiger.

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Welche Schönheitsbehandlungen sind bei den über 55-Jährigen besonders beliebt?
Häufig sind es nur kleine Sachen wie Botox oder Filler. Im Alter verliert die Haut an Volumen, sie wird schlaff und die Augenlieder hängen herunter. Mit Botox kann man problemlos Stirnfalten wegspritzen oder den Blick wieder freier machen. Dadurch wirkt man freundlicher und vitaler. Gerade Frauen wollen auch im Alter einen guten Eindruck machen.

Professor Dr. Hermann F. Sailer ist Gesichtschirurg.

In Zürich führt er die Klinik Professor Sailer.

Warum?
Das hat auch mit der Emanzipation zu tun, schliesslich sind Frauen heute gut ausgebildet und erfolgreich im Beruf. Eine gute Ausstrahlung trägt dazu bei, dass dies auch so bleibt. Alt und runzelig zu sein, kommt in unserer Gesellschaft nun mal schlechter an. Jugendliches Aussehen wird aber auch bei den Männern immer wichtiger. Es wird mit einer besseren Leistungsfähigkeit assoziiert. Der Anteil an männlichen Patienten in meiner Klinik liegt etwa bei 40 Prozent.

Kann man nicht einfach natürlich altern?
Sicher, das muss jeder für sich selbst entscheiden. Ich finde, da muss man keinen Druck machen. Man kann das Leben auch so geniessen. Meistens hat es auch viel mit dem beruflichen und privaten Umfeld zu tun, ob man sich für oder gegen einen Eingriff entscheidet. Die Meinungsbildung findet oft im Freundeskreis statt. Übrigens kommen Menschen aus aller Welt und allen Gesellschaftsschichten in meine Klinik. Auch mit geringerem Einkommen kann man sich etwa Botox leisten. Das kostet je nach verabreichter Dosis bei mir zwischen 800 und 1200 Franken pro Behandlung.

Allerdings kann man auch zu viel machen. Es gibt genügend Beispiele von älteren Hollywood-Stars, die nach vielen Schönheits-OPs ein maskenartiges Gesicht haben.
Ja, das ist furchtbar. Oft sind solche Gesichter ohne Mimik das Resultat eines herkömmlichen Faceliftings. Ich bin aber dagegen, dass man die Haut einfach nur nach hinten zieht. Das Geheimnis eines jüngeren Aussehens ist, einem Gesicht wieder mehr Volumen zu geben. Da gibt es zahlreiche Möglichkeiten: Neben Botox oder Faltenunterspritzung mit Filler kommen auch operative Eingriffe mit nachhaltiger Wirkung infrage.

Welche?
Ich habe etwa eine Methode entwickelt, bei der ich das Gesicht von innen aufbaue und straffe. Diese Reverse-Facelifting-OP hinterlässt keine sichtbaren Narben und führt zu einem echten Verjüngungseffekt und grosser Attraktivitätssteigerung wie keine andere Methoden in der ästhetischen Chirurgie. Ebenfalls setze ich die körpereigenen Stammzellen zur Verjüngung der Gesichtshaut ein. Für solche Behandlungen muss man aber schon um die 20’000 Franken ausgeben.

Es gibt also nicht die eine Anti-Aging-Behandlung?
Richtig. Jedes Gesicht ist einzigartig und eine umfassende Beratung ist vor meinen Behandlungen unabdingbar. Es kommen aber immer wieder Leute zu mir mit einem Foto von einem bestimmten Star und sagen: «So möchte ich aussehen.»

Was antworten Sie?
Dass ich ein Gesicht nicht exakt nachbilden kann. Dank meiner Behandlungen können Patientinnen und Patienten aber sehr gut aussehen. Die meisten Menschen wissen auch nicht genau, was Schönheit überhaupt ist.

Wissen Sie es?
Sicher, schliesslich habe ich Schönheit jahrzehntelang, auch wissenschaftlich, intensiv studiert. Heute gelten Menschen als schön, die ein weit nach vorn gewachsenes Mittel- und Untergesicht haben. Ich nenne das Anteface oder Vorgesicht, wie es etwa Stars wie Angelina Jolie oder Roger Federer haben. Allerdings ändern sich Schönheitsideale im Laufe der Zeit. In den 20er-Jahren galten etwa Gesichter mit einem kleinen Kinn und einem herzförmig geschminkten Mund als das Mass der Dinge.

Über Professor Dr. Hermann F. Sailer

Professor Dr. Hermann F. Sailer wurde 1943 in Erlangen DE geboren. Er studierte Medizin und Zahnheilkunde und spezialisierte sich anschliessend auf die Mund- Gesichts- und Kieferchirurgie. Auf diesem Gebiet hat er über 500 wissenschaftliche Arbeiten publiziert. Sailer war 30 Jahre am Universitätsspital Zürich tätig. Er hat 7 Ehrendoktorwürden und zahlreiche internationale Auszeichnungen. Seit 2001 leitet er seine eigene private «Klinik Professor Sailer» in Zürich. Diese ist ein Kompetenzzentrum in den Bereichen ästhetische Chirurgie, Gesichts-, Kiefer- und Oralchirurgie, rekonstruktive und Missbildungs-Chirurgie, Schlafapnoe und Schnarchen.

Sailer erforschte und entwickelte in seiner beruflichen Laufbahn zahlreiche chirurgische Methoden, eine davon heilt die obstruktive Schlafapnoe. Diese Operation zählt an der Klinik Professor Sailer inzwischen zu den Routineeingriffen und verhindert auch die gesundheitlichen Folgen der lebensbedrohlichen Schlafapnoe wie Herzinfarkt, Schlaganfall, Diabetes Typ 2 oder Demenz.

Klinik Professor Sailer

Lehnen Sie auch gewisse Wünsche Ihrer Kunden bei Schönheits-Ops ab?
Natürlich. Das sind Operationen, die Menschen sichtlich entstellen – beispielsweise Hörner auf der Stirn. Auch behandle ich keine Patienten, die aufgrund einer psychischen Störung unter das Messer wollen. So gibt es etwa das Dysmorphie-Syndrom. Hierzu gehören auch bipolare Persönlichkeitsstörungen mit Störungen der Selbstwahrnehmung. Die Betroffenen fühlen sich hässlich, obwohl sie es gar nicht sind.

Und die anderen Patienten sind nach Ihren Behandlungen immer zufrieden?
Es gibt immer wieder Leute, die sich etwas anderes vorgestellt haben. Das ist normal. Die grosse Mehrheit ist aber nach einer Behandlung total glücklich und überrascht, wie viel diese ausmacht. Zum Beispiel bei Nasenkorrekturen – wenn man einen Höcker auf der Nase entfernt, wirkt die Person um Jahre jünger.

Macht es auch Sie glücklich, wenn sich Menschen besser fühlen?
Sicher, ich kann Menschen neues Selbstbewusstsein geben. Mein Beruf ist wunderschön und sehr erfüllend. Allerdings ist die Schönheitschirurgie nur ein Teil meiner Arbeit. Am häufigsten behandle ich Patienten, die unter Schlafapnoe leiden. Diese lebensbedrohliche Krankheit erkennt man durch lautes Schnarchen und Atemaussetzer während des Schlafes. Durch meine operative Methode des Rotation Advancement kann ich die Betroffenen nachhaltig heilen. Damit rette ich wirklich Leben.

Mit 78 Jahren leiten Sie noch immer eine Klinik und führen grosse Operationen durch. Wann setzen Sie sich zur Ruhe?
Daran denke ich momentan nicht. Ich fühle mich topfit und habe viel Freude an meiner Arbeit. Es fällt mir auch nicht schwer, mich während einer zehnstündigen Operation zu konzentrieren. Dabei kommt mir auch meine Erfahrung zugute.

Sie sehen auch sehr jung aus. Welche Eingriffe haben Sie an sich machen lassen?
Bisher nur Botox im Stirnbereich. Ich habe das Glück, dass ich von Natur aus relativ jung wirke. Aber natürlich altere auch ich. Deshalb schliesse ich weitere Eingriffe in Zukunft auch nicht aus.