Es gibt viele Gründe, die immer wieder unterstreichen, dass Grosseltern zweifelsohne eine besonders wichtige Rolle im Familienalltag spielen. Unter anderem...:
Und trotzdem gibt ihnen all das nicht das Recht, ungeschriebene Regeln zu missachten und Grenzen zu überschreiten. Die gute Nachricht ist jedoch: Wer potenzielle Fehler kennt, kann diese auch gut vermeiden.
Dass mit Eltern und Grosseltern zwei Generationen aufeinandertreffen, ist kein Geheimnis. Gleichzeitig haben sich die Erziehungsmethoden im Laufe der Zeit verändert. Übergriffige Grosseltern blenden jedoch genau das aus. Die nutzen den Kontakt zu ihren Kindern und Kindeskindern, um ihre Enkel auf diese Weise mitzuerziehen. Im Extremfall degradieren sie die Eltern des Kindes und nehmen sich das Recht heraus, ihre eigenen Vorstellungen der perfekten Erziehung anzuwenden.
So gut wie jede Familie hat ihre eigenen Regeln aufgestellt. In manchen Haushalten müssen Kinder beim Abräumen des Tisches helfen, manchmal muss der Nachwuchs sitzen bleiben, bis alle fertig gegessen haben... Manchmal aber auch nicht. Grosi und Grossvati sollten (auch wenn es schwerfällt) versuchen, zu akzeptieren, dass im Zuhause ihrer Kinder andere Regeln gelten und dass es nicht ihr Recht ist, diese zu verändern.
Die Eltern stellen im Leben eines Kindes über einen langen Zeitraum in den meisten Fällen die engsten Bezugspersonen dar. Sie bieten im Idealfall Halt und gelten als sicherer Hafen. Daher sollten Grosseltern darauf verzichten, die Eltern vor den Kindern zu kritisieren. Dies bedeutet natürlich nicht, dass Eltern grundsätzlich nicht mit ihren möglichen Fehlern konfrontiert werden sollten … nur bitte unter vier Augen.
Ebenso wie sich die Zeiten verändert haben, unterliegt auch die Mode einem kontinuierlichen Wandel. Hinzu kommt, dass es früher im Rahmen der Kindererziehung üblich war, Themen wie Gewicht, ungekämmte Haare und Ähnliches anzusprechen. Heute weiss man allerdings, dass genau das einer kleinen Kinderseele schaden kann. Es ist nicht das Recht der Grosseltern, ihre Enkelkinder auf Übergewicht oder die Art der Kleidung hinzuweisen... auch dann nicht, wenn sie sich nicht mit dem Auftreten der Jüngeren identifizieren können.
Sätze wie «Aber das haben alle aus der Familie schon vor dir gemacht!» wirken vergleichend und können tief verletzen. Heute legen Eltern mehr denn je Wert auf die individuelle Entwicklung ihrer Kinder. Hierzu gehört es unter anderem auch, Hobbys ausüben zu dürfen, die sie interessieren. Sätze, die mit «Aber die anderen...» beginnen, haben in vielen Familien heutzutage einen deutlich niedrigeren Stellenwert als es früher der Fall war.
Die Enkelkinder sind zu Besuch und das Mittagessen steht an? Vielen Grosseltern fällt es interessanterweise schwer, ein «Ich bin satt!» zu akzeptieren. Sätze wie «Aber wenn du nicht aufisst, wird das Wetter schlecht...» sind ebenso wenig förderlich wie der Plan, Kinder zum Aufessen zu zwingen. Oft sind es die besondere Situation und die ungewohnte Umgebung, die dafür sorgen, dass Enkelkinder den Grosseltern vielleicht etwas weniger Hunger haben.
Viele Grosseltern lieben es, wenn ihre Enkelkinder sie umarmen und ihnen vielleicht ein Küsschen auf die Wange drücken. Dennoch sollten Gesten wie diese niemals als Selbstverständlichkeit hingenommen werden. Wie eng die Bindung zwischen Grosseltern und Enkelkindern ist, ist von verschiedenen Faktoren abhängig und wer keine Lust auf Umarmen und Co. hat, darf niemals gezwungen werden.
Die eigenen Kinder schicken die Enkelkinder schon früh in die Kita? Immer müssen sich die Grosseltern als Erste melden, wenn es darum geht, den Kontakt herzustellen? Der Umgang der Generationen untereinander kann, muss aber nicht kompliziert sein. Wer lernt, zu akzeptieren, dass sich die Kinder mit ihren Kindern nun eine eigene Welt aufgebaut haben, versteht oft besser, dass es sinnvoll (und wichtig) ist, Freiräume zu gewähren.
Auch in Bezug auf das Thema Mediennutzung ist es ratsam, die Veränderungen der Zeit zu berücksichtigen. Mittlerweile spielt die Digitalisierung (übrigens auch im Alter) eine immer wichtigere Rolle. Kinder lernen bereits früh, sich mit Medien und den hierfür erforderlichen Geräten auseinanderzusetzen und bereiten sich so auch auf den Alltag in der Schule vor. Hier gilt es, den Eltern zu vertrauen, dass sie dazu in der Lage sind, die Medienzeit des Nachwuchses im Auge zu behalten.
Keine Frage: Enkel freuen sich über Geschenke ihrer Grosseltern. Dennoch wäre es falsch, die Kinder, zum Beispiel auch gegen den Willen der Eltern, zu sehr zu verwöhnen. Auch in Ausnahmefällen, wenn beispielsweise die Trennung der Eltern und der hiermit verbundene Streit ums Sorgerecht, dafür gesorgt haben, dass die Welt eines Kindes Kopf steht, ist es wichtig, Mass zu halten.
Generell ist es wichtig, dass Geschenke, die Grosseltern Kindern machen, an deren Alter und deren Fähigkeiten angepasst wurden. Was hier die jeweils beste Entscheidung ist, ist vom jeweiligen Einzelfall abhängig. Die Eltern stellen hierbei eine wichtige Anlaufstelle für die Grosseltern dar, da sie meistens genau wissen, was sich der Nachwuchs wünscht bzw. gebrauchen kann.
Viele Grosseltern erwarten, dass sich das Leben der Familie (zum Beispiel gerade nach der Geburt des Enkelkindes) um sie dreht. Immerhin sind SIE gerade Grosi und Grossvati geworden. Paare, die jedoch gerade Eltern geworden sind, wissen jedoch oft nichts mehr zu schätzen als Ruhe und eine entspannte Kennenlernzeit. Besuche im betreuten Wohnen oder im Pflegeheim können während dieser stressigen Zeit zu einer echten Herausforderung werden. Eltern (und übrigens auch Schwiegereltern) sollten lernen, genau das zu akzeptieren und sich noch ein wenig zu gedulden.
Wenn Generationen aufeinandertreffen, kommt es hin und wieder zu Konflikten. Umso wichtiger ist es, dass beide Seiten grundsätzlich dazu bereit sind, sich aufeinander einzulassen, manchmal die Perspektive zu wechseln und den anderen so zu akzeptieren, wie er (oder sie) ist.
Vor allem in herausfordernden Zeiten, wie bei einer Scheidung der Eltern, ist es ratsam, sich immer wieder die Frage «Was ist das Beste für die Kinder?» zu stellen. Ergänzend hierzu ist es von Vorteil, sich immer wieder in Erinnerung zu rufen, dass es auch in den liebevollsten Familien vollkommen normal sein sollte, sich abzugrenzen und anderen genau die Freiheit zu bieten, die man auch selbst erwartet.
Haben Grosseltern Anspruch auf persönlichen Verkehr bzw. ein Besuchsrecht? Was sagt das Gesetz? In der Vergangenheit hat sich unter anderem bereits das ein oder andere Gericht mit Fragen wie diesen auseinandergesetzt.
Grundsätzlich gilt: Das Gesetz schreibt Grosseltern keine spezifischen Rechte in Bezug auf den Umgang mit ihren Enkelkindern zu. Das bedeutet unter anderem, dass sich Grosseltern zum Beispiel nicht auf ein garantiertes Besuchsrecht berufen können. Laut Zivilgesetzbuch kann allerdings im Zusammenhang mit aussergewöhnlichen Umständen ein Anspruch auf persönlichen Verkehr festgelegt werden. Als wichtige Grundvoraussetzung gilt allerdings, dass das Wohl des Kindes im Fokus stehen muss.
Mit dem Ziel, eventuelle Streitigkeiten im Idealfall (und ebenfalls wieder zum Wohl der Kinder) schnell zu lösen, verweist Pro Familia Schweiz auf die Möglichkeit, sich an eine Familienberatungsstelle zu wenden bzw. eine Familienmediation in Anspruch zu nehmen. Mit Hilfe der Experten ist es in vielen Fällen möglich, sich zum Beispiel nach einer Scheidung, wenn Grosseltern das Besuchsrecht zunächst verweigert wird, auf eine Vorgehensweise zu einigen, mit der sich alle Parteien anfreunden können.
Wer Grosseltern das Umgangsrecht mit ihren Enkeln grundsätzlich verweigert, muss in der Regel eine Alternative, wie ein Treffen mit einem Elternteil als Begleitung, anbieten. Ansprechpartner ist hier dann die Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde am Wohnort des Kindes.